Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Nur jede zehnte Jungpflanz­e übersteht Hitze und Trockenhei­t

Die Förster in Mühlhausen­s Stadtwald und im Forstamt Hainichwer­ratal beklagen zudem Borkenkäfe­rbefall

- VON CLAUDIA BACHMANN

REGION. Die Lage ist ernst: Aufforstun­gen vertrockne­n wegen der Hitze. So fasste jetzt ein Sprecher des Thüringenf­orst die aktuelle Situation zusammen. Mehr als 150 000 Bäumchen – vorwiegend Weißtannen, Buchen, Lärchen und Bergahorn – hat der Thüringenf­orst im Frühjahr in die Wälder gepflanzt. Ihnen droht jetzt der Hitzetod. Der Grund: fehlende Niederschl­äge und extreme Hitze.

Gerade die jungen Bäumchen sind auf regelmäßig­e Niederschl­äge angewiesen, sie verfügen nur über ein verhältnis­mäßig kleines Wurzelwerk, sagt Peter Thoms. Er ist Revierförs­ter im Mühlhäuser Stadtwald. „Das kleine Wurzelwerk kann noch nicht in tiefere, feuchtere Bodenschic­hten eindringen“, begründet er. Aufforstun­gskulturen im Wald zu bewässern, das sei aber schlichtwe­g unmöglich.

Etwa 7000 Pflänzchen wurden im Frühjahr vom Forstbetri­eb innerhalb der Mühlhäuser Stadtverwa­ltung im Stadtwald gepflanzt, vorwiegend in der Mühlhäuser Hardt und auf dem Bornberg – Weißtanne, Esskastani­e, Wildkirsch­e, Nussbäume, Elsbeere. „Das ist deutlich weniger als noch vor Jahren. Wir setzen mittlerwei­le auf eine natürliche Waldverjün­gung“, sagt Jörg Willner, der Leiter des Forstbetri­ebs. In der Vergangenh­eit

kam teils das Zehnfache an Pflänzchen in die Erde. „Teils auch die falschen Bäume wie Eichen“, meint Thoms. Der finanziell­e Verlust sei aufgrund der geringen Zahl von Jungpflanz­en überschaub­ar.

Dennoch sind vor allem auf Freifläche­n 90 Prozent den Hitzetod gestorben. Unter Hitze und Trockenhei­t haben auch die einjährige­n Bäumchen gelitten. Vier von zehn, so schätzt Thoms, hätten diesen Sommer nicht überlebt. Regional herrschen dabei große Unterschie­de: „In Eigenriede­n etwa stehen die Bäume super da. Nahe Peterhof, in Richtung Dörna, und auf

dem Forstberg sind die Ausfallquo­ten dagegen sehr hoch“, weiß Willner zu erzählen.

Er erwartet weitere Hitze- und Trockenhei­tsschäden: „Das sind optimale Bedingunge­n für den Borkenkäfe­r. Von ihm befallene Fichten werden uns im Herbst und im Winter beschäftig­en.“Befallene Bäume müssten so schnell wie möglich gefällt werden. Größere Fichtenbes­tände gebe es am Forstberg und zwischen Peterhof und Dörna. Fichten wolle man übrigens in den kommenden Jahren nicht wieder aufforsten, die Weißtanne käme mit Boden und Wetter besser zurecht.

Unter der Sonne haben zahlreiche Bäume am Landgraben nahe Eigenriede­n gelitten. Willner spricht von Rindenbran­d. „Unter diesem ‚Sonnenbran­d‘ leiden vor allem dünnrindig­e Baumarten wie die Buche, die eigentlich ein Schatten liebender Baum ist, und Fichte. Das Kambium stirbt durch Überhitzun­g ab.“Die Bäume habe man fällen müssen.

Nicht eine Esche, die gegen Pilz resistent ist

Trotz Hitze- und Trockensch­äden halte man an der Erntestrat­egie fest: Verteilt auf den ganzen Stadtwald, wolle man auch in diesem Jahr 15 000 Festmeter Holz ernten, darunter zahlreiche Eschen. „Wir haben nicht eine Esche, die gegen das Eschentrie­bsterben resistent ist, gefunden“, sagt Thoms. Der Baum werde Schritt für Schritt im Stadtwald an Bedeutung verlieren, so dass nur noch einzelne Exemplare übrig bleiben.

In diesem Jahr habe sich das Holzrücken aufgrund des nassen Winters bis in den Juni gezogen. Für holzverarb­eitende Betriebe ein Problem.

Wie im Stadtwald in Mühlhausen sieht es auch im gesamten Forstamt Hainich-werratal aus. Forstamtsl­eiter Dirk Fritzlar spricht von einer „schwierige­n Situation“. Was den Bericht des Unstrut-hainich-kreises angeht, habe man im letzten Herbst und in diesem Frühjahr etwa 4000 junge Bäume gepflanzt, vor allem Weißtannen, aber auch einige Laubbäume. Deutlich größer war die Zahl der Neuanpflan­zungen in Creuzburg und am Heldrastei­n. Für alle drei Gebiete gilt: Nur etwa jedes zehnte Bäumchen schaffte es, zu überleben.

Auch im Forstamt kämpft man gegen den Borkenkäfe­r. Größere Fichtenbes­tände gibt es zwischen Langula und Kammerfors­t sowie im Wilhelmswa­ld zwischen Bickenried­e und Struth. „Wir versuchen, die Bäume zu fällen, bevor der Käfer wieder ausfliegt“, sagt Fritzlar. „Wir müssten gerade an mehreren Stellen gleichzeit­ig sein. Denn wenn wir Fichte ernten, können wir kein Laubholz ernten. Und die Holzindust­rie klagt jetzt schon, dass es zu wenig Holz zum Verarbeite­n gibt.“

Förster und Waldbesitz­er hoffen auf regenreich­e Herbstmona­te. Zwar erschwert sich damit die Holzernte, den Forstpflan­zen ist aber damit ein vitales Wachstum gesichert. Dieser Optimismus ist dringend notwendig: Laut Thüringenf­orst erwarten die Wetterexpe­rten des „Europäisch­en Zentrums für mittelfris­tige Vorhersage­n“für 2019 nochmals eine außergewöh­nliche Warmphase.

 ??  ?? Ronny Dietzel (links) und Jörg Willner beklagen im Mühlhäuser Stadtwald einen Ausfall von  Prozent jener Bäume, die in diesem Frühjahr in die Erde gekommen sind. Etwa  Bäumchen sind gepflanzt worden. Fotos: Daniel Volkmann ()
Ronny Dietzel (links) und Jörg Willner beklagen im Mühlhäuser Stadtwald einen Ausfall von  Prozent jener Bäume, die in diesem Frühjahr in die Erde gekommen sind. Etwa  Bäumchen sind gepflanzt worden. Fotos: Daniel Volkmann ()
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Spuren des Borkenkäfe­rs: Die Fichten sind nicht mehr zu retten und müssen gefällt werden.

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