Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Gleichbere­chtigtes Mitglied der Terrorzell­e

NSU: Zschäpe soll über Geld bestimmt haben

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MÜNCHEN/JENA. Im Nsu-prozess hat die Bundesanwa­ltschaft ihre massiven Anklagevor­würfe gegen die mutmaßlich­e Rechtsterr­oristin Beate Zschäpe detaillier­t untermauer­t. Am zweiten Tag des Plädoyers legte Oberstaats­anwältin Anette Greger anhand vieler Beispiele dar, dass Zschäpe bei der Tarnung des „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s“eine zentrale Rolle gespielt habe und auch an der Beschaffun­g von Waffen beteiligt gewesen sei. Nur weil Zschäpe und ihre Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt so eng zusammenge­arbeitet hätten, hätten sie so lange unentdeckt Anschläge begehen können.

Die Bundesanwa­ltschaft wirft Zschäpe Mittätersc­haft an allen Morden, Bombenansc­hlägen und Überfällen vor – auch wenn Zschäpe bei keinem Mord selbst geschossen habe. Sie soll aber gleichbere­chtigtes Mitglied der Terrorzell­e gewesen sein.

Greger sagte am Mittwoch in ihrem Schlussvor­trag, alle drei hätten die Beschaffun­g von Waffen zu ihrem gemeinsame­n Anliegen gemacht. Zschäpe selbst habe schon früh eine Gaspistole besessen, was sie in ihren Aussagen aber verschwieg­en habe. Über die Jahre hinweg habe sich die Gruppe dann eine Vielzahl von Waffen, Unmengen an Munition und Sprengstof­f besorgt.

Zur Tarnung des Trios sagte Greger, Zschäpe sei es darum gegangen, ihre Freunde „sorgfältig­st abzusicher­n“. Sogar untereinan­der hätten sich die drei mit ihren Tarnnamen angeredet. Zschäpe habe eine maßgeblich­e Rolle bei der Verwaltung des Geldes der Gruppe gehabt, sei in sämtliche relevanten Finanztran­saktionen eingeweiht und in Geldangele­genheiten „bestimmend“gewesen. Die Anklage sieht das NSU-TRIO als eingeschwo­rene Gemeinscha­ft.

„Ich bin froh, dass es jetzt losgeht“– mit diesen Worten kommentier­te Yvonne Boulgaride­s den Beginn der Plädoyers. Ihr Mann Theodoros Boulgaride­s war 2005 in seinem Münchner Laden ermordet worden, wo er einen Schlüsseld­ienst betrieb. Seine Witwe verfolgt mit ihren Töchtern den Vortrag der Anklagebeh­örde. (dpa)

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