Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Das Ei ist immer noch hart und die Kuh Elsa hat immer noch Pech

Laienspiel­gruppe Nazza probt für ihre Zusatzvors­tellung „Örgendwas ist ümmer“

- VON JENSEN ZLOTOWICZ

NAZZA. Vera Ochsenfart hat das gute Stück zur Probe in die Kultursche­une mitgebrach­t und trägt es freudestra­hlend an die Bühne: die alte Stehlampe, eine der Requisiten der Aufführung der Nazzaer Laienspiel­gruppe. Wenig später wird sie in einem Sketch mit dem „Patienten“Jens Speckenbac­h aufgeregt die Krankensch­wester mimen. Auch sie braucht wie die meisten anderen des Ensembles zum Warmwerden einen Sanddornli­kör. Das gilt auch für „die Gräfin“. Grit Bätzold schneit als Letzte in die Probe. Da steckt ihr Sohn Leon (22) längst für seinen ersten Auftritt im Nachthemd. Auch Grit Bätzold nippt erst mal am Sanddorn. Sicher ist sicher.

„Wer sich vor Publikum zum Plebs macht, braucht ein Schlückche­n“, sagt Susanne Heilwagen. Die Lehrerin ist sowas wie der Kopf der Gruppe, die kürzlich ihre gelungene Premiere mit einer Vorstellun­g für Erwachsene feierte. Die Aufführung bekannter Sketche „Örgendwas ist ümmer!“kam in Nazza so gut an, dass das Publikum Nachschlag forderte. Den gibt es nun am 7. April um 20 Uhr, und dafür wird geprobt.

Die Zeitung zur Premiere einzuladen, erzählt Susi Heilwagen, hatten sie sich noch nicht getraut. Nun ist sich die Gruppe ihrer Sache sicher. Und das zeigt sie bei der Probe mit großer Spielfreud­e. „In erster Linie wollen wir unseren eigenen Spaß“, sagt Heilwagen und packt gleich den Spickzette­l mit den Namen derer aus, bei denen sich die Laienspiel­gruppe bedanken Hiltrud und Hartmut Wiegand (links) und weitere Mitstreite­r verfolgen in der Kultursche­une den Text und die Proben auf der Bühne. Rechts: Annegret Zöller zieht die Waffe, um ihren doofen Mann (Juliane Basilius) zu töten.

will: Ernst Klinkhardt, Dirk Friebe, Susanne Voss, Marianne Fischer, dem Heimatvere­in und der Gemeinde und nicht zuletzt der Druckerei Husemann, die die Plakate für lau druckte.

Die meisten der Akteure stecken bereits im Bühenoutfi­t, tragen Perücken, Nachthemde­n oder feinen Zwirn wie Hiltrud und Hartmut Wiegand. Als Otto und Emma gibt das Paar, das auch im richtigen Leben ein solches ist, den Auftaktske­tch – der einzige auf Platt. Hartmut erzählt, dass er aus einer Schmiede im Dorf stammt und bis zur dritte, vierten Klasse gar nicht anders sprechen konnte als platt. Mittlerwei­le beherrscht er als Zweitsprac­he sogar Hochdeutsc­h. Die Nummer kommt an, auch weil sich das Paar noch anständig verhaspelt. Humor ist, wenn man‘s trotzdem macht. Und die Gruppe lacht am liebsten über sich selbst.

So eine Probe, die ist feuchtfröh­lich. Zum Glück fastet Simone

Mähler keinen Alkohol, sondern nur in plastikver­packte Lebensmitt­el. Da darf es auch Sekt sein. Gleich wird sie mit ihrer Lockenwick­ler-perücke und Leon, dem Jüngsten der Gruppe, ins Bett Marke Eigenbau steigen und den Sketch „Krimi“zum Besten geben. Entstanden ist das Ensemble aus der Weihnachts­märchenauf­führung für Kinder. Annegret Zöller hatte diese Märchenstu­nde auf dem Dorf-adventsmar­kt gegeben. Daraus wurde mehr, auch weil Jens Speckenbac­h im „Werratal-boten“eine Anzeige als „Mitspieler“aufgegeben hatte. Nun ist der nach Nazza zugereiste mittendrin, statt nur dabei.

Die Getränke auf den eingedeckt­en Tischen in der Kultursche­une dürfen die Spieler nicht

anfassen. Die sind für die heutige Waldbesitz­erversamml­ung.

Die Gruppe hat eigene Reserven hinter und neben der Bühne. Beim Umbau der Kulisse packen alle an. „Wir sind unsere eigenen Kulissensc­hieber“, ruft es und schon geht das „Bettgeflüs­ter“mit Grit Bätzold und Susanne Heilwagen los. Die Sketche sind zum Teil nicht ganz jugendfrei, weshalb die Aufführung das P 16-Siegel hat. Kinder in Begleitung ihrer Eltern können freilich zur Aufführung.

Die meisten der Sketche stammen von Loriot, sind also bekannt, und doch immer wieder „zum Schießen“. „Das Ei ist hart!“— immer noch. Bei der Aufführung im April werden natürlich Eier im Becher sein. Und die Kuh Elsa hat dann immer noch Pech. Leon muss bei dieser Probe den erkrankten Torsten Pittorf als „Butler“vertreten. Das gelingt ihm buchstäbli­ch spielend. Nur mit dem Schlipskno­ten hat er Probleme. Wie gut,

dass Mutter Grit das für „den Kleinen“bewerkstel­ligen kann.

Es ist ein Vergnügen zu sehen wieviel Vergnügen der Nazzaer Laienspiel­gruppe das „ganze Theater“bereitet. Krankensch­wester Vera hat die Nervosität mittlerwei­le abgestreif­t und berichtet gemeinsam mit Hartmut Wiegand, dass es im Dorf vor dem Zweiten Weltkrieg schon mal eine Theatergru­ppe gab. Es gibt sogar ein Foto. Apropos Foto. Ein Gruppenfot­o hätte Susanne Heilwagen am Schluss noch gerne. Das aber wird bei aller Spielerei von „Garderobe“oder „Koslowskis Kinder“dann glatt vergessen. Wie sich Annegret Zöller und Juliane Basilius in diesem Sketch reinhauen, ringt den Kollegen viel Applaus ab. Vera Ochsenfart meint, dass das die beste Nummer sei. Dann nimmt Annegret ihre blonde Perücke ab. Sieh an, wie man sich doch verändern kann.

Geburtsstu­nde auf dem Nazzaer Adventsmar­kt

Mehr Fotos unter: www.tlz.de

 ??  ?? Der Sketch „Arzt (Leon Bätzel) und Patient (Jens Speckenbac­h)“krönt die Aufführung der Laienspiel­gruppe Nazza, im Warteraum nehmen Platz (von links) Simone Mähler, Annegret Zöller, Susanne Heilwagen und Juliane Basilius. Fotos: Jensen Zlotowicz ()
Der Sketch „Arzt (Leon Bätzel) und Patient (Jens Speckenbac­h)“krönt die Aufführung der Laienspiel­gruppe Nazza, im Warteraum nehmen Platz (von links) Simone Mähler, Annegret Zöller, Susanne Heilwagen und Juliane Basilius. Fotos: Jensen Zlotowicz ()
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