Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Rennsteig hat als historischer Wanderweg seine Berechtigung“
Experte: Teile der Strecke entsprechen nicht heutigen Anforderungen – Er rät Touristikern zur Ehrlichkeit
WEIMAR/EISENACH. Wer heutzutage wandern geht, der will etwas erleben. Meist steht nicht die rasche Bewältigung riesiger Etappen im Vordergrund, sondern es geht um den Genuss auf einer abwechslungsreichen Strecke. Mancher Traditionspfad – darunter auch der Rennsteig – kann das aber nicht auf allen Etappen bieten. „Der Rennsteig war immer der Weg, der allen, die wandern wollten, im Kopf herumspukte“, sagt Klaus Erber zur großen Geschichte dieses Weges auf den Höh‘n.
Der Vorsitzende des Vereins Deutsches Wanderinstitut mit Sitz in Marburg, welches das Wandern erforscht und sogenannte Premiumwege bewertet, rät Touristikern mit Blick auf solche historischen Pfade zur Ehrlichkeit. „Der Rennsteig kommt aus einer ganz anderen Zeit. Er hat viele Etappen, die würden wir heute niemals zertifizieren, weil sie stinklangweilig sind“, sagt Erber im Tlz-gespräch. Umso wichtiger sei es, den historischen Mehrwert hervorzuheben. „Wenn der Rennsteig eher als historisches Element vermarktet wird, hat er seine Berechtigung – und es kommen immer noch genug Interessierte“, ist er sicher.
In diesen Tagen herrscht an Wanderlustigen in Thüringen kein Mangel: Bis zum Wochenende werden viele Tausende wegen des Deutschen Wandertages in und um Eisenach unterwegs sein. Den 117. Deutschen Wandertag veranstaltet der Deutsche Wanderverband.
Beim Wandertag dreht sich alles um Luthers Spuren. Das Luther-jubiläum lockt nicht nur Wanderer an, sondern auch viele andere Gäste, wie die aktuellen Übernachtungszahlen (siehe Statistik) zeigen. Bei der Vermarktung des Reformationsjubiläums in Thüringen sei „vieles richtig gemacht worden“, erklärt Knut Korschewsky, tourismuspolitischer Sprecher der Linke-fraktion, mit Blick auf die jüngst starke Zunahme der internationalen Gäste um mehr als elf Prozent. Dies sei „ausgesprochen erfreulich“. Nun gehe es darum, die Gäste zum Wiederkommen zu motivieren. Mit der neuen Landestourismusstrategie und der Wanderwegekonzeption 2025 für Thüringen sei ein dauerhaftes Plus im Tourismusland Thüringen greifbar, hofft Korschewsky.