Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Frauen wollen vielleicht lieber auch eine Sause
Zauberin Marie Helene Anschütz sinniert über den Männertag mit all seinen Traditionen und was die gleichberechtigte Weiblichkeit davon halten soll
Bas Timmers befördert Zauberin Helene doch glatt mal in die Schubkarre. Foto: Tomke Mindner aut Google ist der heutige Vatertag ein weit verbreiteter Feiertag, der seit Ende des 19. Jahrhunderts in allen Himmelsrichtungen der Republik an Christi Himmelfahrt gefeiert wird. Bei uns wird er regional Männertag genannt.
Kommt von da die Bezeichnung „Herrengedeck“? Ich fürchte ja. Dieser Brauch hat vor allem mit übermäßigen Alkoholmissbrauch und Witzen unterhalb der Gürtellinie zu tun.
Ich war mal verliebt in einen Mann, der diesen Brauch seit Jahren und jedes Jahr in Gesellschaft seiner, damals noch vaterfernen Freunde, beging. Ich dachte schon damals, wie er dazu kommt, sich dieses Recht nach Auszeit vom Vatersein zu nehmen, ohne Vater zu sein.
Da ich aber nicht zur Sorte der Spaßbremsen gehöre, kommentierte ich das nicht weiter. Mit einem Bollerwagen voll mit Alkoholika
und meist gekleidet mit Motto-t-shirts wie „Frauen sind vom Mars und Männer von der Venus“, zog die verkrachte Boyband durch den fränkischen Steigerwald. Boyband deshalb, weil Hüftschwung und Krächzen dazugehörten.
Die meisten der Boyband haben mittlerweile eine Familie gegründet und dürfen sich offiziell als Väter feiern lassen. Trotzdem konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, ob es einen speziellen Tag braucht, um Vater wie Mutter zu danken? Ist es nicht so, dass wir uns das ganze Jahr über achten und ehren sollten?
Ja, das stammt aus einem Nancy-meyers-film oder vom KIKA. Oder ist es so, dass der Männertag im Jahr 2017 ein wichtiger Beitrag ist, da die Männer beim Feminismus 2.0 diesen Tag dringender brauchen als je zu vor?
Eine Mutter bekommt an Muttertag ein Frühstück ans Bett und ein Strauß Rosen. Vielleicht hätte sie auch lieber eine Supersause? Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Weltfrauentag eher als Hilferuf einer unterdrückten Minderheit gilt, um auf Missstände hinzuweisen.
Erst wenn Männer ihre Position in der Gesellschaft neu definiert haben und es so auch wirkliche Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt in punkto Bezahlung gibt, beginne ich grölenden Herren zuzuwinken.
Vielleicht brauchen wir ja aber alle einen Tag Auszeit. Ist es notwendigerweise, mit Alkohol im Freien zu feiern? – okay. Brauchen wir dafür eine Meute unserer Freunde? – okay. Jeder hat ein Recht auf Freizeitaktivitäten ohne den Partner.
Ich wähle diese Tage mit oder ohne Alkohol frei. Natürlich in Absprache mit meinem Mann ...