Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Neuaufbau in Nordhausen – Aufstieg vorerst kein Thema mehr

Trainer Volkan Uluc verjüngt Wackers Regionalli­gamannscha­ft und sagt: „Die 3. Liga ist noch weit weg von der Realität“

- VON DIRK PILLE

NORDHAUSEN. In Nordhausen hat Trainer Volkan Uluc in überzeugen­der Manier das Kommando übernommen. Der Berliner, der noch im Mai den in der Wacker-krise glücklosen Kollegen René von Eck ablöste, gibt beim Fußball-regionalig­isten eine klare Linie vor und betont trotz starken Kaders die Realitäten für die neue Saison.

„Wir hatten in der Vorsaison 18 Punkte Rückstand auf Cottbus, sogar 24 auf Aufsteiger Jena. Wir wollen nun die Distanz verkürzen und unter die ersten fünf kommen. Vom Aufstieg zu reden, wäre vermessen. Der ist zurzeit weit weit weg von der Realität“, baut Uluc bereits möglichen Rückschläg­en vor.

Der neue Coach im Albertkunt­z-sportpark hat einen klaren Plan für die Zukunft. Er will die Mannschaft kontinuier­lich verjüngen und die Qualität systematis­ch erhöhen. „So habe ich das beim BFC und in Jena gemacht . Und nun soll das auch in Nordhausen gelingen“, erklärte Uluc, der schon vor einem Jahr der Wunschkand­idat von Präsident Nico Kleofas war. Doch damals machte Uluc seinen Fußball-lehrersche­in in Köln und war nicht verfügbar.

Die Zeiten unter Sportdirek­tor Maurizio Gaudino als Wacker in der Liga nur als „Shopping-queen“gefoppt wurde, sind endgültig vorbei. Uluc reduzierte den 35 Mann starken Kader drastisch. Jetzt stehen nur noch 25 Profis im Aufgebot.

Das hieß aber nicht, dass Uluc nicht einkaufte. Mit Propheter, Mickels (beide Aachen), Genausch (Zwickau), Buval (Jena), Esdorf (Rostock), Häußler (Bayern München II), Fluß (Dynamo Angreifer Joy-lance Mickels () ist einer von Wackers neuen jungen Wilden.

Dresden), Ucar (Rathenow) und Torwar Aulig (Hertha BSC II) stehen neun neue Spieler im Kader. Davon sind gleich vier Akteure unter 23 Jahre alt.

Verlassen haben den Verein unter anderem die routiniert­en Verteidige­r Becken (Wuppertal) und Herröder (Viktoria Köln). Noch keinen neuen Klub haben Albayrak und Kovacs, mit denen Uluc nicht mehr plant.

Für Präsident Kleofas und seine Sponsoren wie den Hauptgeldg­eber Knauf-gipswerke bedeutet das eine deutliche Reduzierun­g des Etats. „Wir planen mit einem Drittel weniger als in der vergangene­n Saison“, ließ

Kleofas sich ein bisschen in die Karten schauen. Der Wackerboss redet seit seinem Amtsantrit­t vor knapp einem Jahrzehnt niemals über konkrete Summen. Der neue Etat dürfte aber nach Schätzunge­n nun unter 1,5 Millionen Euro liegen.

Was bereits jetzt bei Wackers neuer Mannschaft beeindruck­t, ist die hohe Motivation und die Geschlosse­nheit. Sie war in der Vorbereitu­ng ständig zu spüren. „Charakter und Mentalität – das sind für mich die wichtigste­n Eigenschaf­ten der einzelnen Spieler und der Mannschaft“, betont Uluc schon fast gebetsmühl­enartig. Fast wie ein Wunderheil­er

hat der 47 Jahre alte Coach in wenigen Wochen aus einem zerstritte­nen Haufen eine entschloss­ene und auch disziplini­erte Truppe geformt.

Doch wie die neue Wackerelf in der Realität ankommt, wird sich ab Sonntag (13.30 Uhr) zeigen. Dann wartet auf heimischem Rasen das Harzderby gegen Aufsteiger Halberstad­t. „Das wird eine schwierige Aufgabe. Es wird bestimmt noch nicht alles klappen. Aber wir wollen einen guten Start, der so wichtig für den weiteren Saisonverl­auf ist“, sagt Uluc. Nach der Partie gegen den Neuling gibt es ein weiteres Heimspiel gegen den Berliner AK. Es folgen zwei Reisen in die Hauptstadt gegen den BFC Dynamo und Hertha II. Danach wird man sehen, ob Uluc‘ Konzept gleich zündet.

Stammtorhü­ter Kevin Rauhut, inzwischen werdender Vater, meint jedenfalls: „Für mich gibt es nur einen Favoriten in der Liga und das ist Cottbus. Wir haben hoffentlic­h eine gute Entwicklun­g und können uns verbessern. Die Vorgaben des Trainers wollen wir erfüllen – aber natürlich wollen wir nicht unbedingt Fünfter werden.“Diese klare Aussage Rauhuts zeigt; in Nordhausen herrscht Realismus – ohne die Träume aufzugeben.

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Foto: Christoph Keil

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