Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Immer mittwochs, ein Jahr lang
Eingeschworene Truppe beschließt: Den Backofen für das Preisackern in Ebenshausen bauen wir einfach selbst
EBENSHAUSEN. Ein Jahr geht schnell vorüber. Aber erzählen wir die Geschichte von vorn: Für das Volksfest zum Preisackern in Ebenshausen und auch zum Kreiserntedankfest in Mihla hatten sich die Organisatoren bisher einen mobilen Steinbackofen geliehen. Atmosphärische Störungen zum Verleiher, so umschreibt es Uwe Nowatzky, ließen die Preisackermitstreiter jedoch nach einer anderen Lösung suchen. Die Mannschaft besann sich und fasste im Sommer 2017 den Entschluss: Solch einen Ofen bauen wir selber.
Jeden Mittwoch nach der Arbeit trafen sich vier Männer in der Garage von Nowatzky und werkelten an ihrem Projekt. Vorbilder für einen mobilen Steinbackofen gibt es reichlich, und keiner der Männer ist auf den Kopf gefallen. Ein Fahrgestell war beim Landwirtschaftlichen Unternehmen Mihla besorgt. Heute ist nicht zu erkennen, dass das Backofengestell früher ein Wasserfass trug.
Ein Jahr lang werkelte das Quartett am mobilen Backofen – tüftelte, trennte, feilte, schraubte, mauerte, mischte, schmierte, passte an und ein, glättete und pinselte. Ein paar Bier wurden auch getrunken und die mit Liebe zubereitete Verpflegung von Uwe Nowatzkys Frau Steffi ebenso liebevoll vertilgt. Ob sie etwas besser hätten machen können? Logisch, sagt Arne Harseim. Hinterher ist man in einigen Dingen immer schlauer. Aber der fast drei Tonnen wiegende Ofen funktioniert und ist ein Schmuckstück geworden. So schwer machen den Ofen unter anderem die Feuerbetondecken.
Seine Feuertaufe, die Jungfernfahrt, erlebte das gute Stück gerade bei der Geburtstagsfeier von Mitstreiter Jan Werneburg. Spanferkel, Pizza, Brot – was zum Garen oder Backen in die zwei Kammern des Steinofens geschoben wurde, wurde ihm bald darauf von den Erbauern duftend entnommen. Ein Genuss. Das Preisackern-fest am 1. September kann kommen. Dort wird der Ofen mit dem Edelstahlschlot beste Dienste leisten.
Geschichten und Episoden vom gemeinsamen Jahr des Bauens wurden bei der Einweihung noch einmal aufgefrischt.
Klar, das Resultat sei das Wichtigste, sagt Uwe Nowatzky. Mindestens so wichtig sei aber
der Weg dorthin gewesen. Es ist nicht das erste Projekt, das die Ebenshäuser und Mihlaer miteinander bewerkstelligten. Die Truppe ist eingespielt und fürchtet sich vor keiner Aufgabe. Alle bringen das nötige Handwerkszeug und Engagement mit.
Zudem gibt es da noch Verwandte und Freunde, die auf ihren Spezialgebieten gerne einen Beitrag leisten. Für Geld? Nein. Für Brause. Alle Eisenteile des Ofens fertigte Schmiedemeister Andy Wiegand. Die Dachhaut war Sache von Ludger Kasper, ein befreundeter Dachdeckermeister aus Heyerode. Alle Zimmererarbeiten lieferte Georg Harseim, der „Gummistiefel-schorsch“mit der Holzmeise. Multitalent Harseim ist Seriensieger beim Gummistiefelweitwurf-wettbewerb im Rahmenprogramm des Preisackerns und versteht sich, wie die meisten in der Runde, auch aufs Treckerfahren.
„Schön, dass wir ein Jahr danach zusammen sitzen, und der Backofen vor der Tür steht“, sagt Uwe Nowatzky. Nicht alle Episoden beim Ofenbau seien drucktauglich, die mit der Bandsäge könne man aber erzählen: Gasbetonsteine mit einem scharfen Fuchsschwanz nach Schablone (für das Ofendach) rund zu schneiden sei möglich, mit Blitzmaurern im Team ein steter Stein-nachschub damit aber kaum zu schaffen. Nur gut, dass bei Nachbar Holger Wuth eine Bandsäge stand. Wuth gab
grünes Licht, die Säge bei ihm zu benutzen. Das Hin und Her mit den Steinen war jedoch lästig. Also holten die Ofenbauer die Säge auf ihren Hof. Die Spur des Steinsägemehls habe sich auf der Straße wie in Grimms Märchen gezogen. Wer vermutet
Hinterher schlauer, aber das ist egal
hätte, die Säge sei geklaut worden, hätte den Dieb nicht lange suchen müssen. Die Interessengemeinschaft Preisackern ist nun um einen Steinbackofen und einige Erfahrungen reicher.
Dass der mobile Backofen beim Preisackern-fest mit Rissen
im Putz vorfährt, wie sie nach dem ersten Anheizen auftraten, kommt natürlich nicht in Frage. Für solche „Sanitäteraufgaben“gibt’s Jan Werneburg, den Baufachmann. Zum Fest am 1. September wird man keinen Riss mehr sehen.