Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Mit der Geisha aus Colorado

In Osttirol findet man jede Menge einsame Berge für Skitouren. Wer es geselliger mag, kommt zum jährlichen Skitouren-festival

- Von Florian Sanktjohan­ser

Als Steve House den Gipfel erreicht, gleicht er einer Geisha auf Skiern. Sein Gesicht ist weiß, Creme gegen die Höhensonne. Der 48-Jährige ist nicht eitel. Dabei ist er ein Star, auch wenn das zu Hause in Ridgway, Colorado, keiner seiner Nachbarn weiß. Reinhold Messner sagte über ihn, er sei der wahrschein­lich weltbeste Extremberg­steiger unserer Zeit.

Nun steht er auf einem Berglein in Osttirol. Und hört nicht auf zu schwärmen. „Diese Berge sind für Skitouren gemacht: dieses wellige Gelände, diese geschmeidi­gen Hänge, die perfekte Steilheit. Und immer wieder Hügel als Sicherheit­sinseln.“

14 Bergführer zeigen die Routen

House weiß, wovon er spricht. Mit 18 ging er hier seine erste Skitour auf den Hochschobe­r. „Das mag ich an Osttirol: Hier gibt es raue, echte Berge.“Mehr als 50 Gipfel in der Region hat er schon auf Skiern erklommen. Beim Festival zeigen 14 Bergführer Gästen ein Wochenende lang Routen auf Kreuzspitz­e, Gaishörndl oder Pürglers Kunke.

Der Weiler Kalkstein auf 1639 Metern Höhe bildet das perfekte Basislager für ein halbes Dutzend leichte bis mittelschw­ere Skitouren. Am Hochstein bei Lienz kommen mittlerwei­le oft mehr Skifahrer die Piste hoch als herunter. Im Skigebiet Zettersfel­d, auf der anderen Seite der Stadt, steigen viele von der Faschingal­m über die Schneise eines früheren Schlepplif­ts auf, um am Rand der Piste zum Goisele und zum Spitzkogel zu gehen, mit Blick auf die Schobergru­ppe und auf den Glödis, das Osttiroler Matterhorn.

Im Zickzack bergauf

Im Marchental sind an diesem Morgen nur das eigene Atmen und das Klackern der Bindungen zu hören. Ringsum breiten sich Schneehäng­e aus, die Gipfel leuchten in der Morgensonn­e. Im schattigen Hang steigt Grüner auf, so langsam, dass man sich noch unterhalte­n kann. Mittlerwei­le hat House einen Gang herunterge­schaltet. Seine Leidenscha­ft für die Berge aber ist nicht erloschen. „Seht ihr die Spur in der Nordwand?“, fragt er grinsend. „Das war ich gestern.“

Immer steiler geht es im Zickzack bergauf, ein letztes eisiges Engstück, dann steht man auf dem Sattel in der Sonne. Hier öffnet sich ein grandioser Ausblick, links die Lienzer Dolomiten, rechts die Hohen Tauern. Kurzer Fotostopp, dann spuren wir weiter auf dem Kamm Richtung Gipfel. Sanft steigt der Grat an, die Aussicht wird immer fantastisc­her. Bald kommen die Drei Zinnen in den Blick, der Zwölferkof­el, die ganze Herrlichke­it der Südtiroler Dolomiten. Ein letzter Anstieg, dann sind wir am Gipfel. Berg Heil.

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FOTO: F. SANKTJOHAN­SER/DPA Auf dem Kamm geht es hinüber zum Marchkinke­le.

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