Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Vor Verleumdungen nicht zurückgeschreckt
Hagen Jäger legt Buch mit Handschriften von Nicolaus von Amsdorff vor
EISENACH. Der Begriff „angenehmer Zeitgenosse“ist für Nicolaus von Amsdorff wohl nur selten gebraucht worden, nein er war wohl eher in der Kategorie „verbitterter Choleriker“unterwegs. Davon zeugen einige seiner Streitschriften, in denen er vor Grobheiten und Verleumdungen nicht zurückschreckte. Aber er war eben auch ein bedeutender Mann seiner Zeit, eine der prägenden, aber selten beachteten reformatorischen Personen und ein guter Freund Luthers. Diesen begleitete Amsdorff auf den Wormser Reichstag, wurde erste Superintendent Magdeburgs und dann sogar der erste evangelische Bischof des Bistums Naumburg-zeitz. Nachdem er allerdings seinen Bischofstitel dort verlor (es wurde wieder ein katholischer Geistlicher auf diesen Stuhl gesetzt), kam er über Magdeburg 1552 nach Eisenach, wo er 81-jährig verbittert 1562 starb. Der bereits 69-Jährige verbrachte noch 13 Jahre in der Stadt, seine Arbeit bestand in der Herausgabe von Luthers Schriften, der Ordination junger Pfarrer und der Kirchenvisitation. Er wurde in der
Georgenkirche vor dem Altar bestattet, seine Grabplatte ist heute im Altarraum aufgestellt.
Und nun gibt es Neues von von Amsdorff. Nämlich das Buch „Nicolaus von Amsdorff, ausgewählte Schriften der Jahre 1550 bis 1562 aus der ehemaligen Eisenacher Ministerialbibliothek“.
Herausgeber Hagen Jäger hat bei der Katalogisierung dieser Ministerialbibliothek, die zu
den Beständen des in Eisenach ansässigen Landeskirchenarchivs gehört, einen in der bisherigen Amsdorff-forschung unbekannten Manuskriptband wiedergefunden. Dieser enthält insgesamt 23 Schriften und Fragmente Nicolaus von Amsdorffs. Die Schriften sind in der Zeit zwischen 1546 und 1562/1563 entstanden und geben einen Einblick in das Denken und die theologische Arbeit Amsdorffs während der letzten 19 Jahre seines Lebens, die ausgefüllt waren mit seinem kompromisslosen Kampf um die Bewahrung der reinen lutherischen Lehre in einer Zeit des politischen und konfessionellen Umbruchs.
Für das Buch hat Jäger zwölf Schriften ausgewählt, die alle erstmalig im Druck erscheinen. Den Abschriften der Texte sind historische Einleitungen vorangestellt, die durch erläuternde Anmerkungen ergänzt werden. Alle lateinischen Texte und Textstücke wurden ins Deutsche übersetzt. Die Ausgabe ist damit auch für den lateinunkundigen Leser verständlich.
Ein Exemplar überreichte Jäger nun an Superintendent Ralfpeter Fuchs. Jäger: „Ohne die Unterstützung des Landeskirchenarchivs mit Leiterin Dr. Hannelore Schneider und Mitarbeiterin Christian Neuß, wäre diese Buch kaum möglich gewesen“. Die Kosten von 4100 Euro wurden von den Kirchenkreisen Eisenach-gerstungen, Naumburg-zeitz sowie Magdeburg und der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland getragen.
Grabplatte steht in der Georgenkirche
l „Nicolaus von Amsdorff, ausgewählte Schriften der Jahre 1550 bis 1562 aus der ehemaligen Eisenacher Ministerialbibliothek“, Herausgeber Hagen Jäger, 288 Seiten, Preis: 48 Euro, ISBN: 978-3-37404912-7