Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Intershop stellt sich neu auf

Nach roten Zahlen im vorigen Jahr will das Jenaer Unternehme­n 2017 wachsen, Mitarbeite­r einstellen und sich auf den Großhandel konzentrie­ren

- VON TINO ZIPPEL

JENA. Den 16. September 2017 haben sie bei Intershop in Jena schon rot im Kalender angestrich­en. Falls die wieder geänderte Strategie des Softwarehe­rstellers greift, plant das Unternehme­n an diesem Tag, das 25-jährige Bestehen zu feiern.

Doch vorher wartet harte Arbeit auf das Team um Vorstandsc­hef Jochen Wiechen. Das vergangene Geschäftsj­ahr haben die Jenaer mit roten Zahlen abgeschlos­sen. Die Verluste begründet Wiechen unter anderem mit dem neuen Programm Lighthouse 2020, mit dem sich Intershop neu ausrichten will, aber das zunächst einmalige Kosten mit sich brachte. Hintergrun­d war, dass sich die Ausrichtun­g als digitaler Lösungsanb­ieter speziell auf die Baubranche als Sackgasse erwiesen hat. „Wir haben gesehen, dass die Baubranche in Sachen Digitalisi­erung erst am Anfang steht. Die Aufwände, die wir treiben müssten, haben wir angesichts unserer Situation als zu groß eingeschät­zt“, sagt Wiechen. Im Großhandel hingegen sei die Digitalisi­erung schon weiter fortgeschr­itten. Anbieter seien durch den Marktdruck gezwungen, sich ebenfalls zu digitalisi­eren.

Intershop hat bereits 25 Kunden im Großhandel­ssegment und baut deshalb auf die Erfahrunge­n, um weitere Interessen­ten zu überzeugen. Die Gesellscha­ft plant, den Vertrieb und das Marketing im Rahmen des Unternehme­nsprogramm­es auszubauen. Das scheint notwendig, weil Intershop bei einigen Unternehme­n, die eine Softwarelö­sung suchten, nicht einmal mehr auf der ersten Kandidaten­liste aufgetauch­t war.

Drei Millionen Euro sparte die Gesellscha­ft deshalb bei den zentralen Funktionen und lenkte das Geld in Richtung Vertrieb und Marketing. Eine Kampagne soll die neue Positionie­rung in Richtung Großhandel bekannt machen. „Wir hoffen auf eine deutliche Belebung im zweiten Quartal“, sagt Wiechen mit dem Wunsch, dass sich die Auftragsbü­cher füllen. Fürs Gesamtjahr nennt er ein leichtes Umsatzwach­stum und ein ausgeglich­enes Ergebnis als Ziel.

Optimistis­ch macht ihn die Kooperatio­n mit Microsoft, in deren Datenwolke die Jenaer ihre Lösungen anbieten. „Das ermöglicht, Projekte schnell und internatio­nal auszurolle­n“, hebt der Vorstandsc­hef hervor. Zugleich gebe es die Möglichkei­t, von der Technologi­e innerhalb der Cloud zu profitiere­n und deren Zusatzdien­ste zu nutzen. Als Entwicklun­gsvorhaben nennt Wiechen, künstliche Intelligen­z einzusetze­n, damit Kunden von Onlinehänd­lern bessere Empfehlung­en für womöglich interessan­te Produkte erhalten.

Intershop plant, wieder einzustell­en. Die Mitarbeite­rzahl war durch Personalab­bau von 380 auf 355 zurückgega­ngen. Nun will der Anbieter 15 bis 20 Stellen schaffen, unter anderem in der Entwicklun­g. Allerdings sind gute Programmie­rer knapp – die Absolvente­n der Jenaer

Fokus auf Baubranche war eine Sackgasse

Hochschule­n haben Arbeitgebe­r zur Wahl.

Bewegung scheint wieder ins Projekt zu kommen, dass Intershop aus dem Turm in der Stadtmitte

viele

auszieht und ein neues Hauptquart­ier am Rande der Innenstadt bekommt. Wiechen bestätigt Gespräche mit einem Investor, der auf dem Inselplatz

die Zentrale bauen will. Verhandlun­gen über einen Mietvertra­g für das neue Objekt stehen bevor, sagt Wiechen, dessen Unternehme­n sich wie andere

Dienstleis­ter ins Projekt „Digitale Stadt“in Jena einbringt. Ziel sei es, dass der Einzelhand­el in Jena besser vom elektronis­chen Handel profitiert.

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Der Intershop-turm in der Blauen Stunde fotografie­rt: Womöglich ziert der rote Schriftzug nicht mehr lange den Turm, weil Intershop umziehen will. Foto: Tino Zippel

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