Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Flut vom Himmel kann bei Bauern für Ebbe in der Kasse sorgen
Erntegespräch mit Landratsamt, Kreisbauernverband und Landwirtschaftsamt bei Agrargenossenschaft „Normannstein“
TREFFURT. Thomas Henning, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft „Normannstein“Treffurt, blickt betrübt zum Himmel. Das Wetter ist alles andere als ideal, um das Korn einzufahren. Die Erntearbeiten mussten aufgrund der unaufhörlichen Regenfälle gestoppt werden. Landrat Reinhard Krebs spricht gestern Vormittag hingegen von ganz idealer Witterung: „Optimales Wetter für eine Pressekonferenz. Bei dem Regenwetter hätte Thomas Hennig auf dem Feld sowieso nichts machen können“, äußert sich Reinhard Krebs zum inzwischen seit zwölf Jahren stattfindenden Erntegespräch von Landwirtschaftsamt, Kreisbauernverband und Landratsamt.
Obwohl die Agrargenossenschaft „Normannstein“seit dem Jahr 2015 einen zweiten, bodenschonenden Mähdrescher mit Kettentechnik besitzt, sind die Felder aktuell so stark durchweicht, dass auch diese moderne Technik gegenüber den traditionellen Reifen-dreschern derzeit keine Feldarbeit erlaubt. Auch nach der für die Bauern ärgerlichen Sintflut müssen die Äcker noch tagelang bei böigen Winden abtrocknen, bevor die Drescherfahrer sich wieder ins Führerhaus schwingen können. „Nach einer Woche Regen muss es erst vier, fünf Tage abtrocknen“, erklärt Thomas Henning, wie ihm die Zeit davonrennt. Er schätzt, dass seine Drescher nicht vor Dienstag raus können.
Bevor Petrus die Schleusen öffnete, konnte die Treffurter Agrargenossenschaft noch nicht viel Weizen vom Halm holen. Mit jedem Regentag verschlechtert sich die Qualität erheblich. Mit jedem Regen rutsche ein hervorragender Qualitätsweizen immer schneller in einen minderen, deutlich schlechter vergüteten Futterweizen ab. Für weitere finanzielle Ertragsabstriche sorgt die Getreidetrocknung in diesem verregneten Sommer.
Dauerregen und Trockenheit schaden
Die Trocknung eines Doppelzentners lassen sich die Dienstleister mit bis zu drei Euro vergüten. So sorgt die Flut vom Himmel bei den Bauern schnell für Ebbe in der Kasse, denn der etwas höhere Getreidepreis in diesem Jahr könne nicht alles abfangen. „Landwirte arbeiten 365 Tage im Jahr unter freiem Himmel“, führt der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Heinz-dieter Mischke, vor Augen. Gegenüber dem Vorjahr rechnet Thomas Henning beim Sommerweizen mit schlechteren Erträgen. Er hofft, dass rund 2500 Tonnen Weizen eingefahren werden können.
Auch bei der Wintergerste sieht der Vorstandsvorsitzende keinen Grund zur Euphorie. Er erwartet nur durchschnittliche Erträge. Der Mais habe sich hingegen in den vergangenen Wochen gut entwickelt. Aber nicht nur der Regen macht den Landwirten zu schaffen, sondern seit einigen Jahren auch die ausgeprägte Frühjahrstrockenheit. „Wenn nur 80 Prozent der Saat aufgeht, erntet man am Ende 20 Prozent weniger“, fährt Thomas Henning fort. Schlechte Witterung ist der perfekte Nährboden für Pilze in den Kulturen. Den richtigen Zeitpunkt für die Behandlung zu finden, ist für jeden Bauern kein leichtes Unterfangen, denn dafür darf es nicht zu heiß und nicht zu nass sein.
Das Aufbegehren gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes und Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Unternehmens Mihla, Bernd Apfel, schwerlich nachvollziehen. „Wenn man krank ist, nimmt jeder Medikamente und Pflanzenschutzmittel sind die Medikamente der Kulturpflanzen“, betont Bernd Apfel. Kein Landwirt könne es sich leisten, unnötig viel dieser Mittel auf den Feldern zu verplempern. „Das Zeug ist richtig teuer“, sagt der Verbandsvorsitzende. „Mit Chemie geht kein Landwirt sorglos um“, fügt der Landrat hinzu.
Das Einmal-hüh-und-einmalhott der Bundespolitik sorgte auch bei der Agrargenossenschaft „Normannstein“, für die die Saatgutproduktion ein weiteres Standbein ist, für ärgerliche Mienen. „Da kurzfristig ein Insektizid gesperrt wurde, hatten wir keine Chance, unseren Bestand an Senf zu erhalten“, ist Henning verärgert. So sorgte in den Saatgutfeldern ein kleines Tierchen für großen Schaden. „Auf politische Entscheidungen von Dauer ist heute leider kein Verlass mehr“, kommentiert Klaus-dieter Mitschke das Hinund-her der Freigabe dieses Insektizids.