Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Das beliebte Kindchenschema
Mein Name ist Paula von der Eulenburg. Ich bin ein Mops in der Stadt der Weimaraner. Und bei Hunden wie mir gibt es erwartbare Reaktionen. Da sind jene Menschen, die finden, dass all die Tiere, die sie für Schoßhündchen halten, gar keine richtigen Hunde sein können. Diese Personen machen aus ihrer Abneigung meist keinen Hehl. Das Gute ist: Zum engeren Zirkel meiner Menschen gehöre solche Zeitgenossen nicht.
Es gibt ein paar Menschen, die erst meinten, dass sie Möpse eigentlich nicht besonders angenehm fänden, aber die konnte ich im Laufe der Zeit überzeugen durch meine Art. Manche meinen ja, der Mops erschleiche sich die Zuneigung durch das Beibehalten eines lebenslangen Welpengesichtes. Aber mein Köpfchen ist gar nicht so sehr dem Kindchenschema entsprechend. Andere Hunde haben viel größere Glupschaugen und ein viel runderes Köpfchen. Ich bezaubere also vor allem durch mein Wesen, behaupte ich jetzt einfach mal. Ein Beispiel gefällig? Ich nehme mal lieber eines aus der Tierwelt. Da, wo ich gerade Urlaub mache, hat die Hofkatze sechs Junge bekommen. Mittlerweile tollen die Kleinen im Garten. Und ich passe auf sie auf. Sie haben mich als eine Art Tante angenommen. Wenn sie müde sind, schmiegen sich einige an meine Seite. Sie fühlen sich beschützt. Und ich fühle mich verantwortlich. Kommt der Hofhahn, der ziemlich fies picken kann, so stelle ich mich ihm in den Weg und verteidige den Schlaf der Kätzchen. Könnte natürlich sein, dass ich mich selbst durch die Tapsigkeit der Kleinen in besonderer Weise angesprochen fühle. Wir werden ja sehen, wie sich unser Verhältnis entwickelt. Ich hoffe, dass sie mir später nicht grundlos ihre Krallen zeigen.
Meine Menschen haben jedenfalls in den vergangenen Tagen öfter über die Frage gesprochen, ob das Kindchenschema bestimmten Haustieren Vorteile bringt. Und sie sind zu dem Ergebnis gelangt, dass ich die richtige Wahl war, auch wenn ich gar nicht so welpenhaft ausschaue als erwachsener Sportmops.
Diese Feststellung muss wahre Zuneigung sein. Es kommt halt doch auf die inneren Werte an...
Es kommt auf die inneren Werte an