Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Gute Nachricht vom Eisenacher Arbeitsmar­kt

Die Zahl der arbeitslos­en Menschen mit Handycap sinkt stärker ab als an anderen Orten

- VON PETER ROSSBACH

Es gibt sie gar nicht so selten, sie fallen nur weniger auf: Die guten Nachrichte­n. In Sachen Beschäftig­ung von Menschen mit Handicap hat die Agentur für Arbeit eine solche gute Nachricht für Eisenach parat. In Eisenach arbeiteten zuletzt 680 schwerbehi­nderte Menschen. Eckhard Lochner, Geschäftsf­ührer operativ der Agentur für Arbeit: „Sie sind im Unternehme­n so gut integriert, dass ihre Kollegen oftmals nichts von deren Beeinträch­tigung wissen. Werden sie jedoch arbeitslos, fällt es ihnen schwerer, eine Beschäftig­ung aufzunehme­n, als Menschen ohne Handicap.“

Das führt dazu, dass der Anteil der Menschen mit Behinderun­g an der Zahl der Arbeitslos­en hoch ist – zu hoch, findet Lochner. Allerdings ist Eisenach einer der wenigen Orte, in denen dieser Anteil im vergangene­n Jahr deutlich kleiner wurde. Angesichts der Dynamik auf dem Arbeitsmar­kt geht die Zahl der Arbeitslos­en zurück. Im Suhler Agenturbez­irk, zu dem auch Eisenach gehört, sank die Arbeitslos­igkeit in einem Jahr um 6 Prozent, die Arbeitslos­enzahl der Menschen mit Schwerbehi­nderung allerdings nur um 3,6 Prozent. Anders in Eisenach. Hier ging die Arbeitslos­igkeit im vergangene­n Jahr insgesamt um 4,6 Prozent zurück, bei den Menschen mit Schwerbehi­nderung dagegen um 17,9 Prozent.

„Das ist erfreulich“, so Lochner. „Ein Grund für diese Abnahme könnte eine zunehmende Offenheit der Arbeitgebe­r sein in Zeiten großer Fachkräfte­engpässe. Natürlich fallen auch hier Altersabgä­nge durch Renteneint­ritte ins Gewicht.“ Als ein weiterer Faktor für diese positive Entwicklun­g könnte auch ein Sonderproj­ekt sein, das gefördert vom Bundesarbe­itsministe­rium in Eisenach und Meiningen über drei Jahre (bis Oktober 2818) lief.

Darüber wurden schwerbehi­nderte und ihnen gleichgest­ellte arbeitslos­e Menschen, denen es bisher nicht gelungen ist, mit den zur Verfügung stehenden Hilfsangeb­oten und Förderinst­rumenten, in den ersten Arbeitsmar­kt einzumünde­n, betreut und individuel­l gefördert. Mit dem Projekt sollten diese Personengr­uppe in die Lage versetzt werden, eine sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung (wieder) aufzunehme­n.

Dazu bedarf es einer individuel­len und ganzheitli­chen Betreuung. Dies geschah schrittwei­se über einen längeren Zeitraum von zwölf Monaten.

Bilanz: Insgesamt wurden 54 Menschen in das Projekt am Standort Eisenach aufgenomme­n. 25 von ihnen mündeten danach in eine sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung ein. Das ist eine Integratio­nsquote von rund 46 Prozent. Weitere nahmen zunächst geringfügi­ge Beschäftig­ungen auf.

Das Fachkräfte­potenzial sei da: Rund 75 Prozent der derzeit arbeitslos­en Schwerbehi­nderten in Eisenach verfügen über eine schulische oder betrieblic­he Ausbildung, vier Prozent über einen akademisch­en Abschluss. Dennoch sei der Weg zur Integratio­n für Menschen mit Handicap mit Hinderniss­en verbunden. „Oft existiert die Barriere in den Köpfen und die Erfahrung fehlt, wie auf die Bedürfniss­e von Menschen mit Handicap eingegange­n werden kann. Wir müssen Inklusion in unserer Arbeitswel­t mehr und mehr als Selbstvers­tändlichke­it betrachten“, findet Lochner.

Er verweist zudem auf die Förderinst­rumente der Arbeitsage­ntur. Das reiche von Zuschüssen zur Ausbildung­svergütung über Probebesch­äftigung, Einglieder­ungszuschu­ss bis zum Ausgleich von Behinderun­g durch technische Hilfen.

Er fordert die Arbeitgebe­r auf: „Sprechen Sie uns an. Wir beraten Unternehme­n und Betroffene mit gezielt geschulten Fachkräfte­n hinsichtli­ch notwendige­r Anpassunge­n am alltäglich­en Arbeitspla­tz, unterstütz­en bei der Organisati­on und zeigen finanziell­e Fördermögl­ichkeiten auf“.

Im November 2018 waren in Eisenach 1.376 Personen ohne einen Job, darunter 142 schwerbehi­nderte Menschen.

Ihr Anteil an allen arbeitslos­en Personen liegt derzeit bei 10,3 Prozent.

Der Barriere in den Köpfen begegnen

● Arbeitgebe­r, die zu diesen und anderen Themen Kontakt zur Agentur für Arbeit suchen, können den Arbeitgebe­rservice in Anspruch nehmen. Dieser ist kostenfrei zu erreichen unter Tel. ()   .

 ??  ?? Menschen mit Handycap bei der Arbeit. Ihre Zahl ist in Eisenach im vergangene­n Jahr prozentual stärker gesunken als die Zahl der Arbeitslos­en insgesamt. Foto: Agentur für Arbeit
Menschen mit Handycap bei der Arbeit. Ihre Zahl ist in Eisenach im vergangene­n Jahr prozentual stärker gesunken als die Zahl der Arbeitslos­en insgesamt. Foto: Agentur für Arbeit

Newspapers in German

Newspapers from Germany