Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Neuer Regenrekord in Eisenach
Es schüttete tagelang ohne Unterbrechung – Feuerwehreinsätze in Berka/werra, Ruhla, Farnroda und vielen anderen Orten
WARTBURGREGION. Der Dauerregen der vergangenen Tage hinterließ zahlreiche Spuren in der Wartburgregion. Schlimmstenfalls muss das Programm zum Deutschen Wandertag teilweise geändert werden.
Am Dienstagmorgen rückten Einsatzkräfte der Eisenacher Berufsfeuerwehr zu einem Ladengeschäft in der Eisenacher Flaniermeile Karlstraße aus. Ein Nebenraum glich einer Tropfsteinhöhle. Wasser folgte dem Gesetz der Schwerkraft und rann aus der Zimmerdecke zu Boden. Die Wehrleute lüfteten das Geheimnis der Indoor-regenschauer: Es handelte sich um Regenwasser, das durch ein verstopftes Abflussrohr der Dachentwässerung in das Lüftungssystem gelangte. Die Feuerwehrleute trennten das Entlüftungsrohr vom Abflussrohr der Dachrinne ab. Einsatzende war gegen 11.15 Uhr.
Das Mittagessen der Einsatzkräfte wurde kalt, denn bereits eine Stunde später war ihre Hilfe bei einem Einsatz in der Sophienstraße gefragt. Dort bildeten große Mengen an Regenwasser auf dem Flachdach eines Gebäudes einen respektablen Stausee. Das Wasser drohte in eine anliegende Wohnung zu laufen. Mithilfe zweier Tauchpumpen leerten die Feuerwehrleute den „Stausee“recht zügig.
62 Liter Wasser an einem einzigen Tag
Und auch auf die Vesper konnten sich die Einsatzkräfte nicht so recht freuen. 15.20 Uhr war die Tatkraft der Berufsfeuerwehr am Übergang vom neuen zum historischen Teil des Eisenacher Rathauses gefragt. Ein verstopftes Fallrohr sorgte dafür, dass das Regenwasser nicht mehr ordentlich ablief. Die Wehrleute gingen mit der Drehleiter in die Luft. So entfernten sie zunächst einige Holzstiele von Feuerwerkskörpern und dann Laub sowie Schlamm aus dem Einlauf des Fallrohres. So hatte das auf dem Dach anfallende Regenwasser schnell wieder „Freie Bahn“.
Einen neuen Niederschlagsrekord vermeldet der Wetterexperte unserer Zeitung. Eberhard Dachsel registrierte an seiner Wetterstation am Eisenacher Ramsberg in den 24 Stunden von Dienstag, 8 Uhr, bis Mittwoch, 8 Uhr, exakt 62,2 Liter Regenwasser pro Quadratmeter. Der bisherige Eisenacher Rekord stammte vom 8. Juli 1999, als 53,2 Liter je Quadratmeter gefallen waren. Der 48-Stundenniederschlag vom Montag bis Mittwoch dieser Woche betrug in der Eisenacher Wetterstation 102,5 Liter je Quadratmeter.
Auch im Wartburgkreis rückten die Mitglieder der Freiwilligen
Feuerwehren zu einer stattlichen Anzahl von Einsätzen aus. „Nennenswerte Sachschäden sind uns aber nicht bekannt“, informierte Sandra Blume von der Pressestelle des Landratsamtes.
Der Meldebeginn der Hochwasserwarnstufe der Werra wurde am Pegel Breitungen am Mittwoch um 4.45 Uhr erreicht. Der Hörselpegel Eisenach-petersberg „schrammte“am Nachmittag knapp an der Alarmstufe 1, die bei 2,85 Metern beginnt.
Die Wassermassen der Werra suchten am Mittwochvormittag auf dem Gelände der Wassersportfreunde Mihla Raum zur Ausbreitung. Gegen 11 Uhr war der dortige Bootsanleger völlig überspült.
Im Industriegebiet Berka/ Werra lieferte die Feuerwehr
Sandsäcke aus. In Ruhla lief ein Ententeich über. Regenwasser drückte in Krauthausen in ein Wohngebäude. Wasser pumpten Feuerwehrleute auch in Bad Liebenstein, in Barchfeld, Gumpelstadt, Schweina und in Bairoda aus verschiedenen Kellern. Zudem wurden die Wehren zu Überschwemmungen in Farnroda, Steinbach, Schweina am Sportplatz, Ruhla und Bairoda gerufen. In mehreren Orten des Kreisgebietes traten Bachläufe über die Ufer.
Zudem gab es vielerorts verstopfte Straßeneinläufe und
Schlammmassen auf der Straße. Die Straßenunterführung in Immelborn konnten Autofahrer zeitweilig nicht nutzen, die örtliche Wehr musste abpumpen.
Die Ortsverbindungsstraße zwischen Sättelstädt und Sondra musste für den Verkehr gesperrt werden. Aufgrund von Aquaplaning kam es auf der Straße zwischen Fernbreitenbach und Wünschensuhl zu einem schweren Unfall. Ein Pkw rutschte in einer Kurve auf regennasser Fahrbahn auf die Gegenfahrbahn und in einen Sattelauflieger, der ein schweres Betonteil transportierte. Im weiteren Verlauf rutschte das Auto eine Böschung hinab. Personen kamen nicht zu Schaden.
Eines der beliebtesten Wanderziele der Wartburgstadt, die
Drachenschlucht, war am Mittwoch nicht passierbar. In der Klamm schossen Wassermassen über die Gehstege hinweg. Forstamtsleiter Ansgar Pape machte sich am Nachmittag ein Bild vor Ort. Die Forstleute setzen alles daran, die Schlucht für die Schluchtentour am Donnerstag zum Wandertag frei zu bekommen. „Wenn der Regen aufhört, sinkt auch der Wasserspiegel in der Drachenschlucht recht schnell“, so der Forstamtsleiter. Er will sich am Donnerstagmorgen bereits um 6 Uhr mit dem zuständigen Revierförster und zahlreichen Waldarbeitern in der Drachenschlucht treffen, um kurzfristig diese Sehenswürdigkeit der Wartburgstadt wieder für Wandertagsteilnehmer begehbar zu machen.
Straße von Sättelstädt nach Sondra gesperrt