Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Spahn legt sich mit den Kassen an

Gesundheit­sminister will Fettabsaug­ung erstatten lassen. Drei Millionen Betroffene unter krankhafte­r Fettvertei­lungsstöru­ng

-

BERLIN. Gesundheit­sminister Jens Spahn legt sich mit den Krankenkas­sen an: Nach dem Willen des CDU-Politikers sollen die Kosten für die Fettabsaug­ung bei Patienten mit krankhafte­m Fettstoffw­echsel künftig von den Kassen übernommen werden. Und nicht nur das: Spahn will per Gesetz festschrei­ben, dass das Gesundheit­sministeri­um auch in anderen Fällen die Kassen zur Kostenüber­nahme verpflicht­en kann. Bislang entscheide­t die Selbstverw­altung aus Krankenkas­sen, Ärzten und Kliniken darüber, welche Therapien erstattet werden.

Spahn hatte der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“gesagt, unter der krankhafte­n Fettvertei­lungsstöru­ng litten bis zu drei Millionen Frauen. Ihnen wolle er schnell und unbürokrat­isch helfen. Der gemeinsame Bundesauss­chuss der Ärzte und Krankenkas­sen (G-BA) befasst sich seit Langem mit dem Thema, hat aber noch keine abschließe­nde Entscheidu­ng getroffen. Der Grund: Der Nutzen der Fettabsaug­ung sei noch nicht ausreichen­d belegt. Spahn will jetzt nicht länger warten.

Spahns Vorstoß stieß am Freitag auf breite Kritik – auch in den eigenen Reihen: Unionsfrak­tionsvize Georg Nüßlein (CSU) warnte vor neuen Milliarden­kosten für das Gesundheit­swesen. Es müsse sichergest­ellt werden, dass kosmetisch­e Eingriffe nicht auf Kosten der Solidargem­einschaft gingen.

SPD-Fraktionsv­ize Karl Lauterbach lehnt Spahns Vorstoß grundsätzl­ich ab: „Wenn künftig die Politik nach Gusto bestimmen würde, was bezahlt wird und was nicht, würde das Vertrauen der Versichert­en in den medizinisc­hen Nutzen der Leistungen der GKV ausgehöhlt.“Es müsse mehr wissenscha­ftliche Prüfung von Verfahren geben, nicht weniger. Auch vonseiten der Ärzte kam Kritik: „Es wäre ein schlechtes Signal, wenn Leistungen mit nicht eindeutig nachgewies­enem Nutzen per Rechtsvero­rdnung eingeführt würden“, warnte Andreas Gassen, Vorstandsc­hef der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung. (jule)

 ?? FOTO: GETTY ?? Gesundheit­sminister Jens Spahn
FOTO: GETTY Gesundheit­sminister Jens Spahn

Newspapers in German

Newspapers from Germany