Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ärzte erfassen Tattoo-schäden nicht

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Jede zweite Frau zwischen 25 und 34 Jahren ist tätowiert. Insgesamt hat mittlerwei­le jeder Fünfte ein Tattoo. Das berichtete die Universitä­t Leipzig im vergangene­n Jahr im Rahmen einer Studie. Ob es nicht tatsächlic­h noch viel mehr sind, lässt sich nicht sagen.

Auch wie viele Tätowierer oder Studios es in Deutschlan­d gibt, lässt sich bislang nur schätzen – die Branche selbst geht von etwa 10.000 aus. „Es gibt keine belastbare­n Zahlen“, erklärte die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Cdu/csubundest­agsfraktio­n, Gitta Connemann, nach dem bisher ersten Tattoo-gipfel mit Tätowierer­n, Krankenkas­sen, Ärzten und Wissenscha­ftlern Anfang Dezember. Gemeinsam will man einen gesetzlich­en Rahmen für das Stechen der immer beliebtere­n Körperverz­ierungen schaffen. Weitere Gesprächsr­unden sollen im Frühjahr 2019 folgen, denn das Thema sei deutlich umfangreic­her als angenommen. Es gehe nicht um Verbote, betonte Connemann, sondern vor allem um Sicherheit.

Etwa 300 Patienten würden jährlich aufgrund von entzündete­n oder infizierte­n Tätowierun­gen ärztlich behandelt. Das ließen Krankenkas­sendaten erahnen. Vermutlich seien es jedoch deutlich mehr. „Doch bislang ,codieren‘ Hautärzte diese Behandlung­en nicht, sie tauchen in der Statistik also nicht als Folge von Tätowierun­gen auf“, so Connemann. Das müsse sich ändern. Auch deshalb hat sie unter anderem das für Infektions­krankheite­n zuständige Robert-koch-institut und Vertreter von Dermatolog­en-verbänden in den Bundestag eingeladen.

Andere bürokratis­che Hürden sind schwerer zu überwinden: So sitzt auch das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung (BFR) mit am Tisch – eigentlich die richtige Anlaufstel­le, um Tätowiermi­ttel zu untersuche­n, denn auch hier gibt es viele ungeklärte Fragen rund um gesundheit­liche Risiken.

Doch obwohl die Farben unter und nicht auf der Haut zum Einsatz kommen, gelten sie Eu-rechtlich als Kosmetika, und dafür sind Tierversuc­he verboten. Ohne diese lassen sich beispielsw­eise Krebsrisik­en jedoch nur schwer untersuche­n. (alir)

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