Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Stuntman für alle Fälle
Für den Thüringer Benjamin Nippe ist jeder Tag sehr spannend und actionreich – 2018 war ein Jahr voller Höhepunkte
ZEULENRODA-TRIEBES. Er ist angekommen, hat sich durchgeboxt, hat Höhen und Tiefen bewältigt und steht trotzdem fest mit beiden Beinen auf der Erde. Die Rede ist von Benjamin Nippe aus Triebes. Er ist ein Mensch geblieben, der seine Wurzeln zu achten weiß, und kehrt nach einem anstrengenden Jahr stets gerne wieder zurück in seine Heimatstadt Triebes. Hier lebt seine Familie, hier kann er ausruhen und entspannen.
Noch wird er eine Zeit in Triebes verbringen, fernab der großen Kinoleinwände, der gewagten Sprünge und Stunts, bevor er wieder durchstartet. Als wir jetzt telefonierten war der Stuntman gerade auf dem Rückflug von den Azoren. Dort hat der 31Jährige nicht nur die Ruhe gesucht, sondern sich auch sportlich betätigt. Das soll heißen, dass er sich nicht nur in die Sonne gelegt hat, sondern sich eben auch sportlich betätigt hat mit Tauchgängen und Klettertouren.
Ob er die 100 Filmprojekte und Fernsehproduktionen im vergangenen Jahr voll gemacht hat, das kann der gebürtige Triebeser nicht so genau sagen. Fakt aber ist, seit er 2006 seine Karriere als Stuntman begonnen hat, geht es steil bergauf. Er spielt bei Film und Fernsehen, übernimmt die Stunts für spektakuläre Unfälle, für Kampfszenen und mehr. Er stürzt sich aus schwindelerregender Höhe, überschlägt sich in Autos, landet in Flammen, muss Schläge einstecken, dreht Schrauben in der Luft, kommt von weit oben gestürzt und trotz aller Risiken wieder heil aus der Sache raus. „Klar gibt es Blessuren, blaue Flecken und klar wird das Risiko immer bleiben“, sagt der Triebeser. Mitte des Jahres war der Triebeser für einen Motorradsturz bei „NordWest“gefragt, im Sommer war er bei dem Dreh unter der Regie von Fatih Akin für „Der goldene Handschuh“Stuntdouble. Der Horror-Thriller von Fatih Akin basiert auf dem gleichnamigen Roman von Heinz Strunk und erzählt über den Frauenmörder Fritz Honka aus dem Hamburger Kiezmilieu der 1970er-Jahre. „Es waren sehr gut nachgebaute Kulissen; und ich war mittendrin als der junge Fritz Honka – und als ein Werftarbeiter. „Das war richtig cool“, sagt der 31-Jährige nicht ohne berechtigten Stolz. Im Februar 2019 soll der Film im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin seine Premiere feiern. Ein Kinostart in Deutschland soll am 21. Februar 2019 folgen.
Aber auch den Triebeser beeindruckt noch so mancher Dreh: „Ich durfte in einer LiveShow zu Halloween Guido Cantz aus ‚Verstehen Sie Spaß‘ doubeln“, sagt der Triebeser; und es lässt sich nicht leugnen, er hatte Spaß dabei. Unter einem großen Kürbis steckte nicht etwa Guido Cantz und kam die Treppe runter gekugelt, sondern Benjamin Nippe. „Es war eine super Erfahrung. Es ist echt gut geworden.“Man konnte es nicht sehen; lediglich ein paar Leute, die ganz vorne saßen, haben es mitbekommen, sagt Ben. So rufen ihn seine Freunde und dem Triebeser ist es ganz recht, denn „Benjamin klingt sehr klassisch“. Ein weiteres Highlight war der Dreh für „Drei Engel für Charlie“. Ben fuhr mit einer Ducati 900 mit 70 Kilometer pro Stunde in Hamburg. Ein Stunt wurde benötigt.
In „Für alle Fälle Janko“war seine Fitness weniger gefragt, vielmehr kam es auf den Vogtländischen Dialekt an. Den beherrscht der Triebeser natürlich. In der Verfilmung von Alfons Zitterbacke in Halle hatte der Triebeser die Rolle eines Praktikanten, dem dank Alfons ein Missgeschick passiert, gespielt. Die Geschichte von Gerhard Holtz-Baumert hat Produzentin Nicole Kellerhals in die JetztZeit geholt. Auch dieser Film soll in diesem Jahr in die Kinos kommen. Für „Soko Leipzig“spielte er einen betrunkenen Mann und wurde von einem Auto angefahren.
Die Reihe seiner Aufträge könnte noch weitergeführt werden. In den vergangenen Jahren hat sich Benjamin Nippe einen Namen in Deutschland gemacht; und es lief super, wie er selbst sagt. Im kommenden Jahr möchte er seine Kontakte erweitern. Er will international Fuß fassen. Natürlich sei da die Auswahl an guten Stuntwomen und -men viel größer. Das ist dem Triebeser durchaus bewusst. Benjamin Nippe wird in die USA reisen. Hamburg ist recht cool und ideal für die Arbeit des Triebeser. Die Stadt sei allerdings nichts um auszuspannen. Für ihn sei es wichtig, von seinem Wohnort schnell an viele Orte der Welt zu gelangen. Schließlich ist sein Hobby auch gleichzeitig sein Beruf mit stetigen Qualifizierungen und Weiterbildungen. Zudem managt er sich selbst. Diese Art der Vermarktung ist für ihn wichtig. So sei er stets mittendrin, sagt der fitte junge Mann.
Doch auch das Training neben den Drehs – Laufen, Krafttraining und Fitness – gehören ebenso dazu wie betriebswirtschaftliche Dinge.
„Das schöne ist, ich darf Dinge tun, die eigentlich verboten sind“, sagt der Triebeser, der die pure Lebensfreude ausstrahlt.
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