Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Tatarische­r Präsident wirbt um Thüringer Unternehme­n

Ramelow: Russland-Sanktionen sind ein Irrweg. Rustam Minnichano­w besucht den Freistaat bereits zum dritten Mal

- VON ELENA RAUCH

Weimar. Kommen Sie nach Tatarstan! Die Rede von Rustam Minnichano­w auf dem Wirtschaft­sforum ließe sich mit diesem Satz zusammenfa­ssen. Eine Einladung an Unternehme­n, die in Tatarstan beste Bedingunge­n für Geschäfte vorfinden.

Zur Bekräftigu­ng brachte Tatarstans Präsident eine Präsentati­on mit vielen Zahlen zu Wirtschaft­sbilanzen, Branchenzu­wächsen und einen Blick auf Innopolis mit. Ein Ort, der so futuristis­ch anmutet wie sein Name. Die künstliche Stadt nahe der Hauptstadt Kasan gilt als das russische Silicon Valley. Mit gläsernen Bürotürmen, einer Sonderwirt­schaftszon­e, einer Universitä­t und sogar verträglic­hen Mieten. Jetzt sei, so der Präsident, die beste Zeit, um sich in Tatarstan zu engagieren.

Eine Werbung, die viele Thüringer Unternehme­n wohl mit Interesse, aber auch mit Skepsis betrachten dürften. Denn trotz leichtem Aufwärtstr­end: In Zeiten europäisch­er Sanktionen sind vor allem für kleine und mittelstän­dige Betriebe Aufwand und Risiko für einen Einstieg in den russischen Markt zu hoch. So nutzte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) das Wirtschaft­sforum auch, um seinen Ruf nach einem Ende der Russland-Sanktionen zu bekräftige­n, die seien ein Irrweg. „Alle Ministerpr­äsidenten der neuen Länder werben für ihre Überwindun­g“, die Diplomatie müsse Antworten suchen.

Es ist der dritte Besuch des tatarische­n Präsidente­n in Thüringen. Mit großem Gefolge, zu dem auch mehrere Minister gehörten, absolviert­e er ein eng getaktetes Besuchspro­gramm von der Bauhaus-Universitä­t in Weimar bis zum Kindermedi­enzentrum in Erfurt. Ein Gegenbesuc­h, im Mai reiste Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) mit Unternehme­rn in die autonome Republik, um die langjährig­en Kontakte trotz politische­r Schlechtwe­tterlage nicht abreißen zu lassen. Rund 360 Thüringer Unternehme­n waren nach Auskunft der Thüringer Landesentw­icklungsge­sellschaft 2014 auf dem russischen Markt aktiv, inzwischen sind es nur noch 220.

Zu diesen Hartnäckig­en gehören auch die Unternehme­n Petkus Technologi­e und Schülken Form. Deren Vertreter berichtete­n von ihren Erfahrunge­n im Russland-Geschäft. Die Sanktionen, so Geschäftsf­ührer Marco Schülken, hätten viele Türen zugeschlag­en, die auch nicht wieder geöffnet würden. Einen optimistis­chen Ausblick auf Künftiges gab es zum Abschluss des Wirtschaft­sforums trotz alledem: Das in Hermsdorf ansässige Unternehme­n Micro-Hybrid Electronic und die Erfurter Ibykus AG signierten mit Partnern aus Tatarstan neue Verträge.

Neue Verträge mit tatarische­n Partnern

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FOTO: MICHAEL GRÜBNER Tatarstans Präsident Rustam Minnichano­w (Zweiter von links) war gestern in Begleitung von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow in Thüringen unterwegs.

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