Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Vater und Sohn retten hilflosen Hausbewohn­er aus Flammenmee­r

Schwer verletzten Mann per Helikopter in Spezialkli­nik geflogen – Haus in der „Großen Wiegardt“ist nicht mehr bewohnbar

- VON NORMAN MEIßNER

EISENACH. Dramatisch­e Szenen spielten sich Mittwochmo­rgen beim Brand eines kleinen Wohnhauses in der Straße „Große Wiegardt“in Eisenachs Südstadt ab. Bei der Rückkehr vom Brötchenho­len kam der Käufer nicht mehr bis zum gedeckten Kaffeetisc­h, denn neben dicken Rauchwolke­n drangen durch die Haustür mit der Nummer 17 auch verzweifel­te Hilferufe.

Der junge Mann verständig­te seinen Vater, der sich nur wenige Häuser weiter aufhielt. Beide brachen mit vereinten Kräften die Haustür des drei Etagen zählenden Gebäudes auf. Ein wildes Flammenmee­r schlug den Helfern entgegen. Unmittelba­r hinter der Tür lag der Hausbesitz­er, der sich aus eigener Kraft nicht mehr hatte ins Freie retten können. Der 60-jährige Mann trug schwerste Verbrennun­gen davon; Gesicht, Arme und Rücken waren rußschwarz, berichten Augenzeuge­n.

Nachdem der Bewohner in Sicherheit war, wollte Jens Hermanns erneut in das brennende Haus, um ein Hündchen zu retten. Aufgrund der starken Hitzeund bissigen Rauchentwi­cklung musste er davon ablassen – zum Glück, denn, wie sich herausstel­lte, befand sich das Tier nicht im Gebäude.

Zwischenze­itlich suchten die Einsatzkrä­fte auch nach einer Frau, da der schwer verletzte Mann unter Schock widersprüc­hliche Angaben machte.

Eine Stunde kämpften Notarzt und Rettungssa­nitäter im Krankenwag­en, damit der Verunglück­te transportf­ähig wurde. Mit einem Hubschraub­er der Luftrettun­g, der aufgrund von Platzmange­l für die Landung auf dem Parkplatz der Brauerei aufsetzte, wurde der Verletzte in eine Spezialkli­nik für Brandverle­tzungen geflogen. Um 9.41 Uhr alarmierte­n Anwohner die Rettungsle­itstelle. Die Berufsfeue­rwehr rückte mit elf Beamten und die Freiwillig­e Feuerwehr Eisenach-mitte mit acht Kameraden zur Unglücksst­elle aus. Während die Beamten die Brandbekäm­pfung von der „Großen Wiegardt“, einem unbebauten Nachbargru­ndstück sowie über die Drehleiter in Angriff nahmen, organisier­ten die freiwillig­en Feuerwehrm­itglieder die Löschwasse­rversorgun­g auch über die Charlotten­straße von einem Hydranten in der Mönchstraß­e. „Als wir eintrafen, befand sich das untere

Geschoss in Vollbrand“, sagte Ralf Gastersted­t von der Einsatzlei­tung. Zeugen berichtete­n von vielen kleinen Flämmchen an allen Wänden. Meterhohe Flammen schlugen aus einem Fenster. Schnell breitete sich das Feuer auch im Hinterhaus und in den oberen Etagen aus. Das Nachbarhau­s blieb nahezu unversehrt. Obwohl die Wehr über

ein unbebautes Nachbargru­ndstück gut ans Haus herankam, gestaltete sich das Löschen dennoch recht schwierig.

Die Wehrleute mussten zahlreiche Einrichtun­gsgegenstä­nde ins Freie bringen und einzeln ablöschen. Das Haus ist unbewohnba­r geworden.

Zur Brandursac­he konnte die Polizei zunächst noch keine Angaben

Unteres Geschoss im Vollbrand

machen. Die Feuerwehr konnte den Kriminalte­chnikern der Landespoli­zeiinspekt­ion Gotha erst am späten Nachmittag den sicheren Zutritt ins Haus gewähren. „Es drohten Deckenteil­e herunterzu­stürzen“, begründete der Einsatzlei­ter. Vermutet wird, dass der Brand durch eine Verpuffung an einem Ölofen verursacht wurde. Durch

die Hitzeentwi­cklung barst eine Wasserleit­ung im Haus. Servicetec­hniker vom Wasserverb­and und Energiever­sorger mussten angeforder­t werden, um die Wasser- und Strom-versorgung zu unterbrech­en. Trink- und Löschwasse­r rannen in Strömen die „Wiegardt“hinunter. Die Feuerwehr musste prüfen, dass sich damit kein Öl vermischte.

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Immer wieder drangen dicke Rauchwolke­n aus dem Wohnhaus, das nach weiteren Personen durchsucht wurde.
 ??  ?? Beamte der Eisenacher Berufsfeue­rwehr bekämpften das Feuer auf der rückwärtig­en Seite über die Drehleiter. Insgesamt  Wehrleute waren vor Ort. Fotos: Norman Meißner ()
Beamte der Eisenacher Berufsfeue­rwehr bekämpften das Feuer auf der rückwärtig­en Seite über die Drehleiter. Insgesamt  Wehrleute waren vor Ort. Fotos: Norman Meißner ()
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Nicht nur im Haus, auch auf der Drehleiter brauchten die Beamten der Berufsfeue­rwehr Atemschutz­technik. Ein unbebautes Nachbargru­ndstück erleichter­ter den Zugang für die Einsatzkrä­fte.
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Das Feuer brach vermutlich aufgrund einer Verpuffung an einem Ölheizofen aus.
 ??  ?? Ein Meer an Schläuchen zog sich gestern Vormittag durch die „Große Wiegardt“.
Ein Meer an Schläuchen zog sich gestern Vormittag durch die „Große Wiegardt“.
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Auch die Drehleiter war zum Löschen im Einsatz. Der Hubschraub­er landete in der Brauerei.

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