Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Diesel-Dilemma verdirbt neuem Daimler-Chef den Einstand
Kaum im Amt, ereilen Ola Källenius erst ein weiterer Diesel-Rückruf und dann eine Gewinnwarnung. Aber es gibt auch eine gute Nachricht
Stuttgart. Die ersten Wochen an der Daimler-Spitze stehen für den neuen Vorstandschef Ola Källenius unter keinem guten Stern. Mit einer Absatzflaute ohnehin schwach ins Jahr gestartet, wird der Autobauer erneut von der Affäre um mutmaßlich manipulierte Diesel-Motoren eingeholt. Eine kurze Pflichtmitteilung an die Börse begrub zunächst die Hoffnung auf Besserung. Daimler korrigierte darin die Prognose für das laufende Jahr nach unten. Im operativen Geschäft soll das Ergebnis nun nicht mehr leicht zulegen, sondern lediglich die Größenordnung von 2018 erreichen – und die war nicht allzu gut. Damit mussten Källenius, zuvor Entwicklungsvorstand, und der ebenfalls neue Finanzchef Harald Wilhelm gut einen Monat nach Amtsantritt prompt eine Gewinnwarnung verkünden. Eine gute Nachricht gab es hingegen für die Beschäftigten: Der geplante Sparkurs soll ohne den Abbau von Arbeitsplätzen umgesetzt werden. Unternehmen und Betriebsrat haben eine entsprechende ausgehandelt,
Vereinbarung wie Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht Ola Källenius, neuer Vorstandsvorsitzender von Daimler sagte: „Wir haben klar geregelt, dass es kein Personalabbauprogramm gibt.“
Vor betriebsbedingten Kündigungen sind die Beschäftigten zwar ohnehin geschützt, ein Abfindungsprogramm oder Ähnliches werde es nun aber auch nicht geben. „Es wird kein Geld in die Hand genommen, um Menschen zu suchen, die das Unternehmen verlassen“, sagte Brecht.
Am Freitag hatte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen Pflicht-Rückruf für rund 60.000 weitere Diesel-Fahrzeuge von Mercedes-Benz verhängt, weil es darin eine aus seiner Sicht illegale Abgastechnik entdeckt hat. Daimler selbst ist der Auffassung, dass die Funktion in Ordnung ist, und betont, sie den Behörden selbst offengelegt zu haben. Schon im Sommer hatte das BKA für 690.000 andere Autos einen Rückruf verhängt. Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, rief Daimler dazu auf, Betroffene zu entschädigen. „Statt einen langwierigen Rechtsstreit mit dem KraftfahrtBundesamt zu führen, sollte der Daimler-Konzern schnell für Klarheit sorgen. Die Betroffenen haben mehr als ein Software-Update verdient“, forderte er. Ein Zwangsrückruf sei nicht nur ärgerlich, es drohe auch ein Wertverlust des Fahrzeugs. Daimler kündigte an, für „verschiedene laufende behördliche Verfahren und Maßnahmen bei Mercedes-Benz-Diesel-Fahrzeugen“zusätzlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag zurückzustellen. (dpa)