Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Jetzt wird aufgeräumt
Der Jahreswechsel ist eine gute Zeit für kleine Veränderungen. Dazu gehört auch, die eigenen vier Wände auf Vordermann zu bringen und mal wieder richtig auszumisten
Das Jahr ist noch ganz jung – Gelegenheit, den Schwung des Neuanfangs zu nutzen. So „besteht oft der Wunsch, sich die Leichtigkeit und Luftigkeit des Frühlings in die Wohnung zu holen“, sagt Sabine Haag, Ordnungscoach und Bloggerin aus Mainz. „Zu Beginn eines neuen Jahres sind wir in vielem auf Anfang gestimmt. Wir haben vielleicht ein paar Tage frei, lassen uns einiges durch den Kopf gehen und werfen mit mehr Abstand einen Blick auf unser Leben“, ergänzt hier Aufräumberaterin Rita Schilke aus Berlin.
Jede Sache benötigt einen Ort
Doch wo anfangen? Zunächst einmal gilt es, die Dinge zu erkennen, die die eigenen vier Wände zumüllen. „Gerümpel ist nicht nur Müll“, sagt Feng-Shui- und TaoGeomantie-Meisterin Danijela Šaponjiċ aus München. „Es sind meistens Dinge, die wir nicht nutzen, nicht brauchen und vor allem: nicht lieben.“
Die Liste ist lang und fällt individuell aus: Die Zeitschriften, die sich neben dem Sofa stapeln und die man eigentlich unbedingt noch lesen will – und es doch nie tut. Die zerlöcherten Socken unter dem Bett und die viel zu engen Hosen im Kleiderschrank. Das Heer an Kugelschreibern und Notizzetteln im und auf dem Schreibtisch. Und natürlich die unzähligen Kochlöffel, Plastikdosen und anderen Küchenhelfer, die im Küchenschrank und in den Schubladen schmoren oder auf der Arbeitsplatte verstauben.
Denn gerade freie Flächen werden schnell zugemüllt. „Gerümpelecken entstehen immer, wenn es für bestimmte Dinge keine fest definierte Ablage gibt“, sagt Haag. Helfen können zum Beispiel Kleiderhaken an der Tür, Körbchen für die Post oder ein Schlüsselbrett. „Jede Sache benötigt einen festen Ort“, so die Ordnungsexpertin.
Um Sachen auszumisten, gibt es viele Vorgehensweisen. „Wichtig ist es, Schritt für Schritt vorzugehen und nicht allzu streng zu sich zu sein“, sagt Šaponjiċ. Gleichzeitig sollte das Entrümpeln auch kein Dauerprojekt werden. Ihr Tipp: sich feste Termine von maximal vier Stunden in den Kalender eintragen, für gute Musik, ausreichend Essen und Getränke und – bei Bedarf – auch für Unterstützung sorgen. „Gehen Sie mit Freude ans Ausmisten – und hören Sie auf, wenn es am meisten Spaß macht. So erhalten Sie sich das positive Gefühl.“
Auch Schilke empfiehlt, klein anzufangen – und zwar genau dort, wo Unordnung und Platzmangel am meisten stören. „Dann ist die Motivation, etwas zu verändern, am größten. Und das erreichte Ergebnis spornt an, an anderen Stellen in der Wohnung weiterzumachen.“Ihre Vorgehensweise ist einfach: Zunächst sollte man nur einen konkreten Bereich wie eine Schublade oder ein Schrankfach angehen. „Räumen Sie alles aus diesem Bereich aus, begutachten Sie jedes Teil einzeln und entscheiden Sie, was damit passieren soll.“
Die aussortierten Gegenstände werden in maximal vier Kategorien gestapelt: reparieren und ausbessern, spenden und verschenken, entsorgen sowie unentschieden. Schilke empfiehlt, Dinge der letzten Kategorie am Ende der Ausräumaktion noch einmal durchzusehen.
Doubletten aussortieren
Wer sich nicht so schnell entscheiden möchte, kann diese Dinge auch in einer Kiste auf dem Dachboden lagern, findet Šaponjiċ. Allerdings für maximal ein halbes Jahr. „Wenn ich bis dahin nichts aus dem Karton benötigt habe, kann er ungeöffnet verschenkt oder entsorgt werden.“
Für das schnelle Ausmisten zwischendurch hat Haag einen einfachen Tipp auf Lager: Doubletten aussortieren. „Sammeln Sie alle Stifte, Kugelschreiber und Flaschenöffner in der Wohnung ein, behalten Sie nur so viele, wie Sie wirklich brauchen, und geben Sie diesen einen festen Platz.“Dasselbe Prinzip lässt sich auf viele andere Gegenstände anwenden: Besteck, Kochlöffel, Teller, Tassen, Vasen, Handtaschen oder Bettwäsche.
Kein neues Gerümpel anschaffen
Wer seine Sachen loswerden möchte, muss sie nicht unbedingt als Müll entsorgen. „Gerümpel ist oft nicht nur mit vielen Emotionen verbunden. Viele wollen etwas nicht wegwerfen, weil sie Geld dafür bezahlt haben“, sagt Šaponjiċ. Flohmärkte und Verkaufsplattformen im Internet können hier eine Lösung sein. Wem das zu aufwendig ist, dem empfiehlt Haag, sich an einen Service zu wenden, der gegen Provision Markenkleidung oder Elektronikgeräte im Internet verkauft. Die Bloggerin verschenkt aber auch gerne Sachen, insbesondere Möbel und Dekorationen. „Ich stelle Dinge gerne auf die Straße und freue mich, dass jemand sie adoptiert.“Auch soziale Einrichtungen nehmen Spenden entgegen, die sie entweder direkt weitergeben oder für den guten Zweck verkaufen.
Damit die Wohnung ordentlich bleibt, empfehlen die Expertinnen, kein neues Gerümpel anzuschaffen. Hier können kleine Kniffs helfen: „Verzichten Sie auf Give-aways von Ausstellungen und Messen sowie Proben aus Hotels“, rät Schilke. Auch im Geschäft sollte man sich besser zweimal überlegen, ob man den Gegenstand wirklich braucht. Vielleicht indem man sich verdeutlicht, was man mit dem Geld alternativ noch anstellen könnte.
„Gerümpel ist nicht nur mit Emotionen verbunden. Viele Menschen wollen etwas nicht wegwerfen, weil sie dafür bezahlt haben.“Sabine Haag, Ordnungscoach