Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Wie konservati­v wird die CDU?

Annegret Kramp-Karrenbaue­r bereitet ihre Partei bei einer Klausur in Potsdam auf das wichtige Wahljahr vor

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN. Die neue Chefin hat vorgesorgt, um gute Stimmung zu schaffen. Annegret KrampKarre­nbauer lädt den CDU-Vorstand zur Klausur nach Potsdam, an den schönen Templiner See. Für Kramp-Karrenbaue­r und ihren neuen Generalsek­retär Paul Ziemiak ist es der erste große Aufschlag. Beide bemühen sich darum, im Jahr der Wahlen in Europa, in drei ostdeutsch­en Bundesländ­ern und in Bremen, Geschlosse­nheit zu zeigen. Nach dem vergangene­n Schreckens­jahr für die Union – mit Regierungs­krise, Unionsstre­it und herben Stimmverlu­sten bei den Landtagswa­hlen – will AKK fortsetzen, was sie Anfang Januar bei der CSU-Landesgrup­pe begann: Ruhe in die Union bringen. Dafür muss sie nicht nur das Verhältnis zur CSU kitten, sondern auch ihre eigene Partei befrieden.

Denn bei vielen in der CDU wirkt der Hamburger Parteitag noch nach, bei dem nur 18 Stimmen fehlten, um Ex-Fraktionsc­hef Friedrich Merz an die Spitze der Partei zu bringen. Die Sehnsüchte nach einem konservati­veren Profil der CDU, die er verkörpert, sind weiterhin vorhanden. AKK versuchte vor der Klausur, die Causa Merz zu entschärfe­n. Sie will ihn als Mitglied in einen CDU-Expertenkr­eis zur sozialen Marktwirts­chaft einbinden.

Merz schwieg nicht lange – bereits am Freitag machte er bei einer Veranstalt­ung, für die er als Redner schon länger gebucht war, klar, dass er sich nicht in Gremien einbinden lassen wolle. Die Verantwort­ung für die CDU liege bei der neuen Vorsitzend­en. Er habe angeboten, ihr persönlich zu helfen. „Aber das ist nicht mit Aufgaben verbunden, die in irgendeine­r Kommission oder in irgendeine­m Gremium geleistet werden.“

Also eine Absage an die Mitarbeit? Im Konrad-AdenauerHa­us antwortet man leicht süffisant: AKK und Merz hätten kürzlich mehrfach miteinande­r gesprochen und die Rolle gemeinsam definiert. „Der Beraterkre­is der Parteivors­itzenden, dem er angehören soll, ist kein offizielle­s Gremium der Partei. Insofern gibt es auch keinen Dissens.“Der Wirtschaft­sflügel jedenfalls gibt sich noch nicht zufrieden. Die Rede von Merz sende ein „starkes wirtschaft­sund gesellscha­ftspolitis­ches Signal“, sagte der Generalsek­retär des CDU-Wirtschaft­srats, Klaus Steiger, unserer Redaktion. Die „bleierne Zeit“, wie sie AKK selbst genannt habe, müsse überwunden werden. „Die CDU sollte den gespielten Ball in der Rede von Friedrich Merz aufnehmen.“

Viel zu tun für die neue Vorsitzend­e, der ein Spagat zwischen den Strömungen gelingen muss. Und zwar schnell: Nach dem ZDF-„Politbarom­eter“käme die Union derzeit nur auf 29 Prozent – und ist damit weit vom eigenen Anspruch entfernt.

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