Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
WM motiviert Thüringer Fechttalente
Trotz bescheidenen Abschneidens beim Titelkampf in Leipzig sieht Verbandspräsident Reformen greifen. 26 Schüler am Sportgymnasium
ERFURT. Die Augen von Lena Hubold leuchten. Mit „Wahnsinnseindrücken“kehrte die 16Jährige aus Leipzig zurück. Bei der Fecht-wm war die Jenaer Schülerin vier Tage lang hautnah dran an den Stars ihrer Sportart – als freiwillige Helferin. Lena ist eines der hoffnungsvollsten Thüringer Talente. „Klar, so ein Ereignis vor der Haustür motiviert. Viele Thüringer haben das in der Arena vor Ort genossen“, weiß Wolfgang Bohn, Präsident des Thüringer Fechtverbandes.
Und: Ist ein Thüringer Wmoder Olympia-starter in Sicht? „In der Weltliga können wir leider nicht mitspielen – wir konzentrieren uns auf die Nachwuchsarbeit“, erwidert Bohn.
Vorbei die Zeit, als der Jenaer Adrian Germanus 1980 und 1988 mit dem DDR-TEAM bei Olympia jeweils Rang vier erfocht und 1983 Wm-silber eroberte. Oder als Thomas Stanek 2004 Junioren-europameister wurde sowie ein Jahr später Silber mit dem Team bei der WM gewann.
Jenaer Germanus einst nah an Olympiamedaille
„Doch in einer Randsportart wie unserer den Weg konsequent zu gehen, ist nicht leicht – oft geht der Beruf vor“, so Präsident Bohn und meint: „Wir haben Nachholbedarf, aber es tut sich was.“
Gut 450 Thüringer nehmen derzeit regelmäßig an Turnieren teil. 26 Fechttalente, so viele wie noch nie, lernen am Sportgymnasium in Jena. Der dortige Landesstützpunkt, wo Coach Uwe Fritzlar die Schützlinge betreut, speist sich aus der Nachwuchsarbeit in den Talentzentren Erfurt, Weimar, Weida, Altenburg, Saalfeld, Meiningen und Jena.
Aktuell steche Coach Alexander Wulfin von Engarde Erfurt hervor, der einige hoffnungsvolle Schützlinge formte. Bohn: „Wir bräuchten noch mehr solche engagierte Trainer.“
Julia Morgenroth, Paula Wand, Laura Hönnger, Pauline Buchwald, Toni Lösche, Richard Peters und Laurence Dörfer – sie alle erzielten zuletzt auf nationaler Ebene Nachwuchserfolge. Doch wenn sie ganz nach oben wollen, müssen die Thüringer später in die Bundesstützpunkte nach Leipzig (Degen), Berlin, Dormagen, Heidenheim, Tauberbischofsheim oder Bonn wechseln, wie es einst Stanek tat.
Dort ist, weiß Bohn, nach den medaillenlosen Olympischen Spielen von Rio „richtig viel in Bewegung“. Trotz des bescheidenen Wm-abschneidens hätten sich einige junge Sportler in Leipzig gut verkauft. „Die Krise ist noch nicht völlig durchschritten. Aber Claudia Bokel hat als neue Verbandspräsidentin die Weichen gut gestellt“, findet Bohn. Der 62-Jährige hat bei der WM einen Trend erspäht: „Die Weltspitze wird immer athletischer, es ist ein Quantensprung!“
Übrigens: Am Montag beziehen die 50 besten Thüringer Nachwuchsfechter ihr traditionelles Sommercamp in Heubach am Rennsteig. Viele mit Wmeindrücken im Reisegepäck.