Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Deutsche sind chronisch müde
Acht von zehn Bürgern haben Schlafprobleme
BERLIN. Sie können abends nicht einschlafen, nachts nicht durchschlafen, morgens nicht ausschlafen – und es werden immer mehr: Die Zahl der Deutschen mit Schlafproblemen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Rund 80 Prozent der Bundesbürger zwischen 35 und 65 Jahren klagen über zu wenig oder zu schlechten Schlaf – 2010 waren es noch weniger als die Hälfte. In ihrem Gesundheitsreport schlägt die Krankenkasse DAK nun Alarm: Die Deutschen sind chronisch müde, die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen würden jedoch bislang unterschätzt.
Für den Report wurden Versichertendaten ausgewertet und rund 5200 erwerbstätige Frauen und Männer repräsentativ befragt. 43 Prozent der Deutschen fühlen sich demnach tagsüber „ziemlich oft“, „meistens“oder sogar „immer“müde. Jeder Dritte hat mehrmals in der Woche Probleme beim Einschlafen oder Durchschlafen, jeder Fünfte bekommt nicht mehr als fünf Stunden Schlaf. Bei zehn Prozent liegt eine ernsthafte Schlafstörung vor. Auch hier verzeichnet der Report eine deutliche Zunahme. Das hat Folgen – für die Einzelnen, aber auch für die Betriebe und die Krankenkassen: Die Fehltage aufgrund von Schlafstörungen stiegen um rund 70 Prozent auf jetzt 3,86 Tage je 100 Versicherte. Experten warnen vor Depressionen, Angststörungen, aber auch organischen Erkrankungen durch chronischen Schlafmangel.
„Der Anstieg ist dramatisch“, sagt Ingo Fietze, Leiter des schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité. „Das macht Angst.“Die Versorgungslage für Schlafpatienten sei in Deutschland schlecht. Es gebe zwar rund 300 Schlaflabore, doch kaum niedergelassene Schlafmediziner, viele Patienten wüssten nicht, an wen sie sich wenden sollten. Stattdessen, das zeigt der Dak-report, versuchen viele, die Schlafprobleme in Eigenregie zu behandeln: Jeder Zweite mit massiven Schlafproblemen kauft Schlafmittel ohne Rezept.