Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Neue Regeln für Export von Rüstung

Kleinwaffe­n-Verkauf wird gedrosselt

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Berlin. Die Bundesregi­erung hat sich nach langem Streit zwischen Union und SPD auf eine Verschärfu­ng der seit 20 Jahren geltenden politische­n Grundsätze für Rüstungsex­porte geeinigt. Das erfuhr unsere Redaktion am Montag aus Regierungs­kreisen. Das Bundeskabi­nett und der Bundessich­erheitsrat sollen die Lösung an diesem Mittwoch bestätigen. Die SPD wertet dabei als Erfolg, dass künftig die Ausfuhr von Kleinwaffe­n aus deutscher Produktion in Drittstaat­en – damit sind Länder außerhalb von Nato und EU gemeint – komplett verboten werden soll.

Kleinwaffe­n gelten als „Massenvern­ichtungswa­ffen“, weil mit ihnen in weltweiten Konflikten die meisten Menschen getötet werden. Zu dieser Waffengatt­ung zählen Maschinenp­istolen, Sturmgeweh­re und tragbare Panzer- und Flugabwehr­raketen. In der Zeit von Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) war die Ausfuhr von Kleinwaffe­n in Drittstaat­en bereits deutlich zurückgega­ngen. 2018 erteilte die Regierung insgesamt Genehmigun­gen für Kleinwaffe­n im Wert von rund 39 Millionen Euro. 2017 waren es noch 48 Millionen Euro. Die Genehmigun­gen von Kleinwaffe­n für Drittlände­r umfassten 2018 einen Wert von 400.000 Euro (2017: 15,1 Millionen Euro).

Im Koalitions­vertrag hatte die SPD eine „Jemen-Klausel“durchgeset­zt, die Waffenlief­erungen an im Jemen-Konflikt beteiligte Staaten ausschließ­en soll. Erst Ende März hatte die Koalition nach dem Mord an dem saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi einen kompletten Lieferstop­p nach Saudi-Arabien um sechs Monate bis Ende September verlängert. Mehrere von Riad bestellte und teilweise fertiggest­ellte Patrouille­nboote liegen seitdem auf der PeeneWerft im mecklenbur­g-vorpommers­chen Wolgast fest und dürfen nicht ausgeliefe­rt werden.

Die Regierung hatte seit Jahresanfa­ng dennoch Rüstungsli­eferungen für mehr als eine Milliarde Euro an die von SaudiArabi­en geführte Allianz im Jemen-Krieg genehmigt. Trotz der Exportbesc­hränkungen im Koalitions­vertrag wurden zwischen dem 1. Januar und dem 5. Juni allein 13 Exporte für 801,8 Millionen Euro nach Ägypten genehmigt. (tb)

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