Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Düstere Songs, provokante Bühnen-shows

Doors-sänger Jim Morrison wäre heute 75 geworden – Er starb mit 27 Jahren und gilt noch immer als Ikone der Rockmusik

- MELBOURNE.

Besorgten Eltern galt er in den 1960er-jahren als teuflische­r Rattenfäng­er, der die Jugend ins Verderben führt. Für seine Fans war er hingegen der lockengesc­hmückte Gott der Rebellion, der sein Leben auskostet, bevor er ins Nichts stürzt. Jim Morrison (1943–1971) ist bis heute eine der geheimnisv­ollsten Figuren der Rockmusik. Am heutigen Samstag wäre der Sänger der psychedeli­schen Rockband The Doors 75 Jahre alt geworden.

James Douglas „Jim“Morrison, geboren 1943 als Sohn eines Marineoffi­ziers aus Melbourne in Florida, führte einen selbstzers­törerische­n Lebensstil mit Alkohol und Drogen, forderte die Autoritäte­n heraus. Mit seinen drei Doors-musikern stieß der Poet und Songschrei­ber die Türen der Rockmusik kreativ weit auf: Songs wie „When The Music‘s Over“(1967), „Unknown Soldier“(1968) oder „Celebratio­n Of The Lizard“(1970) waren epische Konzeptstü­cke. Darin lebte er seine Visionen, Ängste und oft gewaltsame­n Fantasien aus.

In provokante­n Bühnenshow­s stachelte Morrison mit dunkler Lust an Aufruhr und Chaos sein Publikum auf. „Ich mag Ideen über den Zusammenbr­uch oder den Umsturz der etablierte­n Ordnung“, sagte er in einem Interview. Dies sei „die Straße zur Freiheit“. Der hochtalent­ierte Musiker rezitierte seine Gedichte in den Doors-songs, experiment­ierte mit Film, Klangeffek­ten, veröffentl­ichte drei Gedichtbän­de.

1965 gründete der ehemalige Filmstuden­t gemeinsam mit seinem Studienfre­und, dem Keyboarder Ray Manzarek, sowie dem Gitarriste­n Robby Krieger und dem Schlagzeug­er John Densmore in Los Angeles die Doors. Der Bandname war programmat­isch, er leitet sich von dem Essay „The Doors Of Perception“ (Die Pforten der Wahrnehmun­g) des britischen Schriftste­llers Aldous Huxley her. Darin geht es um die Erweiterun­g des Bewusstsei­ns durch die Einnahme von Drogen.

Ein traumatisc­hes Kindheitse­rlebnis prägte Morrisons Leben und Kunst: Als Vierjährig­er kam er mit seiner Familie zu einem schweren Verkehrsun­fall, an dem Indianer beteiligt waren. Der Geist der sterbenden Ureinwohne­r sei in ihn gefahren, erzählte Morrison später. Er präsentier­te sich gerne als „Schamane“und „Eidechsenk­önig“, als Mittler zwischen dem Bewussten und Unbewusste­n.

Vom Einfluss seines dominanten Vaters, eines Vietnamkäm­pfers, versuchte er sich zeitlebens zu befreien. In der ekstatisch­en Endzeitvis­ion «The End» (1967) rechnet er als imaginärer Vatermörde­r mit ihm ab.

Morrison stilisiert­e sich selbst zu einer Sex-ikone. Bis heute prangen die Schwarz-weiß-aufnahmen einer Fotosessio­n von 1967 auf T-shirts und Posters: Sie zeigen einen halbnackte­n Adonis in schwarzen Lederjeans.

Das rohe Debütalbum „The Doors“(1967) brachte den Durchbruch, machte die Doors zur wohl wichtigste­n Rockband der 1960erjahr­e in den USA. Der Song „Break On Through To The Other Side“rief dazu auf, zu neuen Bewusstsei­nsstufen zu gelangen. In dem Hit „Light My Fire“mit seinem magischen Orgelmotiv mischen sich Sex- und Todesfanta­sien. Gesundheit­lich angeschlag­en starb Morrison am 3. Juli nach Drogenkons­um in seiner Pariser Mietwohnun­g in der Badewanne. Herzstills­tand lautete die offizielle Todesursac­he. (epd)

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Sänger Jim Morrison Archiv-foto: dpa

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