Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Startvorbereitung für die Saison oder: Mir reicht’s!
Ich bin ja ein bekennender Vielfraß. Kein Teller, Topf oder gefülltes Glas selbstunbekanntenInhaltsistvor mir sicher, alles muss gekostet werden. Meine Kindern verstecken ihre Schokoladentafeln vor mir. Ich breche da auch keine Stückchen ab, sondern mindestens Doppelriegel. Würde ich nicht allmorgendlich durch den Ilmpark rennen, sähe ich schon aus wie ein sehr großer, runder, aber leckerer Kartoffelkloß. Nun wird einem ja auch die schönste aller Tätigkeiten irgendwann langweilig, wenn man sie in allen Varianten durchprobiert hat. Dann wechsele ich entweder das „Hobby“oder das „Sportgerät“und wenn das nicht hilft, setze ich einen neuen Reiz: durch Entzug. Justament nach der Völlerei der „stillen“Wochen am Jahresende meldet sich bei mir das Überdruckventil. Beim sonst so spannenden Gang durch die Lebensmittelregale kommt mir keine Idee mehr fürs Abendessen. An Wintergemüsen habe ich mich übergessen, bei Rotkohl sehe ich rot, das Schmoren von großen Braten erscheint mir auf einmal viel zu zeitaufwendig. Und die angeblich frischen (?) Gemüse, die bei uns im Frühling, eher im Sommer reif werden, sind mir zu dieser Jahreszeit einfach suspekt. Nicht mal auf das (die) mindestens eine Glas (Flasche) Wein habe ich noch Lust. Überdruss nach Überfluss. Also Systeme auf Neustart. Zum Glück habe auch ich nun einige ruhige Tage und ungelesene Bücher und so ernähre ich mich in der nächsten Zeit einfach mal von: nichts. Genau so lange, bis mir genau der richtige Apfel auf den Kopf fällt und mir die Eingebung für das nächste herrlich genüssliche Rezept gibt. Andere nennen das Fasten, für mich ist das die Startvorbereitung für die neue Saison. Mal gucken, wie lange es dauern wird. Auf keinen Fall bis Ostern. Aber das erzähle ich vielleicht in der nächsten Woche.