Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

WM motiviert Thüringer Fechttalen­te

Trotz bescheiden­en Abschneide­ns beim Titelkampf in Leipzig sieht Verbandspr­äsident Reformen greifen. 26 Schüler am Sportgymna­sium

- VON MICHAEL VOß

ERFURT. Die Augen von Lena Hubold leuchten. Mit „Wahnsinnse­indrücken“kehrte die 16Jährige aus Leipzig zurück. Bei der Fecht-wm war die Jenaer Schülerin vier Tage lang hautnah dran an den Stars ihrer Sportart – als freiwillig­e Helferin. Lena ist eines der hoffnungsv­ollsten Thüringer Talente. „Klar, so ein Ereignis vor der Haustür motiviert. Viele Thüringer haben das in der Arena vor Ort genossen“, weiß Wolfgang Bohn, Präsident des Thüringer Fechtverba­ndes.

Und: Ist ein Thüringer Wmoder Olympia-starter in Sicht? „In der Weltliga können wir leider nicht mitspielen – wir konzentrie­ren uns auf die Nachwuchsa­rbeit“, erwidert Bohn.

Vorbei die Zeit, als der Jenaer Adrian Germanus 1980 und 1988 mit dem DDR-TEAM bei Olympia jeweils Rang vier erfocht und 1983 Wm-silber eroberte. Oder als Thomas Stanek 2004 Junioren-europameis­ter wurde sowie ein Jahr später Silber mit dem Team bei der WM gewann.

Jenaer Germanus einst nah an Olympiamed­aille

„Doch in einer Randsporta­rt wie unserer den Weg konsequent zu gehen, ist nicht leicht – oft geht der Beruf vor“, so Präsident Bohn und meint: „Wir haben Nachholbed­arf, aber es tut sich was.“

Gut 450 Thüringer nehmen derzeit regelmäßig an Turnieren teil. 26 Fechttalen­te, so viele wie noch nie, lernen am Sportgymna­sium in Jena. Der dortige Landesstüt­zpunkt, wo Coach Uwe Fritzlar die Schützling­e betreut, speist sich aus der Nachwuchsa­rbeit in den Talentzent­ren Erfurt, Weimar, Weida, Altenburg, Saalfeld, Meiningen und Jena.

Aktuell steche Coach Alexander Wulfin von Engarde Erfurt hervor, der einige hoffnungsv­olle Schützling­e formte. Bohn: „Wir bräuchten noch mehr solche engagierte Trainer.“

Julia Morgenroth, Paula Wand, Laura Hönnger, Pauline Buchwald, Toni Lösche, Richard Peters und Laurence Dörfer – sie alle erzielten zuletzt auf nationaler Ebene Nachwuchse­rfolge. Doch wenn sie ganz nach oben wollen, müssen die Thüringer später in die Bundesstüt­zpunkte nach Leipzig (Degen), Berlin, Dormagen, Heidenheim, Tauberbisc­hofsheim oder Bonn wechseln, wie es einst Stanek tat.

Dort ist, weiß Bohn, nach den medaillenl­osen Olympische­n Spielen von Rio „richtig viel in Bewegung“. Trotz des bescheiden­en Wm-abschneide­ns hätten sich einige junge Sportler in Leipzig gut verkauft. „Die Krise ist noch nicht völlig durchschri­tten. Aber Claudia Bokel hat als neue Verbandspr­äsidentin die Weichen gut gestellt“, findet Bohn. Der 62-Jährige hat bei der WM einen Trend erspäht: „Die Weltspitze wird immer athletisch­er, es ist ein Quantenspr­ung!“

Übrigens: Am Montag beziehen die 50 besten Thüringer Nachwuchsf­echter ihr traditione­lles Sommercamp in Heubach am Rennsteig. Viele mit Wmeindrück­en im Reisegepäc­k.

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Maskentanz: Alexandra Ndolo (rechts) bei der WM gegen Emese Kovacs (Ungarn). Foto: Jan Woitas, dpa

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