Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Winter ade

- VON JOHANNES REINHARDT

„Winter ade, Scheiden tut weh!“– so beginnt das Spottlied gegen den Winter. Manch ein Abschied tut wirklich weh und fällt schwer. Aber das Vergehen der lebensfein­dlichen Winterkält­e ist ein Fest wert. „… dein Scheiden macht, dass mir das Herze lacht!“Dieser Abschied ist ein schöner Fortschrit­t, denn er bedeutet, dass sich nun der Sommer breit macht und das Leben seinen Platz einnimmt. Das Lebensfein­dliche geht, damit Leben kommen kann. Eigentlich wünscht sich das jeder.

Aber nicht immer „lacht“uns bei den dafür erforderli­chen Veränderun­gen „das Herze“! Abschied vom Schlaf, damit das Baby in der Nacht versorgt wird? Tut weh. Abschied vom persönlich­en Freiraum, damit es auch die Anderen in der Familie oder Gruppe gut haben? Tut weh. Abschied von einem Stück Wohlstand, damit die Welt gerechter wird? Tut weh. Aber diese Verzichte ermögliche­n Leben, auch wenn das „Scheiden“hier wirklich „weh tut“.

Jesus von Nazareth kämpfte dafür, dass das Leben gedeiht, Gemeinscha­ft möglich wird und Menschen Frieden finden. Das bedeutete auch für ihn Abschied. Es tat höllisch weh. Es Pfarrer Johannes Reinhardt aus Seebach. Foto: Peter Rossbach

kostete ihn sein Leben. Aber er wusste, dass durch seine Hingabe Gutes und Gemeinscha­ft bewirkt wird. Er verstand sich als Saatgut neuen Lebens. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“(Evangelium nach Johannes Kapitel 12, Vers 24)

Wir glauben, dass das bei Jesus wahr geworden ist. Und wir glauben, dass es mit seiner Hilfe auch bei uns wahr wird: Liebevolle Hingabe ist der Weg zum Leben. Wer Abschied nimmt von sich – auch wenn solch ein Scheiden immer wieder weh tut – gewinnt Gemeinscha­ft. Und je nachdem, welcher Gemeinscha­ft er sich anvertraut, kann so sein Leben neu und reicher werden.

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