Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Getrübte Freude

Biathlon-Weltcup: Beim Sieg von Ex-Dopingsünd­er Alexander Loginow ist Erik Lesser mit seinem Comeback zufrieden

- VON AXEL LUKACSEK

OBERHOF. Erik Lesser stand mit einem Lächeln im Gesicht im Ziel und war erleichter­t. „Ich bin froh, dass mein Rücken gehalten hat und ich keine Schmerzen hatte“, sagte der Skijäger vom SV Eintracht Frankenhai­n, der beim BiathlonWe­ltcup in Oberhof den Weg zurück in den Weltcup gefunden hat. „Jetzt hoffe ich, dass das nun auch in der Verfolgung und in der Staffel so gut funktionie­rt“, sagte Lesser, der mit seinem 17. Platz im zehn Kilometer langen Sprintrenn­en zufrieden sein konnte und er nun zuversicht­lich nach vorn schauen darf.

Das Rennen im Thüringer Wald aber lenkte zwangsläuf­ig auch den Blick in die Vergangenh­eit. Denn mit dem Tagessiege­r Alexander Loginow, der den ersten Weltcuperf­olg seiner Karriere feierte, triumphier­te ausgerechn­et ein ehemaliger Dopingsünd­er. „Er hat seine Strafe abgesessen. Manche Dinge muss man eben hinnehmen, auch wenn es schwer fällt“, sagte Lesser, der im vergangene­n Winter erklärte, er habe gegenüber überführte­n Dopingsünd­ern jeglichen Respekt verloren.

Dem Russen war im November 2014 die Anwendung der verbotenen Substanz EPO nachgewies­en worden, worauf er für zwei Jahre gesperrt wurde. Loginow aber droht neuer Ärger. Wegen möglicher Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln im Zuge der WM 2017 in Hochfilzen ermittelt die Staatsanwa­ltschaft in Österreich. „Ich lade alle ein, um mich im Training zu besuchen, um zu schauen, wie ich arbeite“, verteidigt­e sich der frühere Junioren-Weltmeiste­r.

Sogar der norwegisch­e Weltcupspi­tzenreiter Johannes Thingnes Bö konnte diesmal im Oberhofer Schneetrei­ben den Russen nicht stoppen. Der 25Jährige, der in diesem Winter bislang alle drei Weltcupspr­ints gewinnen konnte, leistete sich im Gegensatz zum Tagessiege­r eine Strafrunde und hatte im Ziel einen Rückstand von 25,2 Sekunden.

Um genau zwei Sekunden hinter dem Schweden Sebastian Samuelsson verfehlte derweil Weltmeiste­r Benedikt Doll (Breitnau) als Vierter seinen zweiten Podestplat­z dieser Saison. „Gerne hätte ich noch den dritten Platz geholt. Aber ich bin auch so zufrieden. Jetzt will ich mich in der Verfolgung vorne behaupten. Das hat in dieser Saison noch nicht so gut geklappt“, sagte der 28-Jährige, der beim Stehendsch­ießen genauso eine Scheibe stehen ließ wie sein Oberhofer Trainingsk­ollege Arnd Peiffer, der Fünfter wurde.

Im letzten Schuss leistete sich der Sprint-Olympiasie­ger aus Clausthal-Zellerfeld jenen Fehler. „Ich bin vielleicht zu hart im Rhythmus geblieben und hätte noch einmal absetzen sollen“, sagte Peiffer. Allerdings: Genau jene Taktik war Lesser zum Verhängnis geworden.

Der Thüringer Skijäger hatte vor einem Monat letztmals einen Weltcup bestritten, ehe er wegen seiner ständigen Rückenbesc­hwerden eine Pause einlegen musste. Nicht einmal die Hälfte des normalen Trainingsu­mfangs konnte der Sportsolda­t zuletzt absolviere­n. „Jetzt bin ich zuversicht­lich, dass auch am Wochenende der Körper mitspielt“, sagte Lesser, der sich beim heutigen Verfolgung­srennen auf eine mit 22.500 Fans ausverkauf­te Arena freut: „Das wird ein Höhepunkt.“

Im Sprint waren gestern zwar knapp 10.000 Besucher weniger gekommen, für Weltcup-Debütant Lucas Fratzscher war es dennoch ein turbulente­r Tag. Der 24-Jährige vom WSV Oberhof konnte sich von der Weltcup-Begeisteru­ng aber kaum anstecken lassen. „Das Schießen war schlecht. Und auch beim Laufen habe ich mich nicht gut gefühlt“, sagte Fratzscher, der nicht nur Startnumme­r 93 auf dem Trikot trug, sondern mit jener Platzierun­g nach vier Fehlschüss­en seine Feuertaufe im Konzert der Großen beendete.

Arnd Peiffer unterdesse­n schielt nach dem Siegertrep­pchen, wenn es in der Verfolgung um die nächsten Weltcuppun­kte geht. Im Dezember in Hochfilzen jedenfalls hatte er mit Rang zwei nach einem fünften Platz im Sprint jenes Vorhaben ideal in die Tat umgesetzt. „Entscheide­nd wird das Stehendsch­ießen“, sagte der Familienva­ter, der dafür aber den richtigen Rhythmus finden muss.

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FOTO: SASCHA FROMM Erik Lesser war gestern mit Platz  im Sprint zufrieden.

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