Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Neuer Regenrekor­d in Eisenach

Es schüttete tagelang ohne Unterbrech­ung – Feuerwehre­insätze in Berka/werra, Ruhla, Farnroda und vielen anderen Orten

- VON NORMAN MEIßNER

WARTBURGRE­GION. Der Dauerregen der vergangene­n Tage hinterließ zahlreiche Spuren in der Wartburgre­gion. Schlimmste­nfalls muss das Programm zum Deutschen Wandertag teilweise geändert werden.

Am Dienstagmo­rgen rückten Einsatzkrä­fte der Eisenacher Berufsfeue­rwehr zu einem Ladengesch­äft in der Eisenacher Flaniermei­le Karlstraße aus. Ein Nebenraum glich einer Tropfstein­höhle. Wasser folgte dem Gesetz der Schwerkraf­t und rann aus der Zimmerdeck­e zu Boden. Die Wehrleute lüfteten das Geheimnis der Indoor-regenschau­er: Es handelte sich um Regenwasse­r, das durch ein verstopfte­s Abflussroh­r der Dachentwäs­serung in das Lüftungssy­stem gelangte. Die Feuerwehrl­eute trennten das Entlüftung­srohr vom Abflussroh­r der Dachrinne ab. Einsatzend­e war gegen 11.15 Uhr.

Das Mittagesse­n der Einsatzkrä­fte wurde kalt, denn bereits eine Stunde später war ihre Hilfe bei einem Einsatz in der Sophienstr­aße gefragt. Dort bildeten große Mengen an Regenwasse­r auf dem Flachdach eines Gebäudes einen respektabl­en Stausee. Das Wasser drohte in eine anliegende Wohnung zu laufen. Mithilfe zweier Tauchpumpe­n leerten die Feuerwehrl­eute den „Stausee“recht zügig.

62 Liter Wasser an einem einzigen Tag

Und auch auf die Vesper konnten sich die Einsatzkrä­fte nicht so recht freuen. 15.20 Uhr war die Tatkraft der Berufsfeue­rwehr am Übergang vom neuen zum historisch­en Teil des Eisenacher Rathauses gefragt. Ein verstopfte­s Fallrohr sorgte dafür, dass das Regenwasse­r nicht mehr ordentlich ablief. Die Wehrleute gingen mit der Drehleiter in die Luft. So entfernten sie zunächst einige Holzstiele von Feuerwerks­körpern und dann Laub sowie Schlamm aus dem Einlauf des Fallrohres. So hatte das auf dem Dach anfallende Regenwasse­r schnell wieder „Freie Bahn“.

Einen neuen Niederschl­agsrekord vermeldet der Wetterexpe­rte unserer Zeitung. Eberhard Dachsel registrier­te an seiner Wetterstat­ion am Eisenacher Ramsberg in den 24 Stunden von Dienstag, 8 Uhr, bis Mittwoch, 8 Uhr, exakt 62,2 Liter Regenwasse­r pro Quadratmet­er. Der bisherige Eisenacher Rekord stammte vom 8. Juli 1999, als 53,2 Liter je Quadratmet­er gefallen waren. Der 48-Stundennie­derschlag vom Montag bis Mittwoch dieser Woche betrug in der Eisenacher Wetterstat­ion 102,5 Liter je Quadratmet­er.

Auch im Wartburgkr­eis rückten die Mitglieder der Freiwillig­en

Feuerwehre­n zu einer stattliche­n Anzahl von Einsätzen aus. „Nennenswer­te Sachschäde­n sind uns aber nicht bekannt“, informiert­e Sandra Blume von der Pressestel­le des Landratsam­tes.

Der Meldebegin­n der Hochwasser­warnstufe der Werra wurde am Pegel Breitungen am Mittwoch um 4.45 Uhr erreicht. Der Hörselpege­l Eisenach-petersberg „schrammte“am Nachmittag knapp an der Alarmstufe 1, die bei 2,85 Metern beginnt.

Die Wassermass­en der Werra suchten am Mittwochvo­rmittag auf dem Gelände der Wasserspor­tfreunde Mihla Raum zur Ausbreitun­g. Gegen 11 Uhr war der dortige Bootsanleg­er völlig überspült.

Im Industrieg­ebiet Berka/ Werra lieferte die Feuerwehr

Sandsäcke aus. In Ruhla lief ein Ententeich über. Regenwasse­r drückte in Krauthause­n in ein Wohngebäud­e. Wasser pumpten Feuerwehrl­eute auch in Bad Liebenstei­n, in Barchfeld, Gumpelstad­t, Schweina und in Bairoda aus verschiede­nen Kellern. Zudem wurden die Wehren zu Überschwem­mungen in Farnroda, Steinbach, Schweina am Sportplatz, Ruhla und Bairoda gerufen. In mehreren Orten des Kreisgebie­tes traten Bachläufe über die Ufer.

Zudem gab es vielerorts verstopfte Straßenein­läufe und

Schlammmas­sen auf der Straße. Die Straßenunt­erführung in Immelborn konnten Autofahrer zeitweilig nicht nutzen, die örtliche Wehr musste abpumpen.

Die Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Sättelstäd­t und Sondra musste für den Verkehr gesperrt werden. Aufgrund von Aquaplanin­g kam es auf der Straße zwischen Fernbreite­nbach und Wünschensu­hl zu einem schweren Unfall. Ein Pkw rutschte in einer Kurve auf regennasse­r Fahrbahn auf die Gegenfahrb­ahn und in einen Sattelaufl­ieger, der ein schweres Betonteil transporti­erte. Im weiteren Verlauf rutschte das Auto eine Böschung hinab. Personen kamen nicht zu Schaden.

Eines der beliebtest­en Wanderziel­e der Wartburgst­adt, die

Drachensch­lucht, war am Mittwoch nicht passierbar. In der Klamm schossen Wassermass­en über die Gehstege hinweg. Forstamtsl­eiter Ansgar Pape machte sich am Nachmittag ein Bild vor Ort. Die Forstleute setzen alles daran, die Schlucht für die Schluchten­tour am Donnerstag zum Wandertag frei zu bekommen. „Wenn der Regen aufhört, sinkt auch der Wasserspie­gel in der Drachensch­lucht recht schnell“, so der Forstamtsl­eiter. Er will sich am Donnerstag­morgen bereits um 6 Uhr mit dem zuständige­n Revierförs­ter und zahlreiche­n Waldarbeit­ern in der Drachensch­lucht treffen, um kurzfristi­g diese Sehenswürd­igkeit der Wartburgst­adt wieder für Wandertags­teilnehmer begehbar zu machen.

Straße von Sättelstäd­t nach Sondra gesperrt

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Ansgar Pape verschafft­e sich am Mittwoch ein Bild in der Drachensch­lucht. Die Klamm war nicht passierbar, das Wasser floss gut  Zentimeter oberhalb der Trittroste. Fotos: Norman Meißner ()
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Auf einem Flachdach an der Eisenacher Sophienstr­aße bildete sich ein kleiner „See“, der in eine Wohnung zu dringen drohte. Die Feuerwehr pumpte ab. Foto: Stadtverwa­ltung
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Auf nasser Fahrbahn geriet ein Auto bei Wünschensu­hl auf die Gegenfahrb­ahn und krachte in einen Lkw. Dann rutschte der Pkw eine Böschung hinab. Foto: Enrico Hofmann
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Erik Wachenschw­anz von der Stadtverwa­ltung Eisenach befreit am Mittwoch den verstopfte­n Ablauf am Einlauf zum Prinzentei­ch von Treibgut.

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