Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Hochsicherheitsderby in der Fremde
Die Boca Juniors treffen in Madrid auf River Plate. 5000 Polizisten sind beim Finale der Copa Libertadores im Einsatz
MADRID. Der bekannteste Kopf der Boca Juniors dieser Tage hat graue Haare und ist etwas füllig. Es handelt sich nicht um einen Spieler. Rafael Di Zeo ist Anführer der gefürchteten Ultragruppe „La Doce“(Die Zwölf). Die Nachricht, dass er in Argentinien eine Ausreise-erlaubnis für das Final-derby der Copa Libertadores nach Madrid erhalten hat, sorgte am improvisierten Spielort für Schockwellen. Zwar hieß es zuletzt, er wolle sich den Trip schenken. Aber der Vorgang verdeutlicht, dass dieses nachgeholte Rückspiel um Südamerikas wichtigste Vereinstrophäe ein so skurriles wie gefährliches Ereignis darstellt.
Beide Klubs, Boca und River Plate, sind aus Buenos Aires mittlerweile eingetroffen. Fast ein Monat ist seit dem Hinspiel (2:2) vergangen, fast zwei Wochen, seit der letzte Versuch an einer Fanattacke auf den Bocabus scheiterte. Aus Madrider Polizeikreisen heißt es, die Stadt stehe vor dem riskantesten Fußballspiel ihrer Geschichte.
Bis zu 5000 Sicherheitskräfte – darunter auch argentinische Polizisten – sind veranschlagt. Angestoßen werden soll in Reals Estadio Santiago Bernabéu am Sonntag um 20.30 Uhr, und es wird geben, was in Argentinien beim Superclasico verboten ist: Fans beider Mannschaften.
Ab neun Uhr morgens soll der breite Paseo de la Castellana, an dem das Stadion liegt, gesperrt und aufgeteilt werden: Riverfans im Norden, Boca im Süden, dazwischen drei Sicherheitsringe. Die Arena wird erst 90 Minuten vor Anpfiff geöffnet, damit die Fans weniger Zeit zum Aufeinandertreffen haben.
Die Eintrittskarten sind nicht personalisiert. Je 5000 gingen an die beteiligten Vereine, rund 8000 an Mitglieder von Real, 50.000 über das Internet in den freien Verkauf. Das Gros der Zuschauer dürfte sich aus den Exilargentiniern in Spanien rekrutieren. Auch ihr Prominentester, Lionel Messi, hat sich angekündigt für dieses scheinbar endloses Finale, über das Bocas Altmeister Carlos Tévez sagt: „Wir foltern uns seit 40 Tagen“.