Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Alere will Jenaer Standort ausbauen
Gut 40 Flüchtlinge in der Fertigung des Medizinprodukteherstellers tätig – Ramelow will sich um Anbindung kümmern
JENA. Die Mitarbeiter spenden artig Applaus, als ihnen der Ministerpräsident alles Gute für die Zukunft wünscht. Denn ein wachsender Teil der Belegschaft beim Medizintechnik-hersteller besteht aus Flüchtlingen. Etwa 40 sind es derzeit, die über eine Leiharbeitsfirma in der Fertigung im Jenaer Norden arbeiten, sagt der Personalchef von Alere, Matthias Netz.
Doch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) erfährt bei seinem Besuch an diesem verregneten Tag auch, dass es für das Unternehmen generell schwierig ist, Mitarbeiter anzulocken. Der Markt in Jena sei leergefegt.
Für die Fertigung versucht man es aktuell mit Flüchtlingen, bei den besonders hoch qualifizierten Spezialisten baut das Unternehmen auch auf Personal aus dem Ausland: „Aber die erfahren irgendwann, dass man von Jena aus ein paar Stunden bis zu einem internationalen Flughafen braucht“, sagt Geschäftsführer Klaus Schindlbeck im Gespräch mit dem Thüringer Regierungschef. Da sei es nicht hilfreich, wenn nun auch der ICE verschwinde. Ob die Landesregierung denn an dieser Stelle nichts unternehmen könne?
Sie könne, sagt Ramelow. Zwar sei es nicht die Aufgabe des Landes, den Fernverkehr zu ersetzen, doch wenn das Finanzministerium wie versprochen die nötigen Mittel aufbringen könne, dann werde ein schneller
Ersatz ab dem kommenden Jahr kommen. Das ändere allerdings nichts an der Tatsache, dass man bereits 1999 gewusst habe, dass aus dem Bau der neuen Icestrecke Jena als Verlierer hervorgehen werde. Damals habe das jedoch niemand hören wollen.
Doch die Wunschliste bei Alere ist noch länger: Interkulturelle Kompetenz müsse geschult werden – dem Unternehmen fehlten die Ressourcen, die eigenen Kollegen auf Neuerungen vorzubereiten, wenn eine größere Zahl von Zuwanderern im Unternehmen anfängt, sagte der Alere-personalchef Matthias
Netz. Zugleich versicherte Schindlbeck, auch nach der Übernahme Aleres durch den Medizintechnikkonzern Abbott sei der Standort Jena mit seinen derzeit etwa 450 Beschäftigten sicher und solle weiter ausgebaut werden.
Bisher liefert die Firma ihre Tests überwiegend in Entwicklungsund Schwellenländern, die Exportquote liegt bei 97 Prozent. Lediglich in den Industrieländern hat man noch keinen Fuß in der Tür.
Hier will man künftig etwa mit Tests multiresistente Keime aufspüren – weltweit ein wachsendes Problem.