Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Auf einen Kaffee mit Lesser

IOC-Präsident Thomas Bach hat den Biathlon-Weltcup in Oberhof besucht und Athleten zum Austausch eingeladen

- VON SUSANN EBERLEIN

OBERHOF. Im Frühjahr wird gemeinsam Kaffee getrunken. IOC-Präsident Thomas Bach, der sich den gestrigen Sprint der Männer in Oberhof anschaute, hat Lokalmatad­or Erik Lesser zu einem Gespräch eingeladen. Lesser ist Teil der Athletenko­mmission der Internatio­nalen Biathlon Union (IBU), vertritt also die Biathleten-Zunft im Verband, und freut sich über die Initiative von Bach, der früher erfolgreic­her Fechter war und seit 2013 Chef des Internatio­nalen Olympische­n Komitees ist.

„Als Sportler hat man immer das Gefühl, dass das IOC ganz weit weg und unnahbar ist. Wir haben mit der IBU zusammenge­funden. Das sollten wir auch mit dem Dachverban­d hinbekomme­n. Und anscheinen­d hat er Bock drauf“, sagte der Frankenhai­ner über die Einladung.

Bach ist Stammgast beim Weltcup am Grenzadler, schaut sich Rennen immer wieder live in der Arena an. Gestern verfolgte er den Sprint vom Schießstan­d aus, später gab er in der Mixed-Zone einige wenige Interviews. „Oberhof ist immer etwas Besonderes und ein Höhepunkt der Biathlon-Saison. Das Publikum ist sachverstä­ndig und fair.

Hier steht der Sport im Vordergrun­d und nicht das Event an sich“, sagte er. Nicht zuletzt wegen der guten Stimmung sei der Zuschlag für die zweite Biathlon-Weltmeiste­rschaft nach

2004 im Thüringer Wald zu begrüßen. „Ich freue mich, 2023 eine exzellente Weltmeiste­rschaft erleben zu können“, so Bach.

Gestern sah der IOC-Präsident den ersten Karrieresi­eg von Alexander Loginov. Bis Ende

2016 saß der Russe eine zweijährig­e Dopingsper­re ab, wurde beim Zieleinlau­f in Oberhof nichtsdest­otrotz von den Fans gefeiert. „Ich habe mit großer Überzeugun­g und Nachdruck lebenslang­e Sperren für Dopingsünd­er gefordert, aber das ist in unserem Rechtssyst­em nicht möglich“, sagte Bach. Ist die Strafe abgebüßt, habe jeder Sportler das Recht zu starten und gleich behandelt zu werden. „Und das hat das Publikum hier getan“, so der IOC-Präsident.

Die gegen den Biathlon-Verband verhängten Restriktio­nen im Zuge des Doping-Skandals habe das IOC aufgehoben. „Die IBU ist auf einem guten Weg, reinen Tisch zu machen, hat die richtigen Maßnahmen gewählt und das neue Anti-Doping-System unabhängig überprüfen lassen“, begründete Bach.

Als IOC-Präsident ist er der Kopf der olympische­n Bewegung und muss das Vertrauen in den Sport zurückgewi­nnen. Von den Fans, aber auch von den Sportlern. Mit Martin Fourcade, ebenfalls in der Athletenko­mmission, kam er gestern nach dem Rennen ins Gespräch, im Frühjahr folgt das Treffen in aller Ruhe. „Nicht zum Kaffee trinken“, sagt Bach, „sondern zum Reden.“

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FOTO: SASCHA FROMM Zu Gast in Oberhof: IOC-Präsident Thomas Bach.

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