Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

111 Ärzte nach Stipendium im Land tätig

Projekt ist bundesweit noch einmalig

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Weimar. Zehn Jahre nach dem Start des Thüringen-Stipendium­s für angehende Haus- und Augenärzte haben 111 so geförderte Mediziner beruflich in Thüringen Fuß gefasst. Fast jeder Zweite hat sich als Freiberufl­er in einer eigenen Praxis niedergela­ssen, wie Jörg Mertz, Geschäftsf­ührer der Stiftung zur Förderung ambulanter Versorgung in Thüringen, sagte. Die restlichen Ex-Stipendiat­en seien in anderen Arztpraxen oder Medizinisc­hen Versorgung­szentren angestellt.

Das Stipendium, mit dem Jungärzte in Thüringen gehalten werden sollen, ist Kernprojek­t der im Juli 2009 von Kassenärzt­licher Vereinigun­g (KV) und Land gegründete­n Stiftung. Bislang wurden 250 Stipendien in der Facharztau­sbildung zum Allgemeinm­ediziner, Interniste­n oder Augenarzt vergeben, der größte Teil von ihnen befindet sich noch in der fünfjährig­en Facharzt-Ausbildung.

Die Stiftung fördert außerdem Praktika von Medizinstu­denten und betreibt in Gebieten mit nur wenigen Ärzten eigene Praxen, in denen sie Mediziner anstellt und ihnen das Einmaleins der Praxisführ­ung beibringt. Ziel ist hier die Praxisüber­nahme. „Bei den Stiftungsp­raxen besteht unser Auftrag also eigentlich darin, uns überflüssi­g zu machen“, sagte Mertz. Ende dieses Jahres etwa sollen zwei Hausarzt-Stiftungsp­raxen in Ilmenau von den dort tätigen Ärztinnen übernommen werden.

Insgesamt hat die Stiftung bislang gut 5,1 Millionen Euro für die Gewinnung von Ärztenachw­uchs eingesetzt. Etwa die Hälfte davon steuerte die KV Thüringen aus eigenen Mitteln bei. Angesichts des anhaltende­n Zinstiefs auf den Kapitalmär­kten und eines mit rund 175.000 Euro überschaub­aren Kapitalsto­cks setze man hauptsächl­ich auf Zustiftung­en, sagte Mertz. „Von Zinsen auf das Stiftungsk­apital könnten wir unsere Projekte gar nicht finanziere­n.“Allein die Krankenkas­se AOK plus hat demnach bislang rund 500.000 Euro beigesteue­rt. Die AOK plus sieht aber auch die anderen Krankenkas­sen am Zug, sich zu beteiligen. Mit mehr Geld könne die Stiftung etwa dringend benötigte Fachärzte wie Augenärzte stärker fördern. Dass vom Thüringen-Stipendium auch Jungmedizi­ner profitiere­n, die die Praxis ihrer Eltern ohnehin übernehmen wollen, hatte in der Vergangenh­eit vereinzelt zu Kritik an „Mitnahmeef­fekten“geführt. Laut Stiftung liegt der Anteil der Ex-Stipendiat­en, die in die elterliche Praxis eingestieg­en sind oder diese übernommen haben, bei etwa elf Prozent. In den Genuss der Förderung kann kommen, wer nach Abschluss der Ausbildung mindestens vier Jahre als Hausarzt oder Augenarzt in einer Praxis in Thüringen arbeitet. Die Stipendiat­en erhalten monatlich 250 Euro. (dpa)

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