Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Konsequenz ist das Wichtigste“
Fußballschiedsrichter Leroy Schott über seinen anstehenden Einsatz in der Bjuniorenbundesliga, Respekt und den Videobeweis
SCHNELLMANNSHAUSEN. Am vergangenen Wochenende pfiff der 21-jährige Schiedsrichter Leroy Schott, dessen Stammverein die SG Falken ist, das Fußball-spektakel „Oberdorf gegen Unterdorf“in Schnellmannshausen. Diese unterhaltsame Partie war im Vergleich zu den anderen Begegnungen, die Leroy Schott pfeift, eine gelungene Abwechslung. Der 21-Jährige ist im Herrenbereich in der Thüringenliga aktiv und kommt in der anstehenden Saison in der B-junioren-bundesliga zum Einsatz. Nachdem Spiel in Schnellmannshausen nahm sich der junge Unparteiische Zeit und beantwortete einige Fragen.
Wie kamen Sie dazu, Schiedsrichter zu werden?
Der Grundantrieb waren sicher meine Liebe zum Fußball und das Interesse daran. Ich habe bereits im Alter von drei Jahren vor dem Fernseher bei Übertragungen mit einem Geschirrtuch in der Hand den Linienrichter gespielt. Ob alle meine Entscheidungen damals richtig waren, bezweifle ich stark. Dann kam meine aktive Zeit als Nachwuchs-fußballer und da haderte ich hin und wieder mit einigen Entscheidung des Schiedsrichters. Daher wollte ich dann die ganze Sache auch mal von der anderen Seite sehen. So entwickelte sich dann daraus eine wahre Leidenschaft.
Seit wann sind Sie Schiedsrichter?
Meine Schiedsrichterausbildung machte ich von Januar bis März 2008 und legte dann im April 2008 die Prüfung ab. Damals war ich elf Jahre alt. Mein erstes Spiel hatte ich dann am 21. Mai 2008. Ein E-juniorenspiel. Hörseltal Stedtfeld gegen ESV Gerstungen. Meinen ersten Einsatz im Herrenbereich hatte ich dann bereits im September 2008 als Assistent in Gospenroda. Ich kann mich an die Spiele noch genau erinnern.
Was sind Ihre Ziele als Schiedsrichter?
„Ich bin bisher immer am besten damit gefahren, von Spiel zu Spiel zu denken. Ich möchte in dieser Saison meine eigenen Leistungen weiter verbessern und in der B-junioren-bundesliga überzeugen. Darauf liegt mein Fokus. Wichtig ist mir, dass ich meine Spielleitungen speziell bei der Regelanwendung und -auslegung sowie Spielkontrolle, die eigene Fitness auf körperlicher und geistiger Ebene stets verbessere. Mal sehen, wie es dann weiter geht. Leroy Schott ist im Herrenbereich in der Thüringenliga als Schiedsrichter im Einsatz und wird in der kommenden Saison in der B-junioren-bundesliga pfeifen. Foto: Pascal Luhn
Dass ich weiter aufsteigen möchte, ist kein Geheimnis.
Sind Veranstaltungen wie diese heute eine gelungene Abwechslung?
Ich freue mich immer wieder auf solche Einsätze. Da ich nie vergessen habe, wo ich herkomme, ist es für mich immer eine Ehrensache, so etwas zu unterstützen, wenn es die Zeit erlaubt. Es ist immer schön, bei solchen Events – und diese Bezeichnung hat „Oberdorf gegen Unterdorf“auf jeden Fall verdient. Daher vielen Dank, dass ich dabei sein kann.
Was halten Sie vom Videobeweis?
Der Videobeweis ist mit Sicherheit kein einfaches Thema. Die Bundesliga und die internationalen Spiele stehen auf einem sehr hohen Niveau. Etwaige Fehlentscheidungen können für Vereine wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Deswegen verstehe ich alle, die den Videobeweis fordern. Aber dass dies nicht einfach umzusetzen ist, haben wir ja alle beim Confed-cup gesehen. Da wir uns nun in der Bundesliga in der Testphase befinden und ich mir sicher bin, dass noch viele Kinderkrankheiten
des Videobeweises bereinigt werden können, glaube ich nicht, dass die dauerhafte Einführung aufzuhalten ist. Grundsätzlich begrüße ich aber alles, was der Entscheidungsfindung hilft.
Wer sind Ihre Vorbilder?
Es gibt viele gute Persönlichkeiten im deutschen Schiedsrichterwesen. Es macht für mich mehr Sinn zu schauen, welche Züge eines Schiedsrichterkollegen ich abschauen kann der zu mir passt. Auch in Thüringen habe ich Kollegen, von denen ich mir viel abschauen kann. Sich auf ein einziges Vorbild zu beschränken, lehne ich daher ab.
Wie verschafft man sich den nötigen Respekt auf dem Platz?
Als Schiedsrichter muss man sehr selbstbewusst und perfekt vorbereitet sein. Bevor ich auf das Spielfeld gehe, muss ich wissen, wie die Mannschaften und Spieler normalerweise agieren. Es geht dabei nicht nur darum, dass ich körperlich fit bin oder die Regeln kenne. In vielen Spielsituationen muss ich die Regeln interpretieren. Daher ist es sehr wichtig, konsequent zu pfeifen, also in vergleichbaren Situationen die vergleichbare Entscheidung zu treffen.
Es wurde bekanntgegeben, dass Spiele in der Kreisliga Westthüringen nur noch von einem Schiedsrichter geleitet werden. Was sind die Ursachen? Wie wird das die Spiele und auch die Schiedsrichter beeinträchtigen?
Ja, vom Schiedsrichtermangel bleibt auch Westthüringen leider nicht verschont. Durch meine Arbeit als Ansetzer bis zum Ende der letzten Saison kann ich sagen, dass es Woche für Woche ein ganz heißer Tanz war, die Spiele zu besetzen, da einfach nicht mehr ausreichend Schiedsrichter zur Verfügung stehen. Daher war diese Entscheidung eine ganz normale Konsequenz und erforderlich. Glücklich ist sicher keiner damit, aber der einzige Weg den man gehen konnte, um einen einheitlichen Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Welchen Einfluss es auf die Spiele und die Schiedsrichter hat, muss man abwarten. Es ist zwar für alle Beteiligten – ob Vereine oder Schiedsrichter – keine optimale Lösung, aber die einzige. Ich bin mir aber sicher, dass alle Schiris auch das meistern werden.
Wie sieht es mit der Nachwuchsförderung von jungen Schiedsrichtern aus?
Da wiederum kann ich positives berichten. Ich selber betreue die Nachwuchsgruppe der Region Eisenach und es macht sehr viel Spaß zu sehen, wie sich einige Nachwuchs-schiedsrichter entwickelt haben und gerade auch durch die Schiris zu Persönlichkeiten gereift sind. Wir veranstalten im Jahr mehrere Treffen und stehen ständig im Kontakt. Da sind mit Sicherheit einige Talente dabei, die in bald in den Herrenbereich wechseln können. Der Schiedsrichterausschuss bietet regelmäßig Neuausbildungen an. Ich kann jedem nur empfehlen, es einfach mal zu versuchen.