Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Gute Nachricht vom Eisenacher Arbeitsmarkt
Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Handycap sinkt stärker ab als an anderen Orten
Es gibt sie gar nicht so selten, sie fallen nur weniger auf: Die guten Nachrichten. In Sachen Beschäftigung von Menschen mit Handicap hat die Agentur für Arbeit eine solche gute Nachricht für Eisenach parat. In Eisenach arbeiteten zuletzt 680 schwerbehinderte Menschen. Eckhard Lochner, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit: „Sie sind im Unternehmen so gut integriert, dass ihre Kollegen oftmals nichts von deren Beeinträchtigung wissen. Werden sie jedoch arbeitslos, fällt es ihnen schwerer, eine Beschäftigung aufzunehmen, als Menschen ohne Handicap.“
Das führt dazu, dass der Anteil der Menschen mit Behinderung an der Zahl der Arbeitslosen hoch ist – zu hoch, findet Lochner. Allerdings ist Eisenach einer der wenigen Orte, in denen dieser Anteil im vergangenen Jahr deutlich kleiner wurde. Angesichts der Dynamik auf dem Arbeitsmarkt geht die Zahl der Arbeitslosen zurück. Im Suhler Agenturbezirk, zu dem auch Eisenach gehört, sank die Arbeitslosigkeit in einem Jahr um 6 Prozent, die Arbeitslosenzahl der Menschen mit Schwerbehinderung allerdings nur um 3,6 Prozent. Anders in Eisenach. Hier ging die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr insgesamt um 4,6 Prozent zurück, bei den Menschen mit Schwerbehinderung dagegen um 17,9 Prozent.
„Das ist erfreulich“, so Lochner. „Ein Grund für diese Abnahme könnte eine zunehmende Offenheit der Arbeitgeber sein in Zeiten großer Fachkräfteengpässe. Natürlich fallen auch hier Altersabgänge durch Renteneintritte ins Gewicht.“ Als ein weiterer Faktor für diese positive Entwicklung könnte auch ein Sonderprojekt sein, das gefördert vom Bundesarbeitsministerium in Eisenach und Meiningen über drei Jahre (bis Oktober 2818) lief.
Darüber wurden schwerbehinderte und ihnen gleichgestellte arbeitslose Menschen, denen es bisher nicht gelungen ist, mit den zur Verfügung stehenden Hilfsangeboten und Förderinstrumenten, in den ersten Arbeitsmarkt einzumünden, betreut und individuell gefördert. Mit dem Projekt sollten diese Personengruppe in die Lage versetzt werden, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (wieder) aufzunehmen.
Dazu bedarf es einer individuellen und ganzheitlichen Betreuung. Dies geschah schrittweise über einen längeren Zeitraum von zwölf Monaten.
Bilanz: Insgesamt wurden 54 Menschen in das Projekt am Standort Eisenach aufgenommen. 25 von ihnen mündeten danach in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ein. Das ist eine Integrationsquote von rund 46 Prozent. Weitere nahmen zunächst geringfügige Beschäftigungen auf.
Das Fachkräftepotenzial sei da: Rund 75 Prozent der derzeit arbeitslosen Schwerbehinderten in Eisenach verfügen über eine schulische oder betriebliche Ausbildung, vier Prozent über einen akademischen Abschluss. Dennoch sei der Weg zur Integration für Menschen mit Handicap mit Hindernissen verbunden. „Oft existiert die Barriere in den Köpfen und die Erfahrung fehlt, wie auf die Bedürfnisse von Menschen mit Handicap eingegangen werden kann. Wir müssen Inklusion in unserer Arbeitswelt mehr und mehr als Selbstverständlichkeit betrachten“, findet Lochner.
Er verweist zudem auf die Förderinstrumente der Arbeitsagentur. Das reiche von Zuschüssen zur Ausbildungsvergütung über Probebeschäftigung, Eingliederungszuschuss bis zum Ausgleich von Behinderung durch technische Hilfen.
Er fordert die Arbeitgeber auf: „Sprechen Sie uns an. Wir beraten Unternehmen und Betroffene mit gezielt geschulten Fachkräften hinsichtlich notwendiger Anpassungen am alltäglichen Arbeitsplatz, unterstützen bei der Organisation und zeigen finanzielle Fördermöglichkeiten auf“.
Im November 2018 waren in Eisenach 1.376 Personen ohne einen Job, darunter 142 schwerbehinderte Menschen.
Ihr Anteil an allen arbeitslosen Personen liegt derzeit bei 10,3 Prozent.
Der Barriere in den Köpfen begegnen
● Arbeitgeber, die zu diesen und anderen Themen Kontakt zur Agentur für Arbeit suchen, können den Arbeitgeberservice in Anspruch nehmen. Dieser ist kostenfrei zu erreichen unter Tel. () .