Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Knapp 700 junge Leute sind bei der Jugendweihe dabei
Bei letzter Feier in Eisenach in diesem Jahr werden 127 Mädchen und Jungen zu Erwachsenen gekürt
EISENACH. Die eine oder andere Träne vergossen Mütter und Angehörige der herausgeputzten Heranwachsenden am Samstag bei der letzten festlichen Jugendweihe-feier im Landestheater Eisenach schon. Die Emotionen werden in der Dramaturgie dieser Feier erfolgreich angesprochen. Das liegt in der Natur der Dinge. Schließlich werden die Kinder, die doch gerade noch in den Lauflernschuhe tippelten oder die ersten Runden auf dem Fahrrad drehten, nicht jeden Tag „erwachsen“, beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. Und wohl kein erwachsener Angehöriger stellte sich bei den zurückliegenden Jugendweihe-feiern für den Nachwuchs die Frage: „Wo ist nur die Zeit geblieben?“
Noch einmal 127 Heranwachsende wurden bei der Abschlussjugendweihefeier im Nordkreis in die Reihen der Erwachsenen aufgenommen. Am 10. Juni wird die letzte Weihe in diesem Jahr überhaupt erfolgen. Diese von der Interessenvereinigung Jugendweihe organisierte Feierlichkeit wird dann in Bad Salzungen über die Bühne gehen.
Insgesamt wird die Interessenvereinigung in diesem Jahr dann 697 Heranwachsende in der Wartburgregion jugendgeweiht haben. Das sind noch einmal mehr, als im Vorjahr, sagt
Vorsitzender Tobias Dietzel. Und schon jetzt blicken die Verantwortlichen auf die Termine für 2018. Die Jugendweihereisen sind auch in diesem Jahr wieder ausgebucht, würden also immer noch sehr gut angenommen. Jugendweihe wird von den Familien weit im Voraus geplant, nicht nur wegen der zu buchenden Feierlokalitäten.
Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf war es Samstag vorbehalten, die 14- und 15-Jährigen mit ihrer Festrede auf den
kommenden Lebensabschnitt einzustimmen. Das tat sich mit dem nötigen Ernst, aber auch mit der jugendlichen Leichtigkeit des Seins. Natürlich werde sich das Leben für die Jugendweihelinge ab morgen nicht komplett umkrempeln, aber die mitten in der Pubertät steckenden junge Leute seien nun aufgefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen, sich mehr denn je in die Gesellschaft einzubringen. Katja Wolf ermunterte die Jugendlichen, dies an vielen Stellen zu
tun, ob im Verein, in Parteien, in der Schule oder auf anderen Ebenen der Gesellschaft.
Wolf erinnerte an die Quelle der Jugendweihe, die im Humanismus verwurzelt ist. Es gehe uns in Deutschland verdammt gut, wir lebten im Wohlstand wie ihn sich Millionen andere Menschen nur träumen könnten, und die Demokratie sei bei allen Schwachstellen ein Erfolgsmodell. Das gelte es zu verteidigen, schrieb Wolf den jungen Menschen ins Stammbuch. Feierlich ging es im voll besetzten Landestheater zu, Tanz und Gesang begleiteten die Jugendweihefeier unterhaltsam. Wie so häufig zuvor war der über die Großleinwand flimmernde Rückblick auf Entwicklungsstationen der Jugendweihelinge ein emotional-unterhaltsamer Moment für Eltern, Großeltern, Angehörige und Bekannte der Jugendweihelinge – und natürlich für die Protagonisten selbst. Die einen nennen es „niedlich“, die anderen „peinlich“, aber es gehört zur Feier wie die Übergabe der Jugendweihe-dokumente samt Erinnerungsbuch.
Dass die jungen Mädchen bei ihrem ersten großen Auftritt in Stöckelschuhen besser nicht über die schmale Bühnentreppe stolpern sollten oder man auf der Bühne vor versammelter Mannschaft einen guten Eindruck machte, gehörte freilich zum Aufgabenkatalog der jungen Damen und Herren.
Jugendweihe, erinnerte Oberbürgermeisterin Katja Wolf, das sei mehr als nur reichlich Geldgeschenke zu bekommen, das sei ein Schritt in die Zukunft mit einem Blick zurück. Die aufgeregten Jugendweihelinge nahmen sich zumindest an diesem Vormittag dieser Worte an, um anschließend mit der Familie und Gleichgesinnten ausgiebig zu feiern – die Hochhackigen dann längst abgelegt.