Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Erfurt kann ein gutes Omen sein“
Fußballbundestrainerin Steffi Jones über das Testspiel am 9. April in Erfurt, Gegner Kanada und ein klares Emziel
ERFURT. Am 9. April gastiert die deutsche Frauen-nationalmannschaft zu einem Testspiel in Erfurt gegen Kanada (15 Uhr). Wir sprachen mit Bundestrainerin Steffi Jones (44), die im Sommer mit der EM in den Niederlanden ihren ersten Titel anpeilt.
In den USA belegte Ihre Mannschaft beim Shebelievescup in den USA einen guten zweiten Platz. Zufrieden?
Ich bin zufrieden. Aus allen drei Spielen konnte ich gute Erkenntnisse gewinnen. Gegen die USA gab es nur eine theoretische Vorbereitung, wir hatten Jetlag und nur das Abschlusstraining. Auch wenn wir 0:1 verloren haben, wir haben gut dagegengehalten. Wir steigerten uns dann von Spiel zu Spiel. Gegen Frankreich habe ich auf acht Positionen gewechselt. Wir hatten viele Torchancen, aber das Tor nicht gemacht. Im letzten Spiel gegen England haben wir uns den Sieg erarbeitet. Ich war beeindruckt, wie wir gegen einen kampfbetonten Gegner defensiv organisiert waren.
Was versprechen Sie sich von dem Spiel gegen den Olympiadritten Kanada?
Kanada spielt wie England ein aggressives Angriffspressing. Sie schalten schnell um, da werden wir gefordert sein.
Zwei ihrer 111 Länderspiele fanden auch in Erfurt statt. Erinnern Sie sich?
Natürlich. Wir haben während der EM 2001 zwei Gruppenspiele in Erfurt bestritten – und sind am Ende Europameister geworden. Vielleicht ist Erfurt auch diesmal ein gutes Omen.
Ist Ihnen, obwohl es schon länger her ist, noch etwas in Erinnerung geblieben?
Es war bei der EM ein schöner Spielort. Aber wenn man in einem Turnier ist, bekommt man von der Kultur oder den Sehenswürdigkeiten wenig mit. Ich weiß aber noch, es waren viele Fans im Stadion, das war großartig. Auf das jetzige Spiel in Erfurt freue ich mich richtig.
Wie hat sich der Frauenfußball seit 2001 verändert?
Er ist vor allem athletischer geworden.
Steffi Jones (44) ist seit September 2016 Bundestrainerin. Sie bestritt zuvor 111 Länderspiele. Die Exverteidigerin wurde einmal Weltmeisterin und holte drei Emtitel.
Viele Nationen haben sich taktisch weiterentwickelt, können in verschiedenen Systemen spielen und sind breiter aufgestellt. Es wird immer schwieriger, sich durchzuspielen. Wir wollen aber unsere Ballsicherheit nutzen, um gegen tief stehende Gegner mit Kombinationen zum Erfolg zu kommen.
In der Bundesliga der Männer strömen jedes Wochenende Tausende Zuschauer ins Sta dion, in der Frauenbundesliga im Schnitt nur 1000. Wie erklären Sie sich das? Kann man für mehr Begeisterung sorgen?
Wir hinterfragen uns auch immer, warum nicht so viele Zuschauer zu Frauen-spielen ins Stadion gehen. Es liegt teilweise an den Anstoßzeiten. Es kommt aber auch immer darauf an, wie der Verein die Spiele aufzieht. Man muss die Spiele zu einen Event machen, auch wenn es manchmal schwierig ist.
Wir vom Verband sind immer im Austausch mit den Vereinen, um es zu verbessern. Den Stamm der Fans, die Familien und die ältere Generation, wollen wir behalten. Es sind aber auch die Spielerinnen wichtig, die Fanarbeit leisten müssen.
In der 1. Bundesliga kämpft der USV Jena gegen den Abstieg. Schafft der Verein den Klassenerhalt?
Der USV Jena arbeitet sehr gut. Sie haben viele junge Spielerinnen mit einer guten Spielanlage. Es wird nicht einfach, ich würde es ihnen aber wünschen. Machbar ist es auf jeden Fall.
Gibt es in Jena Spielerinnen, die irgendwann einmal den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen können?
Ausschließen will ich nichts. Bereits jetzt hat Jena Nationalspielerinnen im U-bereich, die nach der EM zu uns stoßen könnten.
Silvia Neid, die viele Titel gewinnen konnte, legte nach dem Olympiasieg 2016 ihr Amt nieder und hinterließ große Fußstapfen. Spüren Sie daher Druck von außen?
Den Druck spürt man schon. Aber ich habe selber den Anspruch, jedes Spiel zu gewinnen. Ich bin sehr akribisch, und kann nur mein Bestes geben. Mein Ziel ist es, Europameister mit Deutschland zu werden. Mehr kann ich nicht machen, alles dafür zu tun und selbstbewusst an die Sache ranzugehen.
● Deutschland – Kanada Sonntag, . April, Uhr Steigerwaldstadion Erfurt Tickets über die Dfb-hotline: () oder beim Thüringer Fußball-verband, Erfurt, Augsburger Str. , E-mail: ticketing@tfv-erfurt.de