Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Warum der FC Rot-weiß die Bank wechselt
Nicht aus Aberglaube, sondern taktischen Gründen entscheidet sich der Rotweißtrainer für einen Platztausch. Nikolaou in Duisburg gesperrt
ERFURT. Die Last, die den Rotweißen mit Schlusspfiff von den Schultern fiel, war förmlich zu hören. Gut gelaunte Mienen bei Spielern und den Verantwortlichen, hier und da sogar Scherze – was ein Erfolgserlebnis unter der Woche nicht alles ausmacht.
Beim 1:0 am Dienstagabend gegen den VFL Osnabrück unter Flutlicht zeigte die Mannschaft, dass sie auch zu Hause wieder gewinnen kann. Mit dem Standardergebnis wurde der Aufstiegsaspirant, der spielerisch mit einer guten Vorstellung aufwartete, niedergerungen. Basis für den Heimsieg war weniger das spielerische Element, sondern die Leidenschaft, die drei Zähler unbedingt im Steigerwaldstadion behalten zu wollen.
„Da sieht man mal, was mit Willen und Einsatz möglich ist. Es war ein klassisches Ergebnis für uns, nachdem die letzten Spiele daheim für uns kein Zuckerschlecken waren“, meinte Luka Odak. Der eigentliche Rechtsverteidiger wurde von Stefan Krämer im rechten Mittelfeld aufgeboten, um die starke linke Seite der Osnabrücker zu bändigen.
Mit Erfolg. Bis auf Standards kamen die gefällig agierenden Gäste kaum gefährlich vor das Tor von Philipp Klewin. Da das Glück in Form des Pfostens bei Kwasi Wriedts Freistoß (30.) Pate stand und Rot-weiß so nicht in Rückstand geriet, blieben die Köpfe auch oben. Dies sei eine wichtige Szene im Spiel gewesen, befand Odak, der kurze Zeit später das goldene Tor durch Daniel Brückner sehenswert und ähnlich wie in Köln über die linke Seite vorbereitete (42.).
Die personelle Umstellung Odaks war aber nicht die einzige Überraschung. Die Zuschauer schauten nicht schlecht, als die Wechselspieler samt Trainerteam zum Anpfiff auf der Gästespielerbank Platz nahmen. „Das hat weniger mit Aberglaube zu tun“, befand Krämer, der ansonsten sehr abergläubisch ist. „In unserer Situation muss alle Konzentration und Fokus auf das Spiel gerichtet sein. Ich habe mich selber überprüft und festgestellt, dass ich hier und da aus dem Coaching ein wenig rauskippe, wenn ich mich mit dem Linienrichter befasse. Ich verlange vollen Fokus von meinen Spielern, da muss ich das vorleben“, meinte er zur Entscheidung.
Auf der neuen Spielfeldhälfte kam Krämer nicht mit dem Linienrichter in Kontakt, da dieser räumlich zu weit weg war. „Ob es eine Dauerlösung wird, weiß ich noch nicht“, meinte Krämer, der sich zudem über die Vertragsverlängerung von Theodor Bergmann freute. Das Eigengewächs bleibt dank des 20. Einsatzes eine weitere Saison. „Ich bin froh, mit ihm weiterarbeiten zu können“, so Krämer.
Einen kleinen Rückschlag musste er aber doch hinnehmen. Abräumer Jannis Nikolaou sah seine zehnte Gelbe Karte und fehlt nun beim Auswärtsspiel in Duisburg. Er dürfte aller Voraussicht nach von Liridon Vocaj ersetzt werden, der nach überstandener Sperre wieder dabei ist und ins Team rücken wird.
Keine Ablenkung durch Linienrichter
● MSV Duisburg – RW Erfurt Samstag, Uhr Schauinsland-reisen-arena