Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Vater und Sohn retten hilflosen Hausbewohner aus Flammenmeer
Schwer verletzten Mann per Helikopter in Spezialklinik geflogen – Haus in der „Großen Wiegardt“ist nicht mehr bewohnbar
EISENACH. Dramatische Szenen spielten sich Mittwochmorgen beim Brand eines kleinen Wohnhauses in der Straße „Große Wiegardt“in Eisenachs Südstadt ab. Bei der Rückkehr vom Brötchenholen kam der Käufer nicht mehr bis zum gedeckten Kaffeetisch, denn neben dicken Rauchwolken drangen durch die Haustür mit der Nummer 17 auch verzweifelte Hilferufe.
Der junge Mann verständigte seinen Vater, der sich nur wenige Häuser weiter aufhielt. Beide brachen mit vereinten Kräften die Haustür des drei Etagen zählenden Gebäudes auf. Ein wildes Flammenmeer schlug den Helfern entgegen. Unmittelbar hinter der Tür lag der Hausbesitzer, der sich aus eigener Kraft nicht mehr hatte ins Freie retten können. Der 60-jährige Mann trug schwerste Verbrennungen davon; Gesicht, Arme und Rücken waren rußschwarz, berichten Augenzeugen.
Nachdem der Bewohner in Sicherheit war, wollte Jens Hermanns erneut in das brennende Haus, um ein Hündchen zu retten. Aufgrund der starken Hitzeund bissigen Rauchentwicklung musste er davon ablassen – zum Glück, denn, wie sich herausstellte, befand sich das Tier nicht im Gebäude.
Zwischenzeitlich suchten die Einsatzkräfte auch nach einer Frau, da der schwer verletzte Mann unter Schock widersprüchliche Angaben machte.
Eine Stunde kämpften Notarzt und Rettungssanitäter im Krankenwagen, damit der Verunglückte transportfähig wurde. Mit einem Hubschrauber der Luftrettung, der aufgrund von Platzmangel für die Landung auf dem Parkplatz der Brauerei aufsetzte, wurde der Verletzte in eine Spezialklinik für Brandverletzungen geflogen. Um 9.41 Uhr alarmierten Anwohner die Rettungsleitstelle. Die Berufsfeuerwehr rückte mit elf Beamten und die Freiwillige Feuerwehr Eisenach-mitte mit acht Kameraden zur Unglücksstelle aus. Während die Beamten die Brandbekämpfung von der „Großen Wiegardt“, einem unbebauten Nachbargrundstück sowie über die Drehleiter in Angriff nahmen, organisierten die freiwilligen Feuerwehrmitglieder die Löschwasserversorgung auch über die Charlottenstraße von einem Hydranten in der Mönchstraße. „Als wir eintrafen, befand sich das untere
Geschoss in Vollbrand“, sagte Ralf Gasterstedt von der Einsatzleitung. Zeugen berichteten von vielen kleinen Flämmchen an allen Wänden. Meterhohe Flammen schlugen aus einem Fenster. Schnell breitete sich das Feuer auch im Hinterhaus und in den oberen Etagen aus. Das Nachbarhaus blieb nahezu unversehrt. Obwohl die Wehr über
ein unbebautes Nachbargrundstück gut ans Haus herankam, gestaltete sich das Löschen dennoch recht schwierig.
Die Wehrleute mussten zahlreiche Einrichtungsgegenstände ins Freie bringen und einzeln ablöschen. Das Haus ist unbewohnbar geworden.
Zur Brandursache konnte die Polizei zunächst noch keine Angaben
Unteres Geschoss im Vollbrand
machen. Die Feuerwehr konnte den Kriminaltechnikern der Landespolizeiinspektion Gotha erst am späten Nachmittag den sicheren Zutritt ins Haus gewähren. „Es drohten Deckenteile herunterzustürzen“, begründete der Einsatzleiter. Vermutet wird, dass der Brand durch eine Verpuffung an einem Ölofen verursacht wurde. Durch
die Hitzeentwicklung barst eine Wasserleitung im Haus. Servicetechniker vom Wasserverband und Energieversorger mussten angefordert werden, um die Wasser- und Strom-versorgung zu unterbrechen. Trink- und Löschwasser rannen in Strömen die „Wiegardt“hinunter. Die Feuerwehr musste prüfen, dass sich damit kein Öl vermischte.