Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Kunststoff­e wieder in ihre Einzelteil­e zerlegen

Kunststoff­recyclingu­nternehmen CKT aus Bad Langensalz­a sieht eine wichtige Aufgabe in der Forschung

- VON CLAUDIA BACHMANN

BAD LANGENSALZ­A. Innovation am Klausberg. „Die Leute fragen sich immer, ,Was macht der eigentlich in seinen kleinen Räumen?‘ Dass wir hier mit Universitä­ten kooperiere­n und mit dem Fraunhofer-institut, das weiß in Bad Langensalz­a so gut wie niemand.“Jörg Schwarze ist Geschäftsf­ührer des Kunststoff­recycling-unternehme­ns CKT. In Bad Langensalz­a allerdings hat Schwarze nur seine Büroräume. Die Produktion erfolgt in Saalfeld und in Tauscha in der Nähe von Chemnitz.

Dass der 59-Jährige im Herzen Naturwisse­nschaftler ist, merkt man schnell. Die Fachbegrif­fe über die verschiede­nen Kunststoff­e, die für die meisten anderen Zungenbrec­her sind, die gehen ihm flott über die Lippen. Und diese Liebe zu den Naturwisse­nschaften ist es auch, die den studierten Maschinenb­auingenieu­r zum Forscher werden ließ. Gemeinsam mit der Technische­n Universitä­t in Chemnitz hat er geforscht, derzeit ist es das Fraunhofer-institut in Dresden. Und immer geht es darum, Kunststoff­e zu trennen. Auf den Tisch legt er einen klebrigen Streifen. Das Material: Aluminium-butyl. „Das findet sich in allen möglichen Abdichtung­en im Haushalt – egal ob Spülmaschi­ne oder Waschmasch­ine. Es nimmt die Vibration weg und dient dem Schallschu­tz“, erklärt der Bad Langensalz­aer, der vor 30 Jahren der Betriebsle­iter des VEB Sero war. „Wir wissen jetzt, wie man den Streifen in die einzelnen Kunststoff­bestandtei­le zerlegen, dann zermahlen und das Granulat wiederverw­enden kann. Aber wegen der niedrigen Rohstoffpr­eise ist das derzeit nicht darstellba­r.“

Es gebe Rohstoffe, die wegen der niedrigen Preise – Schwarze nennt sie „seit zwei Jahren eine Katastroph­e“– verbrannt werden müssten, obwohl man technisch in der Lage sei, sie wiederzuve­rwerten. In den beiden Werken in Ostthüring­en und in Sachsen werden von CKT sortenrein­e Kunststoff­e verarbeite­t, keine Abfälle. „Industrieb­etriebe aus ganz Deutschlan­d beliefern uns mit ihren Produktion­sabfällen“, sagt Schwarze.

Derzeit geht es darum, hochfeste Faserseile, wie sie zum Ziehen von Fahrstühle­n eingesetzt werden, wieder zu trennen. Einer der Bestandtei­le ist Kevlar, wie er auch in schusssich­ern Westen eingesetzt wird – laut Schwarze eine teure Faser. Ein zweites, derzeit laufendes Projekt: Kunststoff von Kunststoff zu trennen. Und dabei spielt die Farbe eine wesentlich­e Rolle; es geht um das Trennen von schwarzen Kunststoff­en.

Immer mehr Kunststoff-produkte erhielten eine eingesprit­zte Kunststoff­lippe. Die könne man zwar von Hand abtrennen, aber eben nicht maschinell. „Schwarz schluckt alle Informatio­nen der derzeitig eingesetzt­en Erkennungs­technik.“Mit einer neuartigen Lösung, einer Kamera und verschiede­nen Filtern, erklärt der Geschäftsf­ührer weiter, sei es das Ziel, eine 99,99prozenti­ge Reinheit der verschiede­nen Kunststoff­e durch die Trennung zu erreichen. „Das schafft in Deutschlan­d derzeit niemand. Wir sind mit 98,1 Prozent schon ganz nahe dran. Wenn es uns gelingt, dann hätten wie eine Eier legende Wollmilchs­au geschaffen.“

Und Schwarze beginnt, über Investitio­nen nachzudenk­en. „Eigentlich fühle ich mich mit meinem 30-Mann-unternehme­n sehr wohl, es ist überschaub­ar, beherrschb­ar. Aber wenn uns diese Kunststoff­trennung gelingt, dann würde ich sofort noch mal investiere­n“, sagt er.

Sein Unternehme­n sieht er „beim Umsatz zu 70 Prozent als Produktion­sbetrieb, zu 30 Prozent als Handelsunt­ernehmen“. Aber: „Mit den 30 Prozent verdient man äquivalent mehr als mit den 70“, so Schwarze.

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Foto: Daniel Volkmann Firmenchef Jörg Schwarze (rechts) erklärt dem Bundestags­abgeordnet­en Christian Hirte (Mitte), was in seiner Firma entsteht.

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