Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Kunststoffe wieder in ihre Einzelteile zerlegen
Kunststoffrecyclingunternehmen CKT aus Bad Langensalza sieht eine wichtige Aufgabe in der Forschung
BAD LANGENSALZA. Innovation am Klausberg. „Die Leute fragen sich immer, ,Was macht der eigentlich in seinen kleinen Räumen?‘ Dass wir hier mit Universitäten kooperieren und mit dem Fraunhofer-institut, das weiß in Bad Langensalza so gut wie niemand.“Jörg Schwarze ist Geschäftsführer des Kunststoffrecycling-unternehmens CKT. In Bad Langensalza allerdings hat Schwarze nur seine Büroräume. Die Produktion erfolgt in Saalfeld und in Tauscha in der Nähe von Chemnitz.
Dass der 59-Jährige im Herzen Naturwissenschaftler ist, merkt man schnell. Die Fachbegriffe über die verschiedenen Kunststoffe, die für die meisten anderen Zungenbrecher sind, die gehen ihm flott über die Lippen. Und diese Liebe zu den Naturwissenschaften ist es auch, die den studierten Maschinenbauingenieur zum Forscher werden ließ. Gemeinsam mit der Technischen Universität in Chemnitz hat er geforscht, derzeit ist es das Fraunhofer-institut in Dresden. Und immer geht es darum, Kunststoffe zu trennen. Auf den Tisch legt er einen klebrigen Streifen. Das Material: Aluminium-butyl. „Das findet sich in allen möglichen Abdichtungen im Haushalt – egal ob Spülmaschine oder Waschmaschine. Es nimmt die Vibration weg und dient dem Schallschutz“, erklärt der Bad Langensalzaer, der vor 30 Jahren der Betriebsleiter des VEB Sero war. „Wir wissen jetzt, wie man den Streifen in die einzelnen Kunststoffbestandteile zerlegen, dann zermahlen und das Granulat wiederverwenden kann. Aber wegen der niedrigen Rohstoffpreise ist das derzeit nicht darstellbar.“
Es gebe Rohstoffe, die wegen der niedrigen Preise – Schwarze nennt sie „seit zwei Jahren eine Katastrophe“– verbrannt werden müssten, obwohl man technisch in der Lage sei, sie wiederzuverwerten. In den beiden Werken in Ostthüringen und in Sachsen werden von CKT sortenreine Kunststoffe verarbeitet, keine Abfälle. „Industriebetriebe aus ganz Deutschland beliefern uns mit ihren Produktionsabfällen“, sagt Schwarze.
Derzeit geht es darum, hochfeste Faserseile, wie sie zum Ziehen von Fahrstühlen eingesetzt werden, wieder zu trennen. Einer der Bestandteile ist Kevlar, wie er auch in schusssichern Westen eingesetzt wird – laut Schwarze eine teure Faser. Ein zweites, derzeit laufendes Projekt: Kunststoff von Kunststoff zu trennen. Und dabei spielt die Farbe eine wesentliche Rolle; es geht um das Trennen von schwarzen Kunststoffen.
Immer mehr Kunststoff-produkte erhielten eine eingespritzte Kunststofflippe. Die könne man zwar von Hand abtrennen, aber eben nicht maschinell. „Schwarz schluckt alle Informationen der derzeitig eingesetzten Erkennungstechnik.“Mit einer neuartigen Lösung, einer Kamera und verschiedenen Filtern, erklärt der Geschäftsführer weiter, sei es das Ziel, eine 99,99prozentige Reinheit der verschiedenen Kunststoffe durch die Trennung zu erreichen. „Das schafft in Deutschland derzeit niemand. Wir sind mit 98,1 Prozent schon ganz nahe dran. Wenn es uns gelingt, dann hätten wie eine Eier legende Wollmilchsau geschaffen.“
Und Schwarze beginnt, über Investitionen nachzudenken. „Eigentlich fühle ich mich mit meinem 30-Mann-unternehmen sehr wohl, es ist überschaubar, beherrschbar. Aber wenn uns diese Kunststofftrennung gelingt, dann würde ich sofort noch mal investieren“, sagt er.
Sein Unternehmen sieht er „beim Umsatz zu 70 Prozent als Produktionsbetrieb, zu 30 Prozent als Handelsunternehmen“. Aber: „Mit den 30 Prozent verdient man äquivalent mehr als mit den 70“, so Schwarze.