Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Lawine rollt in Hotel
Drei Menschen werden in Schweizer Urlaubsort verletzt. In Bayern kommt der Fahrer eines Schneepflugs ums Leben
MÜNCHEN. Die heftigen Schneefälle der vergangenen Tage halten in der Alpenregion weiter die Einsatzkräfte in Atem – und neuer Schnee kündigt sich bereits an.
Lawinen: In der Schweiz ist eine Lawine in ein Hotelrestaurant gekracht und hat drei Menschen leicht verletzt. Das Unglück ereignete sich am Donnerstagabend auf der Schwägalp im Kanton Appenzell Ausserrhoden auf rund 1300 Metern Höhe.
Mehr als ein Dutzend Autos und Teile des Hotel-Restaurants wurden von den weißen Massen verschüttet. Ein Gast des Restaurants sagte der Schweizer Zeitung „Tagblatt“, er habe draußen plötzlich Schnee herumwirbeln sehen und zunächst an eine Dachlawine geglaubt. „Dann gab es einen Riesenlärm, und im hinteren Bereich drangen die Schneemassen ins Restaurant ein.“
In weiten Teilen der bayerischen und österreichischen Alpen aber ist die Lawinengefahr Experten zufolge gesunken. In Österreich haben die Einsatzkräfte den gestrigen Tag genutzt und Lawinen von den Hängen abgesprengt. Dadurch kann etwa die Straße ins Skigebiet Hochkar wieder freigeräumt werden. Im freien Gelände bleibt es aber dennoch äußerst gefährlich. Unfälle und Vekehrschaos: In Lenggries bei Bad Tölz rutschte ein 18 Tonnen schwerer Schneepflug auf steilem Gelände in die Isar. Der 48-jährige Fahrer wurde laut Polizei unter Wasser eingeklemmt und erlag wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen.
An den Flughäfen München und Frankfurt/Main wurden am Freitag jeweils rund hundert Flüge gestrichen. Auch der Bahnverkehr blieb auf vielen Strecken Bayerns unterbrochen. Spaziergänger und Sportler durften in Sachsen mehrere Waldgebiete nicht betreten.
In der Nacht zuvor mussten auf der Autobahn 8 in der Nähe des Chiemsees zahlreiche Menschen mehrere Stunden bei starkem Schneefall in ihren Autos ausharren. Schneeglätte und ein querstehender Lastwagen brachten den Verkehr zeitweise komplett zum Stillstand.
Katastrophenalarm: In fünf bayerischen Landkreisen gilt mittlerweile der Katastrophenfall. Im Kampf gegen die Schneemassen ist die Bundeswehr nach eigenen Angaben mit 350 Soldaten im Einsatz. Sie befreien Dächer von den schweren Schneemassen, versorgen Bewohner in schwer zugänglichen Orten und transportieren Helfer mit gepanzerten Kettenfahrzeugen. 300 weitere Kräfte seien in Bereitschaft versetzt worden, erklärte ein Bundeswehrsprecher. Am Kloster Maria Eck sind Mönche rund um die Uhr damit beschäftigt, das historische Gebäude vom Schnee zu befreien.
Rettung: Das österreichische Bundesheer hat am Freitag eine große Schülergruppe aus dem Ruhrgebiet mit zwei Hubschraubern von einer Alm ausgeflogen. Die insgesamt 66 Menschen umfassende Gruppe habe seit Sonnabend im Hochberghaus in Grünau im Almtal festgesessen, sagte Bürgermeister Wolfgang Bammer der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die Jugendlichen aus Witten waren für einen Skikurs nach Oberösterreich gereist.
Viele Hunderte Menschen sitzen in verschiedenen Orten weiterhin fest. Alleine im Berchtesgadener Ortsteil Buchenhöhe sind weiter rund 300 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten.
Ausblick: Nach einer kurzen Schneepause erwarten Meteorologen weitere Niederschläge. Große Tiefausläufer bringen am Sonntag kräftigen Schneefall in den Alpenraum. (dpa)