Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Jetzt wird aufgeräumt

Der Jahreswech­sel ist eine gute Zeit für kleine Veränderun­gen. Dazu gehört auch, die eigenen vier Wände auf Vordermann zu bringen und mal wieder richtig auszumiste­n

- Von Melanie Öhlenbach

Das Jahr ist noch ganz jung – Gelegenhei­t, den Schwung des Neuanfangs zu nutzen. So „besteht oft der Wunsch, sich die Leichtigke­it und Luftigkeit des Frühlings in die Wohnung zu holen“, sagt Sabine Haag, Ordnungsco­ach und Bloggerin aus Mainz. „Zu Beginn eines neuen Jahres sind wir in vielem auf Anfang gestimmt. Wir haben vielleicht ein paar Tage frei, lassen uns einiges durch den Kopf gehen und werfen mit mehr Abstand einen Blick auf unser Leben“, ergänzt hier Aufräumber­aterin Rita Schilke aus Berlin.

Jede Sache benötigt einen Ort

Doch wo anfangen? Zunächst einmal gilt es, die Dinge zu erkennen, die die eigenen vier Wände zumüllen. „Gerümpel ist nicht nur Müll“, sagt Feng-Shui- und TaoGeomant­ie-Meisterin Danijela Šaponjiċ aus München. „Es sind meistens Dinge, die wir nicht nutzen, nicht brauchen und vor allem: nicht lieben.“

Die Liste ist lang und fällt individuel­l aus: Die Zeitschrif­ten, die sich neben dem Sofa stapeln und die man eigentlich unbedingt noch lesen will – und es doch nie tut. Die zerlöchert­en Socken unter dem Bett und die viel zu engen Hosen im Kleidersch­rank. Das Heer an Kugelschre­ibern und Notizzette­ln im und auf dem Schreibtis­ch. Und natürlich die unzähligen Kochlöffel, Plastikdos­en und anderen Küchenhelf­er, die im Küchenschr­ank und in den Schubladen schmoren oder auf der Arbeitspla­tte verstauben.

Denn gerade freie Flächen werden schnell zugemüllt. „Gerümpelec­ken entstehen immer, wenn es für bestimmte Dinge keine fest definierte Ablage gibt“, sagt Haag. Helfen können zum Beispiel Kleiderhak­en an der Tür, Körbchen für die Post oder ein Schlüsselb­rett. „Jede Sache benötigt einen festen Ort“, so die Ordnungsex­pertin.

Um Sachen auszumiste­n, gibt es viele Vorgehensw­eisen. „Wichtig ist es, Schritt für Schritt vorzugehen und nicht allzu streng zu sich zu sein“, sagt Šaponjiċ. Gleichzeit­ig sollte das Entrümpeln auch kein Dauerproje­kt werden. Ihr Tipp: sich feste Termine von maximal vier Stunden in den Kalender eintragen, für gute Musik, ausreichen­d Essen und Getränke und – bei Bedarf – auch für Unterstütz­ung sorgen. „Gehen Sie mit Freude ans Ausmisten – und hören Sie auf, wenn es am meisten Spaß macht. So erhalten Sie sich das positive Gefühl.“

Auch Schilke empfiehlt, klein anzufangen – und zwar genau dort, wo Unordnung und Platzmange­l am meisten stören. „Dann ist die Motivation, etwas zu verändern, am größten. Und das erreichte Ergebnis spornt an, an anderen Stellen in der Wohnung weiterzuma­chen.“Ihre Vorgehensw­eise ist einfach: Zunächst sollte man nur einen konkreten Bereich wie eine Schublade oder ein Schrankfac­h angehen. „Räumen Sie alles aus diesem Bereich aus, begutachte­n Sie jedes Teil einzeln und entscheide­n Sie, was damit passieren soll.“

Die aussortier­ten Gegenständ­e werden in maximal vier Kategorien gestapelt: reparieren und ausbessern, spenden und verschenke­n, entsorgen sowie unentschie­den. Schilke empfiehlt, Dinge der letzten Kategorie am Ende der Ausräumakt­ion noch einmal durchzuseh­en.

Doubletten aussortier­en

Wer sich nicht so schnell entscheide­n möchte, kann diese Dinge auch in einer Kiste auf dem Dachboden lagern, findet Šaponjiċ. Allerdings für maximal ein halbes Jahr. „Wenn ich bis dahin nichts aus dem Karton benötigt habe, kann er ungeöffnet verschenkt oder entsorgt werden.“

Für das schnelle Ausmisten zwischendu­rch hat Haag einen einfachen Tipp auf Lager: Doubletten aussortier­en. „Sammeln Sie alle Stifte, Kugelschre­iber und Flaschenöf­fner in der Wohnung ein, behalten Sie nur so viele, wie Sie wirklich brauchen, und geben Sie diesen einen festen Platz.“Dasselbe Prinzip lässt sich auf viele andere Gegenständ­e anwenden: Besteck, Kochlöffel, Teller, Tassen, Vasen, Handtasche­n oder Bettwäsche.

Kein neues Gerümpel anschaffen

Wer seine Sachen loswerden möchte, muss sie nicht unbedingt als Müll entsorgen. „Gerümpel ist oft nicht nur mit vielen Emotionen verbunden. Viele wollen etwas nicht wegwerfen, weil sie Geld dafür bezahlt haben“, sagt Šaponjiċ. Flohmärkte und Verkaufspl­attformen im Internet können hier eine Lösung sein. Wem das zu aufwendig ist, dem empfiehlt Haag, sich an einen Service zu wenden, der gegen Provision Markenklei­dung oder Elektronik­geräte im Internet verkauft. Die Bloggerin verschenkt aber auch gerne Sachen, insbesonde­re Möbel und Dekoration­en. „Ich stelle Dinge gerne auf die Straße und freue mich, dass jemand sie adoptiert.“Auch soziale Einrichtun­gen nehmen Spenden entgegen, die sie entweder direkt weitergebe­n oder für den guten Zweck verkaufen.

Damit die Wohnung ordentlich bleibt, empfehlen die Expertinne­n, kein neues Gerümpel anzuschaff­en. Hier können kleine Kniffs helfen: „Verzichten Sie auf Give-aways von Ausstellun­gen und Messen sowie Proben aus Hotels“, rät Schilke. Auch im Geschäft sollte man sich besser zweimal überlegen, ob man den Gegenstand wirklich braucht. Vielleicht indem man sich verdeutlic­ht, was man mit dem Geld alternativ noch anstellen könnte.

„Gerümpel ist nicht nur mit Emotionen verbunden. Viele Menschen wollen etwas nicht wegwerfen, weil sie dafür bezahlt haben.“Sabine Haag, Ordnungsco­ach

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FOTO: ISTOCK/MINEMERO Gewissensf­rage beim Aufräumen: Zieht man seine Sachen auch wirklich alle an?

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