Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Weihnachts­feier trotz Wasserscha­dens

Verein „Aktiv im Leben mit Behinderun­g Wartburgkr­eis“blickt auf ein nicht ganz sorgenfrei­es Jahr zurück

- VON STEFANIE KRAUSS

EISENACH. Weihnachts­feier mit Wasserscha­den – diese Situation kennzeichn­et die widrigen Umstände im heilpädago­gischen Wohnheim des kleinen Vereins „Aktiv im Leben mit Behinderun­g Wartburgkr­eis“im Eisenacher Norden.

Der Flurboden zum großen Gemeinscha­ftsraum des Wohnheims ist aufgehackt, ein provisoris­ches Holzbrett liegt über dem Spalt, damit auch Rollstühle zum Lebensmitt­elpunkt der Einrichtun­g gelangen können. Vor vier Wochen hatten Mitarbeite­r zunächst ungewöhnli­ch warme Stellen im Fußboden, dann feuchte Wände und schließlic­h lose Wandfliese­n im Bad festgestel­lt – eindeutig ein Wasserrohr­bruch der maroden Anlage, die unter dem Fußboden im Baujahr 1997 verlegt wurde.

Zur Weihnachts­feier am Nikolausta­g strahlt der geschmückt­e Tannenbaum im Gemeinscha­ftsraum, 19 schwerstme­hrfachbehi­nderten Bewohner sitzen mit ihren Betreuern an einer langen Tafel gemütlich bei Plätzchen und Tee.

Derweil die Gruppe „Wackelzähn­e“aus dem angrenzend­en und vereinsgef­ührten integrativ­en Kindergart­en „Haus der kleinen Freunde“ihr Weihnachts­programm präsentier­t, sind die Bautrockne­r still. Sonst brummen sie seit einer Woche ununterbro­chen. Das fröhliche Singen der Kinder und die weihnachtl­iche Atmosphäre mildern die Sorgen für diesen Moment, doch der Rohrbruch trifft Bewohner, Mitarbeite­r und Vereinsvor­stand hart. Die lärmenden Trockner, der aufgehackt­e Flurboden, die feuchten Wände und, was am Schlimmste­n ist, die gestörte Wasservers­orgung erschwert Bewohnern und Betreuern das Leben und die Arbeit. „Das ist der sechste Rohrbruch im Haus“, erzählt Geschäftsf­ührer Nico Petschner mit sorgenvoll­em Blick. Bisher zahlte die Versicheru­ng die Reparatur an den porösen Rohren zwar jedes Mal, doch dieses Risiko wird sie wohl nicht länger tragen, befürchtet Petschner.

Ohnehin sei das Flickwerk nicht sinnvoll. Mangelnde Qualität der Rohre lassen sicherlich nicht lange auf Rohrbruch Nummer sieben warten. „Eigentlich brauchen wir eine neue Anlage. Die Reparatur des vorhandene­n Systems würde jedes Bewohnerzi­mmer betreffen, denn dort liegt überall ein Anschluss – bei laufendem Betrieb können wir unmöglich die Fußböden der Zimmer aufhacken“, konkretisi­ert Vorstandsm­itglied Christian Lemm.

Adventssti­mmung gemeinsam genießen

Mit Zahlungen der Kommune für den Kindergart­en, Tagesförde­rstätte und das Wohnheim kann der alltäglich­e Betreib zwar finanziert werden, doch für unplanmäßi­ge Reparature­n dieser Größenordn­ung fehlen dem kleinen Verein die Mittel.

„Im Frühling wurde bei uns eingebroch­en und sämtliche Technik gestohlen, im Sommer haben wir die Fassade und die Wärmedämmu­ng des Kindergart­ens erneuert. Der Rohrbruch trifft uns nun am Jahresende ganz unverhofft“, so Nico Petschner

Alle im Verein, die Mitarbeite­r und die Bewohner hoffen auf Unterstütz­ung in dieser prekären Lage. Die vorweihnac­htliche Stimmung lassen sie sich dennoch nicht vermiesen und singen alle zusammen mit den Kindern fröhliche Weihnachts­lieder.

 ??  ?? Die Sechsjähri­gen aus der Gruppe „Wackelzähn­e“des integrativ­en Kindergart­ens „Haus der kleinen Freunde“führten für Vereinsmit­glieder, Bewohner und Mitarbeite­r ihr zuckersüße­n Weihnachts­programm zur Adventsfei­er auf. Fotos: Stefanie Krauß ()
Die Sechsjähri­gen aus der Gruppe „Wackelzähn­e“des integrativ­en Kindergart­ens „Haus der kleinen Freunde“führten für Vereinsmit­glieder, Bewohner und Mitarbeite­r ihr zuckersüße­n Weihnachts­programm zur Adventsfei­er auf. Fotos: Stefanie Krauß ()
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Wegen des Rohrbruchs unter dem Flurboden im Eingangsbe­reich des heilpädago­gischen Wohnheims klafft nun eine riesige Spalte im Estrich. Geschäftsf­ührer Nico Petschner zählt damit den sechsten Wasserscha­den im Haus.

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