Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Niedergang der Garanten
Über Krisen im Schwimmen und Fechten
Kennen Sie noch Alexander Pusch und Anja Fichtel? Deutschlands erfolgreichste Fechter? Leichter dürfte die Antwort bei Roland Matthes, Kristin Otto, Michael Groß und Franziska van Almsick sein – den Schwimmikonen.
Es war einmal ... da zählten beide Sportarten zu den Medaillengaranten bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Von den 1970erJahren bis in die 2000er.
Nun, das zeigen die Championate in Leipzig und Budapest, stecken beide tief drin in der Krise. Die Schwimmer versuchen nach den medaillenlosen Spielen in London und Rio gegenzusteuern: Zentralisierung der Trainingsorte, mehr Krafttraining, härtere Qualifikationsnormen, Fokus auf die Elite. Bislang ohne Erfolg – ein Rezept hat Bundestrainer Henning Lambertz damit noch nicht gefunden. Nur 14 Athleten, so wenige wie noch nie, steigen zur WM in die Fluten – und kraulen meist ihren Bestzeiten hinterher.
Bei den Fechtern, in Rio erstmals ohne Edelmetall, steht das bescheidene Abschneiden exemplarisch für den Niedergang des einst von Legenden umrankten Stützpunktes Tauberbischofsheim. Und für das Schicksal der meisten Randsportarten in Deutschland, wo der Fußball fast alles erdrückt: wenig wirklich guter Nachwuchs, fehlender Anreiz, mangelnde Perspektiven sowohl für Talente als auch Trainer, uneffektive Förderung.
Und während sich die Weltspitze rasant weiterentwickelt, bleibt deutschen Fans nur die Hoffnung auf kleine Lichtblicke wie Degenbronze für Richard Schmidt. Den Wunsch nach dauerhaftem Glanz können sie sich bis auf Weiteres abschminken.