Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Vom Rechenmeister zur Smartphone-app
Kai und Christiane Brodersen zeigen in einem aufbereiteten Buch von Adam Ries, wie Mathe vor 500 Jahren funktionierte
ERFURT. Im sächsischen Annaberg im Erzgebirge wurde im 16. Jahrhundert mit Erfurter Gewichts-, Längen- und Währungseinheiten gerechnet. Warum das so war, ist ein Kuriosum. Es hat mit dem Rechenmeister Adam Ries zu tun.
Der im Jahr 1518 nach Erfurt gekommene Ries gründete hier eine Rechenschule und schrieb das erste Rechenbuch. Diesen mathematische Gebrauchs- und Bildungstext, der im Jahr 1525 beim Drucker Mathes Maler erschienen ist, haben die Autoren Christiane und Kai Brodersen nun in einem Buch zugänglich gemacht und für Geschichtsinteressierte und Mathematikbegeisterte aufbereitet. Neue Faksimile, Transkriptionen und die Übertragung ins Moderne ermöglichen so den Zugang in die Rechenwelt der frühen Neuzeit und bietet mit mehr als 100 aus dem Erfurter Alltagsleben gegriffenen Textaufgaben einen einmaligen Einblick in Handel und Wandel seiner Zeit.
„Das Interessante an dem Buch ist, dass es uns hilft, nachzuvollziehen, welche Güter in Erfurt vorkamen und welche Handelsorte für die Stadt relevant waren. Das sieht man dann an Rechenbeispielen, in denen zum Beispiel venezianische Dukaten in Erfurter Geld umgerechnet werden“, erklärt Kai Brodersen, Professor für Antike Kultur der Universität Erfurt.
Später übrigens, als Adam Ries von Erfurt nach Annabergbuchholz umzog, nahm er auch seine Rechenschule mit – und dachte gar nicht daran, sie an örtliche Gegebenheiten anzupassen. So kommt es, dass im Erzgebirge auf Erfurter Art gerechnet wurde.
● Christiane und Kai Brodersen „Adam Ries. Das erste Rechenbuch (Erfurt )“; Faksimile, Transkription, Übertragung Speyer , Seiten, , Euro