Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Der große Usb-kabelsalat

Der „Universal Serial Bus“ist die verbreitet­ste Schnittste­lle bei Computern und Smartphone­s – Trotzdem blickt kaum jemand bei der Vielzahl von Formaten durch

- VON JAN MÖLLEKEN

ERFURT. Das Ende des Kabelgewir­rs? Statt etliche Anschlüsse für Strom, Bildschirm, Kopfhörer und Datenübert­ragung zu verbauen, kommt Apples Einstiegs-macbook mit nur noch einem Usb-c-anschluss aus, der alle Aufgaben übernimmt: Hier lassen sich Fernseher oder externer Monitor sowie Audioboxen oder das Stromkabel zum Aufladen anschließe­n.

Auch andere Hersteller ziehen nach und verbauen Usb-cstecker in Computer und Smartphone­s – doch oft leisten die Anschlüsse weniger als erhofft. Gleichzeit­ig bieten Usb-3.0-anschlüsse mehr Leistung als vermutet – wenn man denn das richtige Kabel anschließt. Ein Versuch, den Usb-dschungel zu lichten.

Das Tempo 1-2-3

Um das Optimum aus seinen Usb-anschlüsse­n herauszuho­len, sollte man die Usb-versionen kennen. Heutzutage trifft man überwiegen­d noch auf USB 2.0. Das überträgt rechnerisc­h maximal 480 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und wird auch als Highspeed-usb bezeichnet. Die gewaltig klingenden Übertragun­gsraten muss man stets in gängige Alltagswer­te übersetzen. So rechnen Verbrauche­r üblicherwe­ise in der Einheit Byte, ein Byte besteht aus acht Bit. So bleiben von 480 Megabit nur noch 60 Megabyte pro Sekunde übrig.

Und auch davon steht nicht alles zur Datenübert­ragung zur Verfügung: Im Alltag kommt man so kaum über einen Durchsatz von 40 Megabyte pro Sekunde (MB/S) hinaus. Wer also seine Fotos von einer vollen 64Gigabyte-speicherka­rte auf den PC überspiele­n möchte, braucht locker eine halbe Stunde

Dabei unterstütz­en viele Geräte längst USB 3.0 mit „Super Speed“. Das leistet theoretisc­h fünf Gigabit pro Sekunde (Gbit/ s), im Alltag bleiben da theoretisc­h rund 300 MB/S übrig – mehr als viele Festplatte­n und Kartenlese­geräte nutzen können. Noch einmal doppelt so schnell ist USB 3.1 mit „Super Speed Plus“, dessen Datenrate mit zehn Gbit/s beziffert wird. Als wäre das nicht schon komplizier­t genug, gibt es für Usbversion­en mit fünf bzw. zehn Gbit/s Datenrate auch die alternativ­e Bezeichnun­g „USB 3.1 Gen 1 und Gen 2“.

Richtig stecken

Viele schnelle Usb-3.0-geräte fristen ein Leben im Standgas. Schuld daran ist die eigentlich praktische Abwärtskom­patibilitä­t von Usb-typ-a-steckern (siehe Bild).

Die Abwärtskom­patibilitä­t macht es möglich, dass man seine Usb-3.0-festplatte ohne Probleme in einen USB-2.0-PORT stöpseln kann. Allerdings läuft sie dann auch nur im langsamere­n Usb-2.0-modus. Tückischer­weise sind auch bei modernen PCS oft nur zwei oder drei der Usb-anschlüsse in der schnellen 3.0-Version ausgelegt (meist sind sie blau und mit dem Schriftzug „USB 3.0“gekennzeic­hnet). An den übrigen Usbports werden die modernen Geräte ausgebrems­t.

Und selbst wenn man den richtigen Anschluss erwischt, gibt es noch eine weitere Fehlerquel­le: das Kabel. Usb-3.0-kabel haben zwei zusätzlich­e Aderpaare, um die hohe Bandbreite umzusetzen. Greift man stattdesse­n versehentl­ich zu einem Usb-2.0-kabel, wird auch die Übertragun­g entspreche­nd gedrosselt.

Immerhin lassen sich die USB-2.0- und Usb-3.0-kabel auf Geräteseit­e recht gut auseinande­rhalten. Die sechseckig­en Usb-typ-b-stecker, wie man sie etwa vom Drucker kennt (nicht abgebildet), sind bei Usb-3.0geräten eher selten. Sie kann man auch nicht verwechsel­n, denn die 2.0- und 3.0-Version passen schlicht nicht in den USB-PORT des jeweils anderen Standards.

Zu lange Leitung?

Um die schnellste Usb-geschwindi­gkeit „Super Speed Plus“mit 10 Gbit/s auch erreichen zu können, müssen die Kabel bestimmte Qualitätsm­erkmale einhalten – das kann vor allem bei No-name-produkten aus dem Internet zum Problem werden. Mit bloßem Auge ist das leider nicht zu erkennen. Ein Anhaltspun­kt: die empfohlene Kabelhöchs­tlänge beträgt bei „Super Speed“drei Meter, bei „Super Speed Plus“nur einen.

USB-C

Immerhin gehören diese Probleme mit der Usb-c-buchse teilweise der Vergangenh­eit an. Künftig wird zumindest die Steckerfra­ge einfach: mit USB-C bleibt nur ein Steckertyp übrig – sowohl in Computern als auch in Smartphone­s. Außerdem ist der Stecker endlich verdrehsic­her ausgelegt. Wie herum man ihn einsteckt, ist egal. Natürlich ist das Format Usb-3.1-gen-2kompatibe­l, Daten lassen sich also mit bis zu zehn Gbit/s übertragen. Zusätzlich wurde auch das „Display Port“-protokoll integriert, so können moderne Monitore direkt über USB-C angeschlos­sen werden.

Darüber hinaus bietet die neue Funktion „Power Delivery“(PD) auch genügend Saft, um ausgewachs­ene Notebooks aufzuladen, bis zu 100 Watt elektrisch­er Leistung können über eine entspreche­nd beschaltet­e Schnittste­lle bereitgest­ellt werden. Und natürlich lassen sich per Adapter auch ältere Usbgeräte mit dem neuen Standard verbinden.

Die Umsetzung

Beendet USB-C also die große Steckerver­wirrung? Leider nein. Denn all die geschilder­ten Funktionen sind via USB-C zwar möglich, aber keineswegs zwingend. So lassen sich die Geräte oft nur an einem der Anschlüsse aufladen, der Bildschirm sich vielleicht nur an einem oder gar keinem der USBC-PORTS anschließe­n. Nicht einmal auf Geschwindi­gkeit ist Verlass: So sind neue Smartphone­s zwar häufig schon mit dem Usbc-stecker ausgestatt­et – intern aber nur mit einem USB-2.0CHIP verbunden. Die Suche nach den richtigen Steckplätz­en bleibt also in Zukunft erhalten.

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USB . Micro B
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USB . Typ A
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USB . Micro B
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USB . Typ A
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USB Typ C

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