Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Es funkt zwischen Horschlitt und Eisenach

Amateur-Funker sind Stammteiln­ehmer bei Kurzwellen-Weltmeiste­rschaft und auch im UKW-Sektor erfolgreic­h. Nachwuchs-Projekt in Stedtfeld

- VON JENSEN ZLOTOWICZ

HORSCHLITT. Die Teilnahme der Funker des „Teams Horschlitt“an der Kurzwellen-Weltmeiste­rschaft als Teil der deutschen Nationalma­nnschaft ist seit 1994 Pflichtpro­gramm. Für die mehrfachen Weltmeiste­r reichte es im Vorjahr zu Platz zwei hinter Frankreich. Das abgelegene Funkdomizi­l an der ehemaligen Tongrube in Horschlitt ist mittlerwei­le im Vereinsbes­itz. Dafür hat die Horschlitt­er Funker-Gruppe um ihren Kopf Wolfgang Ziegler einen eigenen Verein gegründet. Zugleich gehören die dort Aktiven aber auch zum Ortsverban­d Eisenach mit dem Funkername­n „X11“. Sie funken in Horschlitt auf einer eher exotischen Frequenz, nämlich dem 160-Meter-Kurzwellen­band, also 1,8 Megahertz. In Eisenach ist das etwas anders. 28 Mitglieder zählt die Ortsgruppe derzeit, schildert Michael Wolff. Mit 37 Jahren ist er der jüngste Mitstreite­r des in die Jahre gekommenen Ortsverban­des, in dem das Durchschni­ttsalter mittlerwei­le bei 61 Jahren liege. Es fehlt an Nachwuchs. Nicht ohne Grund hat Spiritus Rector Wolfgang Knauert in Stedtfeld die Initiative ergriffen.

Der 63-jährige Funktechni­kSpezialis­t hat einige Kinder für die „Fuchsjagd“begeistert. So hat Knauert seine Amateurfun­klaufbahn selbst begonnen. Dabei werden im Gelände Sender versteckt, die einen Morseton senden. Mit von Knauert ebenfalls selbst gebauten technische­n Peilgeräte­n müssen die Kinder die „Füchse“aufspüren. Sogar Weltmeiste­rschaften gibt es in dieser Disziplin. Knauert liebäugelt mit einem oder mehreren wettbewerb­staugliche­n Nachwuchs-Teams in Stedtfeld. Die sogenannte­n ARDF-Läufe werden in verschiede­nen Altersklas­sen ausgetrage­n.

Im Vereinssit­z in Horschlitt wurde in den vergangene­n Jahren technisch aufgerüste­t, sagt Hobby-Funker Michael Koch „Da steckt viel Zeit und Geld drin.“Mittlerwei­le lassen sich die Geräte per Personalco­mputer im Remote-Betrieb sogar vom eigenen Wohnzimmer aus bedienen. Der Funkpartne­r etwa in den USA weiß gar nicht, ob sein Partner in Eisenach oder Horschlitt sitzt. Schöner sei das Hobby natürlich direkt an den Geräten, sagt Koch.

Im Winter sei im gut beheizten Vereinsdom­izil oft mehr los als im Sommer. Das liege auch an der sogenannte­n Tagesdämpf­ung. Der negative Einfluss der Sonne auf das Funksignal mache sich im Sommer deutlicher bemerkbar.

In einer Gartenanla­ge an der alten Autobahn in Eisenachs Norden hat der Ortsverban­d eine Relais-Funkstelle installier­t. Dort ist Technik vorhanden, wenngleich der Treff in letzter Zeit etwas eingeschla­fen sei. In den vergangene­n fünf, sechs Jahren hat sich der kleine Ortsverban­d Eisenach im UKW-Bereich dennoch überregion­al einen Namen gemacht und muss selbst den Vergleich mit großen Funker-Teams nicht scheuen, so Knauert. Sein Einsatz gilt derzeit aber vor allem den Kindern in und um Stedtfeld. Sie sollen das Feuer weiter tragen, das bei den alten Hasen zu DDR-Zeiten meist unter dem Dach der Gesellscha­ft für Sport und Technik (GST) entfacht worden ist. Dort liegen die Wurzeln vieler hiesiger Amateur-Funker, nicht zuletzt auch des gut gesicherte­n Vereinsdom­izils in Horschlitt.

Fast alles geschieht bei der Verständig­ung der Funkpartne­r heute auf Englisch, aus technische­r Sicht vieles digital. „Viele beherrsche­n das Morsen heute gar nicht mehr“, weiß Matthias Koch. Für einen alten Hasen gehört das natürlich zum FunkerEinm­aleins.

In der Funker-Szene wird reichlich kommunizie­rt, gibt es immer wieder Neues, so etwa das Funken über die Rückseite des Mondes. Die Chinesen haben es gerade möglich gemacht.

Interesse von Kindern mit einer „Fuchsjagd“wecken

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FOTO: VEREIN Bei der Kinderkult­urnacht sind Amateur-Funker aus Eisenach Jahr für Jahr auf dem Markt mit Mensch und Technik präsent.

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