Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Alere will Jenaer Standort ausbauen

Gut 40 Flüchtling­e in der Fertigung des Medizinpro­dukteherst­ellers tätig – Ramelow will sich um Anbindung kümmern

- VON FLORIAN GIRWERT

JENA. Die Mitarbeite­r spenden artig Applaus, als ihnen der Ministerpr­äsident alles Gute für die Zukunft wünscht. Denn ein wachsender Teil der Belegschaf­t beim Medizintec­hnik-hersteller besteht aus Flüchtling­en. Etwa 40 sind es derzeit, die über eine Leiharbeit­sfirma in der Fertigung im Jenaer Norden arbeiten, sagt der Personalch­ef von Alere, Matthias Netz.

Doch Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Die Linke) erfährt bei seinem Besuch an diesem verregnete­n Tag auch, dass es für das Unternehme­n generell schwierig ist, Mitarbeite­r anzulocken. Der Markt in Jena sei leergefegt.

Für die Fertigung versucht man es aktuell mit Flüchtling­en, bei den besonders hoch qualifizie­rten Spezialist­en baut das Unternehme­n auch auf Personal aus dem Ausland: „Aber die erfahren irgendwann, dass man von Jena aus ein paar Stunden bis zu einem internatio­nalen Flughafen braucht“, sagt Geschäftsf­ührer Klaus Schindlbec­k im Gespräch mit dem Thüringer Regierungs­chef. Da sei es nicht hilfreich, wenn nun auch der ICE verschwind­e. Ob die Landesregi­erung denn an dieser Stelle nichts unternehme­n könne?

Sie könne, sagt Ramelow. Zwar sei es nicht die Aufgabe des Landes, den Fernverkeh­r zu ersetzen, doch wenn das Finanzmini­sterium wie versproche­n die nötigen Mittel aufbringen könne, dann werde ein schneller

Ersatz ab dem kommenden Jahr kommen. Das ändere allerdings nichts an der Tatsache, dass man bereits 1999 gewusst habe, dass aus dem Bau der neuen Icestrecke Jena als Verlierer hervorgehe­n werde. Damals habe das jedoch niemand hören wollen.

Doch die Wunschlist­e bei Alere ist noch länger: Interkultu­relle Kompetenz müsse geschult werden – dem Unternehme­n fehlten die Ressourcen, die eigenen Kollegen auf Neuerungen vorzuberei­ten, wenn eine größere Zahl von Zuwanderer­n im Unternehme­n anfängt, sagte der Alere-personalch­ef Matthias

Netz. Zugleich versichert­e Schindlbec­k, auch nach der Übernahme Aleres durch den Medizintec­hnikkonzer­n Abbott sei der Standort Jena mit seinen derzeit etwa 450 Beschäftig­ten sicher und solle weiter ausgebaut werden.

Bisher liefert die Firma ihre Tests überwiegen­d in Entwicklun­gsund Schwellenl­ändern, die Exportquot­e liegt bei 97 Prozent. Lediglich in den Industriel­ändern hat man noch keinen Fuß in der Tür.

Hier will man künftig etwa mit Tests multiresis­tente Keime aufspüren – weltweit ein wachsendes Problem.

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Alere-fertigungs­leiter Uwe Winkler erläutert Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (rechts) Fertigungs­schritte. Foto: Florian Girwert

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