Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
VW spart wegen E-mobilität noch mehr Milliarden ein
Hauptmarke Volkswagen will weitere Stellen streichen. Modellpalette soll verkleinert werden. Hohe Investitionen für Elektroautos
WOLFSBURG. Die Marke Volkswagen verschärft den Sparkurs, um die Investitionen in die Emobilität zu stemmen. Markenfinanzvorstand Arno Antlitz kündigte am Donnerstag in Wolfsburg verschiedene Maßnahmen an, mit denen die Kosten ab 2023 um weitere drei Milliarden Euro jährlich gesenkt werden sollen.
Geplant ist, die Produktivität der Werke zu steigern, im Vertrieb zu sparen, die Vielzahl der Modelle zu verringern sowie Verwaltungsstellen zu streichen. Das Renditeziel von mindestens sechs Prozent wird von 2025 auf 2022 vorgezogen.
Der Zukunftsvertrag zwischen Management und Arbeitnehmervertretung von 2016 sieht bereits vor, die Kosten bis 2020 um drei Milliarden Euro im Jahr zu senken. Davon sollten bis Ende dieses Jahres gut 2,2 Milliarden Euro erreicht sein. Zugleich wurde damals vereinbart, die Belegschaft an den deutschen Standorten um ein Fünftel oder 23.000 Stellen zu verkleinern. Gleichzeitig bauen die Wolfsburger 9000 Stellen in der Elektromobilität auf.
Das alte und neue Sparpaket soll die Kostenbasis um sechs Milliarden Euro senken. Damit verschafft sich VW Spielraum für die geplanten Investitionen. Bis 2023 will die Hauptmarke des Autokonzerns mehr als elf Milliarden Euro in E-mobilität, Digitalisierung, autonomes Fahren und neue Mobilitätsdienste stecken. Davon sollen allein in die E-mobilität mehr als neun Milliarden Euro fließen.
In Deutschland werden die Standorte in Zwickau, Emden und Hannover auf den Bau von Elektroautos umgerüstet, in China entstehen zwei E-werke, und in den USA sucht Volkswagen einen Standort. Über alle Marken hinweg steckt Volkswagen bis 2023 knapp 44 Milliarden in Elektromobilität, autonomes Fahren und die Digitalisierung. Das ist ein Drittel der Gesamtausgaben für den auf fünf Jahre angelegten Planungszeitraum bis 2023.
Derweil haben sich der Verbraucherklage gegen Volkswagen wegen des Diesel-abgasskandals inzwischen mehr als 81.000 Autokäufer angeschlossen. Sie beantragten einen Eintrag ins Klageregister, wie der Verbraucherzentrale Bundesverband berichtete. Der Verband will gemeinsam mit dem Automobilclub ADAC stellvertretend für vom Abgasskandal betroffene Vw-kunden gegen Volkswagen klagen. (rtr/dpa)