Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Schwimm-wm: Heintz soll ersehnte Medaille bringen
Die deutschen Hoffnungen ruhen auf dem 26jährigen Heidelberger
BUDAPEST. Philip Heintz hat für jedes Problem eine Lösung. Bevor der Heidelberger zur Schwimm-weltmeisterschaft nach Budapest gefahren ist, hat er alle möglichen Szenarien bereits in seinem Kopf durchgespielt. Nichts soll ihn auf dem Weg zu einer Topleistung stoppen. Die Badehose könnte am Mittwochmorgen kurz vor dem Vorlauf über 200 Meter Lagen reißen – Heintz hätte eine Lösung parat. Auch wenn es ihm noch nie passiert ist, allein für die Möglichkeit ist der 26-Jährige bestens gewappnet. Ruhe bewahren, cool bleiben. „Ich bin dank der Gespräche mit meinem Psychologen auf jede Situation eingestellt”, sagt Heintz. Auf vermeintliche Kleinigkeiten wie eine kaputte Badehose oder elementare Dinge: „Im Rennen weiß ich, dass ich erst auf der zweiten Hälfte komme. Das bedeutet, dass ich auf den ersten Hundert eine oder zwei Längen zurückliegen kann.”
Ruhe bewahren, cool bleiben. Nach drei Wm-tagen in Budapest mit nur einem Final-einzug von Florian Wellbrock über 800 Meter Freistil und einer Halbfinal-qualifikation von Aliena Schmidtke über 100 Meter Schmetterling soll der Mittwoch den Umschwung bei der WM für das deutsche Team bringen. Die Weltjahresbesten Franziska Hentke über 200 Meter Schmetterling und Heintz über 200 Meter Lagen wollen ihre starken Vorstellungen bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin fünf Wochen später in der Duna-arena wiederholen. Bundestrainer Henning Lambertz bezeichnet Heintz als „das heißeste Eisen im Feuer”. Von diesem Etikett hält der 26-jährige allerdings nicht sehr viel: „Es wird ein ganz enges Rennen. Ich würde mich deswegen nicht als heißestes Eisen bezeichnen.”
Nach dem sechsten Platz vor einem Jahr bei den Olympischen Der weltbeste Allround-schwimmer: Philip Heintz. Foto: dpa Spielen vergoss Heintz bittere Tränen. Mit seinem Trainer Michael Spiekermann tüftelte er an neuen Methoden, schwimmt jetzt viel häufiger auch im Training schon im Renntempo. Mit seinem Psychologen Professor Jan Mayer arbeitete er an seiner mentalen Stärke. Sollte es ein Problem in Budapest geben, ruft er nach eigenen Worten seine Freundin oder seinen Mentaltrainer an: „Er ist rund um die Uhr für mich erreichbar.”
Heintz sagt von sich, dass er nur ganz selten schlechte Laune habe. Auf die Frage, ob er ein positiver Mensch sei, antwortet er: „Ich würde eher sagen, ich bin ein realistischer Mensch.” Und so will er sich nicht von seiner Weltjahresbestleistung blenden lassen, die er vor fünf Wochen mit dem deutschen Rekord in 1:55,76 Minuten aufgestellt hatte. 2016 hätte diese Zeit zu Olympia-silber gereicht. Nur der inzwischen zurückgetretene Schwimm-superstar Michael Phelps war schneller.
Heintz ist zuversichtlich, dass er so schnell wie in Berlin sein kann. Bestimmt hat er auch schon im Kopf, wie er sich nach dem Gewinn einer Wm-medaille verhalten wird.
Ruhe bewahren, cool bleiben?
In dem Fall bestimmt nicht.