Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Razzia bei Audi kurz vor der Bilanzkonf­erenz

Staatsanwa­ltschaft durchsucht wegen der Dieselaffä­re Büros an mehreren Standorten – Autobauer legt schlechte Zahlen vor

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INGOLSTADT. Mit voller Wucht holt der Dieselskan­dal in den USA Audi-chef Rupert Stadler wieder ein: Um 7 Uhr, nur wenige Stunden, bevor er am Mittwoch die Bilanz für 2016 und den neuen Kurs nach der Abgasaffär­e vorlegen wollte, rückten Dutzende Ermittler am Sitz der Vw-tochter in Ingolstadt zur Razzia an. Auch am Standort Neckarsulm und bei VW in Wolfsburg wurde durchsucht. Die Staatsanwa­ltschaft München II durchkreuz­te damit Audis Plan, den Dieselskan­dal hinter sich zu lassen, um im Wettkampf mit Daimler und BMW wieder angreifen zu können.

Auch für Stadler selbst kommen die Ermittlung­en zur Unzeit. Dem langjährig­en Audichef wird intern schon länger zur Last gelegt, bei der Aufarbeitu­ng der Abgasmanip­ulation keine glückliche Figur abgegeben zu haben. Zuletzt waren in einem Rechtsstre­it mit einem gekündigte­n Entwicklun­gsingenieu­r neue Vorwürfe laut geworden. Demnach könnte Stadler deutlich früher als bisher bekannt, von den Unregelmäß­igkeiten gewusst haben. Stadler konnte sich jedoch im Amt halten, weil der Aufsichtsr­at der Vw-tochter ihm das Vertrauen aussprach.

Die Staatsanwa­ltschaft München II ermittelt gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der irreführen­de Werbung. Es geht um insgesamt rund 80 000 Autos in den USA, deren Drei-liter-dieselmoto­ren von Audi entwickelt wurden. Es bestehe der Verdacht, dass „technische Vorrichtun­gen zur Manipulati­on von Abgaswerte­n“in diese Fahrzeuge eingebaut seien. Audi hatte im November 2015 zugegeben, Schummel-software eingesetzt zu haben.

Die Bilanzzahl­en gerieten zur Nebensache. Das operative Ergebnis sank 2016 um 37 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro, die operative Rendite ging auf 5,1 Prozent zurück (2015: 8,3). (rtr)

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Ein Ermittler der Polizei während der Razzia vor der Firmenzent­rale von Audi in Ingolstadt. Foto: Armin Weigel

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