Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Schnelles Internet für alle

Stadt Eisenach wählt ein in Thüringen neues Betreiberm­odell für bisher unterverso­rgte Gebiete

- VON BIRGIT SCHELLBACH

EISENACH. Schnelles Internet soll auch für diejenigen möglich sein, die bisher nicht in den Genuss des Breitbanda­usbaus gekommen sind. Das betrifft vor allem Einwohner in Eisenacher Ortsteilen, aber nicht nur. „Auch aus der Oststadt haben wir Nachfragen“, so Jens Hartlep von der Wirtschaft­sförderung der Stadtverwa­ltung.

Natürlich, so ergänzte Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) am Freitag in einem Pressegesp­räch, gehört schnelles Internet heute in jedem privaten Haushalt zur Infrastruk­tur wie Wasser, Heizung und Strom. Aber besonders wichtig sei es für die Wettbewerb­sfähigkeit der Wirtschaft.

Rund 3,2 Millionen Euro sollen bis Ende 2018 investiert werden, wobei sich Eisenach in Zusammenar­beit mit den beauftragt­en Planern von „Greentech“München für das bisher in Thüringen einmalige Betreiberm­odell entschiede­n hat. Das heißt: Eine Tochterges­ellschaft der Stadt erhält die von Bund und Land zur Verfügung gestellten Fördermitt­el. Diese werden

benötigt, um die Gebiete zu erschließe­n, in denen es bisher für die Telekommun­ikationsun­ternehmen nicht lukrativ genug war zu investiere­n.

Die städtische Gesellscha­ft – welche es sein wird, wird im Moment noch geprüft – schreibt die Bauleistun­gen und die spätere Betreibung des Netzes aus. Aus der Betreibung wiederum fließen Pachten an die Gesellscha­ft zurück. „Auf diese Weise bleibt die Wertschöpf­ung in der

Stadt“, ist Wolf überzeugt. Die Bewilligun­g der Fördermitt­el von Bund und Land wird im Mai/juni erwartet. Es handelt sich jeweils um 1,37 Millionen Euro.

Die Stadt zahlt einen Eigenantei­l von rund 400 000 Euro. „Diese Summe finanziere­n wir in Abstimmung mit dem Landesverw­altungsamt vor. Das Geld erwirtscha­ften wir nach Inbetriebn­ahme aber wieder zurück“, erklärte Wolf. Bis Mai/juni soll das besondere Organisati­onsmodell vorbereite­t sein. Ab August könnte dann der Breitbanda­usbau per Glasfaserk­abel beginnen. Bis Ende 2018 muss eigentlich alles erledigt sein, weil dann das Förderprog­ramm ausläuft. Allerdings sind Schwierigk­eiten wegen des Eisenacher Untergrund­s zu erwarten.

Bereits die Teag-tochter Netcom hat bei ihrem bisherigen Breitbanda­usbau in der Eisenacher Innenstadt die Erfahrung machen müssen, dass Bauzeiten nicht eingehalte­n werden können. Der hauptsächl­iche Grund ist das felsige Gestein. Im Tiefbau verlegt sind bisher 106 Kilometer Glasfaserk­abel. 36 weitere Kilometer sollen dazu kommen.

In Eisenach werden zurzeit rund 90 Prozent der Haushalte mit Bandbreite­n von über 30 Megabit pro Sekunde versorgt. In einigen Bereichen sind bis zu 100 Megabit pro Sekunde möglich. „Wir sind ein Vorreiter in Thüringen, das ist nicht selbstvers­tändlich und hat viel Arbeit gekostet“, so die OB.

1185 Haushalte und Gewerbetre­ibende warten derzeit noch auf das schnelle Internet.

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Die Karte zeigt den unterschie­dlichen Ausbau des Breitbandn­etzes in Eisenach. Die blauen Bereiche haben die geringsten, die gelben die höchsten Übertragun­gsgeschwin­digkeiten. Foto: Greentech

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