Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Städtebaul­ich bedeutsame Villa sucht neuen Besitzer

Geschichts­trächtiges und prägnantes Einzeldenk­mal auf der Marienhöhe steht zum Verkauf

- VON JENSEN ZLOTOWICZ

EISENACH. Es ist mittlerwei­le 20 Jahre (!) her, dass die Villa Ottospeßha­rdt-straße 16 in der Zeitungsse­rie „Villen in Eisenach“vorgestell­t wurde. Es war der 23. Teil der damals noch jungen Reihe. Die „Villa Kade“, nach ihrem ersten Eigentümer, dem Eisenacher Apotheker Rudolf Kade benannt, ist ein Einzeldenk­mal, ein besonderes dazu. Sie steht wieder zum Verkauf.

Das Landhaus in exponierte­r Lage auf der Marienhöhe gehört zur Gruppe städtebaul­ich bedeutsame­r Gebäude, schreibt Herlind Reiß in ihrer Denkmaltop­ographie „Villen und Landhäuser am Fuße der Wartburg“. Entworfen hat das 1874/75 errichtete­t Zweifamili­enhaus der Eisenacher Architekt Otto Harnisch.

Die Villa war über Jahrzehnte Wohnsitz der Pfarrerfam­ilie Phieler und anderen Geistliche­n. 1938 hatte Pfarrer Gerhard Phieler das Zweifamili­enhaus mit umliegende­n Park erworben. Mitunter drei Phielergen­erationen lebten und arbeiteten unter diesem Dach. Später übernahm das Diakonisch­e Werk die Villa, dessen Aufbau und Entwicklun­g Pfarrer

Phieler als Chef entscheide­nd geprägt hatte. Das Haus war Wohn- und Arbeitssit­z zugleich. Eine Vorgeschic­hte hatte es freilich

auch: Im frühen 20. Jahrhunder­t war die Immobilie Eigentum des Fabrikbesi­tzers Gustav Reinemann geworden, der dort angeblich auch beigesetzt worden war, und von dessen Erben Pfarrer Gerhard Phieler das Anwesen kaufte. Die herrschaft­liche Villa strahlte noch lange Zeit großbürger­lichen Stil mit reichlich Stuck, Intarsienp­arkett, originaler und großzügig angelegter Treppe, wertvollen Öfen und Bleikrista­llleuchter im Salon aus, doch bröckelte die Substanz mit den Jahren zusehens. Einiges davon ist noch erhalten.

Baulich leidet das herrschaft­liche Anwesen mit spatklassi­zistischer Note seit den späten 30er-jahren. Beschädigu­ngen im Zweiten Weltkrieg vergrößert­en die Mängellist­e. Für eine Generalsan­ierung fehlte immer das Geld.

Der bisherige Eigentümer, ein bekannter Unternehme­r und ehemaliger Discobetre­iber in Eisenach, brachte nicht zu Ende, was er mit viel Euphorie und finanziell­em Aufwand innen wie außen begonnen hatte. Nun steht ein halb fertiges Projekt. Haus und Park haben ob ihres Verganges hohen Investitio­nsbedarf. Seit Monaten wird das Einzeldenk­mal über Makler zum Kauf angeboten. Der letzte Angebotspr­eis war bei 800 000 Euro fixiert.

 ??  ?? Übereinand­erliegende Loggien und der prägnante Giebel mit dem Initial „K“prägen die Villa mit terrassier­tem Garten.
Foto: Jensen Zlotowicz
Übereinand­erliegende Loggien und der prägnante Giebel mit dem Initial „K“prägen die Villa mit terrassier­tem Garten. Foto: Jensen Zlotowicz

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