Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Gründungsurkunde wurde wohl ein Opfer der Flammen
Feuerwehr Gerstungen feiert an diesem Wochenende gleich drei Jubiläen – Brandschutz gibt es im Ort seit Jahrhunderten
GERSTUNGEN. Es sind gleich drei Jubiläen, die Gerstungens Freiwillige Feuerwehr am kommenden Wochenende feiern will. Vor 225 Jahren begann der Brandschutz in Gerstungen – damals fanden sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Standes zusammen, um sich bei Feuer und anderen Gefahren gegenseitig zu helfen.
Gefeiert werden auch am Wochenende die 25-jährigen Jubiläen von Jugendfeuerwehr und Feuerwehrverein.
Die Gemeinde kann somit auf mindestens 82 125 Tage Brandschutz zurückblicken, resümiert der jetzige Ortsbrandmeister Matthias Siegmund. Bereits vor vielen Jahrzehnten gab es in Dörfern auch Feuerwehrverordnungen, wie man sich beim Ausbruch eines Brandes zu verhalten hatte, ebenso gab es Löschmannschaften, die zu jener Zeit Wasserzubringer, Druck- beziehungsweise Rettungsmannschaften hießen.
Die Bezeichnung „Brandmeister“ist schon weit über 580 Jahre alt, weiß Siegmund. So war ein Brandmeister ein Offizier im Regimentsstab des Landsknechtheeres und hatte die Aufgabe, mit seinen Knechten im Feindesland die Eintreibung der Brandschatzung vorzunehmen.
Wie es in Gerstungen vor 1792 bei einem Feuer zuging, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen, da einige Akten der Gemeinde 1804 bei einem Feuer verbrannten. Das älteste noch erhaltene Löschgerät aus Gerstungen ist von 1792 – ein lederner Löscheimer mit der Aufschrift „Gerstungen No 19 ao (anno) 1792“. Er steht im Museum. Um 1795 wurde eine Handdruckspritze angeschafft.
Um 1840 entstand in Deutschland jene Vereinigung, die man heute als Freiwillige Feuerwehr bezeichnet. Sie rekrutierte sich bei einer Parade zog die Feuerwehr von Gerstungen bei der -Jahr-feier durch den Ort. Die Freiwillige Feuerwehr kann nun auf Brandschutz im Ort zurückblicken. Foto/repro: Matthias Siegmund
aus Mitgliedern des Turnvereins, aus Handwerkern und Bauern. Von der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr sind leider auch keine Unterlagen mehr erhalten, sie wurden bei dem Feuer 1804 zerstört. Wahrscheinlich ist aber, dass sich die Wehr um 1850 gründete.
Viele Brände wurden in den Jahrhunderten gelöscht.
Auch zu Ddr-zeiten war die Wehr aktiv. 1957 nahm die Feuerwehr Gerstungen an der 1200-Jahr-feier mit einer großen Parade am Festumzug in Gerstungen teil. Am 30. März 1983 wurde Gerstungen zur Stützpunktfeuerwehr ernannt. Nach der politischen Wende änderte
sich vieles im Feuerwehrwesen. Angefangen über neue Einsatzkleidung, neue rechtliche Aspekte oder auch bei Einsätzen die Zunahme von technischen Hilfeleistungen. Die Gerstunger Jugendfeuerwehr gründete sich am 30. Januar 1992. Zu den Kameraden der ersten Stunde zählten Matthias Siegmund, Tino Phieler, Kai Burghart und Andreas Schlütert. Wenige Tage später gründete sich unter dem Vorsitz von Heinz Krause der Feuerwehrverein.
Erinnert sei noch an 2002, als mit dem Umbau des neuen Gerätehaussitzes begonnen wurde. 2003 wurde das Objekt feierlich übergeben.